Dienstag, 29. Dezember 2009

Wie Sie sich selbst kommunikativ positiv beeinflussen können

Sie können sich durch einige kommunikative Strategien selbst positiv beeinflussen. Kommunikative Selbstkompetenz ist aktives Selbstmanagement.

Bitte lächeln
Gelegentliches Lächeln hilft Ihnen, die eigene Stimmung zu heben. Das Unterbewusstsein kennt weder Zeit (vorher/nachher) noch Kausalität (Gibt es eigentlich einen realen Grund zum Lächeln?). Somit ist es Ihrem Unterbewusstsein schlichtweg egal, ob Sie grundlos oder begründet lächeln. Aber: Wenn Sie lächeln, erzeugt Ihr Unterbewusstsein gerade die Gefühle des Wohlbefindens, die ansonsten mit Lächeln gekrönt werden.

Affirmationen
"Mir geht es von Tag zu Tag besser", empfahl der Apotheker Emil Cue einst seinen kranken Kunden als morgendliche Affirmation. Es wirkte. Und wurde zur Grundlage des später von I.H. Schulz entwickelten autogenen Trainings, das heute noch zur Entspannung eingesetzt wird. Der Ton macht die Musik. Ihre Haltung beeinflusst Ihre innere Haltung. Und wenn Sie gerade keine förderlichen Außenreize haben, denken Sie sich erfolgsorientiert. Formelhafte Vorsatzbildung heißt diese Technik auch. Dabei kreieren Sie sich einen positiv formulierten Ein- oder Zweizeiler, den Sie sich im entspannten Zustand wie ein Mantra immer wieder selbst vorsagen. Zu den Erfolgsregeln gehört, dass Sie keine Verneinung (kein 'nein', kein 'nicht') verwenden.

Nicken
Wie finden Sie die Idee, morgen nach dem Abendessen einen Spaziergang zu machen? Wenn Sie beim Lesen dieses Vorschlags nicken, werden Sie davon eher überzeugt sein, als wenn Sie nicht nicken oder gar den Kopf schütteln. In einer Untersuchung in Ohio fand man 2003 heraus, dass Nicken eine Art nichtsprachliche Kommunikation mit sich selbst darstellt, womit man sich vom Gehörten oder Gelesenen stärker überzeugt. Umso überzeugender kann man dies dann anderen vermitteln.



gepostet i.A von Dr. Stephan Lermer
Quelle: Lermer, Stephan (2005). Kommunikative Kompetenz. Gabal Verlag

Dienstag, 22. Dezember 2009

Klassische Musik zu den Feiertagen

Die Weihnachtszeit bietet natürlich nicht nur Nährboden für Streit und Zwist (siehe unseren Beitrag vom 18.12.09), sondern vor allem die Chance, einmal wieder zu Ruhe zu kommen und aktiv zu entspannen. Dass das für viele am besten mit Musik funktioniert, ist bekannt. Nun sind die sogenannten 'Weihnachtsklassiker', die in Radiostationen und Weihnachtsmärkten rauf- und runtergespielt werden - wie das unsägliche One-Hit-Wonder 'Last Christmas' - eigentlich nicht geeignet, uns Ruhe und Erholung zu verschaffen. Im Gegenteil: Sie sollen uns statt dessen aktivieren und energetisieren.

Viel besser eignet sich zur Entspannung und Gesundung die 'klassische' klassische Musik. An die gesundheitsfördernde Wirkung von Mozart, Bach, Schubert und Co. erinnert Prof. Dr. Trappe von der medizinischen Klinik der Universität Bochum in einem aktuellen Artikel:

Klassische Musik helfe nicht nur bei Ängsten und Depressionen, wo sie oft therapiebegleitend eingesetzt wird. Vielmehr habe der klassische Sound beruhigende Wirkungen auf objektive Gesundheitsparameter: Auf die Herzrate, die Herzratenvariabilität und die Hormonspiegel, insbesondere der oft gesundheitsschädlichen Stresshormone Cortisol und Adrenalin.

Wer nicht auf klassische Orchestermusik steht, dem empfiehlt der Bochumer Mediziner sanfte Rock- und Pop-Balladen. Bei Musikern sind die heilsamen Effekte klassischer Musik übrigens stärker ausgeprägt. Und auch Musik-Machen hat in der Regel beruhigende Wirkung. Singen im Advent und an Weihnachten ist also offensichtlich gesundheitsfördernd.

Also dann: "Sti-hille Nacht, heilige Nacht....


gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer

Freitag, 18. Dezember 2009

Nützliches für die Feiertage - Wie Sie Streit vermeiden

Die harmonische Weihnachtszeit ist - genau wie die Urlaubszeit - leider auch die 'Haupt-Streit-Zeit' des Jahres. Die Gründe dafür liegen auf der Hand oder können, falls man noch welche braucht, in jedem beliebigen Ratgeber nachgelesen werden.

Offenbar geht es uns allen an Weihnachten ähnlich: Die Erwartungen an das harmonische Beisammensein sind entweder so hoch, dass wir zwangsweise von unseren Liebsten enttäuscht werden ("Jetzt nimm dir doch endlich mal mehr Zeit für mich und die Kinder!"). Oder die Erwartungen an eine besinnliche Weihnacht sind schon durch Streit im Vorfeld, Advents-Einkaufsstress oder die Schweinegrippe so gründlich versaut, dass wir mit Genuss den Miesmacher an Weihnachten spielen: "Hab ich dir doch gesagt, dass ihm die Geschenke nicht gefallen!", "Nur Probleme, es gibt nur Probleme mit deiner Mutter an Weihnachten, ich hab es doch gewusst! Wären wir bloß weggefahren!", "Toll, jetzt bin ich krank, ich kann es gar nicht genießen, alles ist elend!".

Jeder hat seine speziellen Erwartungen und Gefühle an Weihnachten. Logisch, dass diese nie 100%ig kompatibel sein können. Der einzige Fehler ist nun eigentlich, diese Erwartungen und Gefühle nicht zu kommunizieren. Sprechen Sie also deutlich und am besten schon im Vorfeld aus, was Sie an Weihnachten wollen. Reden Sie gemeinsam und konstruktiv mit Ihrem Partner darüber, wie sich Ihre eigenen Interessen am besten vereinbaren lassen.

Gehen Sie Kompromisse schon im Vorfeld ein. Nehmen Sie ruhig Rücksicht auf die Wünsche Ihrer Lieben. Wenn Sie schon vorher wissen, dass sich Ihr Partner am 1. Feiertag gerne ein wenig Zeit für sich allein nehmen will, können Sie sich darauf einstellen und sind nicht enttäuscht, wenn Sie plötzlich mit sich oder den Kindern allein gelassen worden sind. Vergessen Sie dabei aber bitte nicht, Ihre eigenen Wünsche zu äußern.

Seien Sie sich bewusst, dass Freude und Harmonie weder ein 'Muss' ist, noch plötzlich an Heiligabend vom Himmel fällt. Warten Sie also zum einen nicht darauf, dass an Weihnachten zwischenmenschliche Wunder geschehen, sondern bereiten Sie die Harmonie vor. Wie? Indem Sie schon vor dem Fest Liebe, Dankbarkeit und Glück vermitteln. Planen Sie zum anderen aber auch nicht die Feiertage von Anfang bis Ende durch. Harmonie entsteht eben nicht auf Knopfdruck zum festgesetzten Termin und Besinnlichkeit kennt keine Optimalitätskriterien, die man zur Grundlage von Berechnungen machen könnte.

Der wahrscheinlich beste Tip für die Partnerschaft lautet aber, sich Zeiten der Ruhe und Zweisamkeit zu reservieren. Spaziergänge zum Beispiel, auf denen gar nicht viel gesprochen weden muss, sondern einfach nur das Gefühl der Stille und der Nähe des Partners da ist. Oder gemeinsam lesen neben dem Christbaum (sicher bekommen Sie auch mindestens ein Buch mehr, als Sie lesen können). Dabei kann man sich aneinanderkuscheln, vielleicht gemeinsam unter einer großen und warmen Decke, ab und zu dem Partner etwas erzählen...

Das Team des Instituts für Persönlichkeit und Kommunikation wünscht Ihnen ein glückliches Weihnachtsfest und eine besinnliche 'staade Zeit' - ganz nach Ihren geteilten Vorstellungen.


gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer

Dienstag, 15. Dezember 2009

Lohn macht glücklicher als Gehalt

Eine Abrechnung nach tatsächlich gearbeiteten Stunden macht die Beschäftigten glücklicher als ein festes Angestelltenverhältnis, bei dem monatlich ein immer gleich bleibendes Gehalt gezahlt wird. Das behaupten Forscher der Universitäten von Toronto, Los Angeles, London, Neu Delhi, Singapur und Washington DC in einer weltweiten Studie.

Für viele mag das seltsam klingen - verlangen wir doch gerade im sicheren Deutschland nach sicherem Gehalt, sicheren Renten und sicheren Anlagen. Doch die Daten der Studie "The Effect of Hourly Payment on the Money-Happiness Connection" sind nicht nur akribisch aufbereitet, sondern zudem konform mit psychologischen Theorien:

1) Einen Lohn für ihre tatsächlich geleistete Arbeit zu erhalten, gibt den Menschen ein Gefühl von Autonomie: Die Dinge in der Hand zu haben und selbst zu bestimmen, wieviel von seiner Arbeitskraft sie wem zu welchem Preis verkaufen. Damit einhergehend Gefühle von Stolz und Selbstwirksamkeit, wenn sie ein gutes monatliches Ergebnis erzielt haben.

2) Arbeitet man auf Stundenbasis, richtet man automatisch mehr Aufmerksamkeit auf die Bezahlung und das Verhältnis von Input (Arbeitskraft) und Outcome (Lohn). Damit bekommt man ein ganz anderes Verhältnis zur Entlohnung: Bei der Arbeit fokussiert man seine Bemühungen auf die wirklich wichtigen Dinge und die Zeit, die man dafür investiert. Auf Dauer bekommt man dadurch besser die individuell benötigte Work-Life-Balance hin.

Natürlich kann man nicht pauschal sagen, dass Löhne und Honorare immer zu mehr Produktivität und Glück führen als Gehälter. Für (nicht wenige) manche mag die Sicherheit im Vordergrund stehen, die mit einem monatlichen Gehaltseingang in fester Höhe verbunden ist. Viele Menschen werden aber offensichtlich erst so richtig glücklich, wenn sich ihre Entlohnung unmittelbar an das Geleistete knüpft. Ist es nun im Einzelfall sinnvoll, zum festen Gehalt einen flexiblen Lohn hinzuzufügen oder sämtlich auf Honorarbasis zu arbeiten? Im Zweifelsfall ist es wohl am besten, einfach einmal nachzufragen.



gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: DeVoe, SE, & Pfeffer, J (2009). When is Happiness About How Much You Earn? The Effect of Hourly Payment on the Money-Happiness Connection. Personality and Social Psychology Bulletin

Dienstag, 8. Dezember 2009

Empathisch kommunizieren - Fragearten

Sicher ist Ihnen die Formel "Wer fragt, der führt" geläufig. Und trotz aller Abnutzungserscheinungen dieses immer wieder zitierten Mottos stimmt es immer noch: Jeder kluge Richter oder Arzt, Coach oder Verkäufer, Handwerker oder Diplomat wird dann den meisten Erfolg ernten, wenn er zielgerichtet fragt, was sein Gegenüber auf dem Herzen hat, was der andere will.

Fragearten
Je nach Intention können Sie Fragen ganz unterschiedlicher Form stellen:
  • So will die Suggestivfrage manipulieren: "Da sind Sie doch sicher meiner Meinung?"
  • Die rhetorische Frage erwartet keine Antwort: "Ja, da kann man halt nichts machen, oder?"
  • Die Gegenfrage ist beliebt, wenn einem keine Antwort einfällt: "Und wie halten Sie es selbst?"
  • Die Alternativfrage ist bei Verkäufern sehr beliebt, um zum Abschluss zu gelangen. Davon ausgehend, dass der Kunde sowieso einen Wagen kauft, fragt der Autoverkäufer: "Hätten Sie lieber die Automatik- oder die Schaltversion?"
  • Die reflektierende Frage will Kommunikationsstörungen beheben helfen: "Sie haben also seit Tagen schon das Gefühl, das ganze Team rede irgendwie aneinander vorbei?"


gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: Lermer, Stephan (2005). Kommunikative Kompetenz. Gabal Verlag

Freitag, 4. Dezember 2009

Was sind eigentlich...

...die Hauptursachen von Partnerschaftsproblemen?

1. Mangelndes Selbstvertrauen durch zu wenig Liebe und Zärtlichkeit vom Partner. Es fehlt zu häufig: "Schön, dass es dich gibt - ich mag Dich, so wie du bist...".

2. Mangelndes Selbstbewusstsein durch zu wenig Anerkennung durch den Partner. Es fehlt zu häufig: "Du bist o.k., ich bin stolz auf Dich...".

3. Mangelnde Kommunikationsfähigkeit. Zu häufig heißt es: "Warum kommst Du jetzt erst?", anstatt: "Ich hatte mich schon so gefreut auf Dich!"


Tipps zur Verbesserung der Partnerschaft sind demnach:

1. Beide müssen ihr Selbstwertgefühl ins Plus bringen ("Ich bin o.k."): Durch Anerkennung über Job, Sport oder Hobby - und einen Freundeskreis pflegen, der einen auffängt, wenn man sich mit dem Partner gerade nicht versteht.

2. Beziehung heißt laufend Kompromisse eingehen: Das erfordert miteinander reden können, auch mal positiv miteinander streiten (das kann man über Bücher oder Seminare lernen).

3. Gemeinsamkeiten und verbindende Ziele geben der Beziehung Sinn (Beispiel: Bauernehen und Pastorenehen werden am seltensten geschieden): Als Gemeinsamkeit dient der selbe Name, Wohnsitz, als Paar gelten, gemeinsame Geheimnisse und Interessen etc., als verbindende Ziele wirken: Kinder, die Firma, Reisen, Hobbys etc.



gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: Lermer, Stephan. Liebe und Lust. Mary Hahn Verlag

Dienstag, 1. Dezember 2009

Der Teufel trägt Prada?

Harvard-Studie zu den psychologischen Auswirkungen von Luxusgütern

Mahatma Ghandi war der Meinung, dass "ein gewisses Maß an Harmonie und Komfort notwendig ist. Alles aber, was über dieses gewisse Maß hinaus geht, ist eher ein Hindernis, denn eine Hilfe."
Die Psychologen Roy Chua und Xi Zou von der Harvard Business School gingen Ghandis Beobachtung nach und untersuchten die Auswirkungen von Luxusgütern auf mentale Prozesse, Einstellungen gegenüber anderen und soziale Entscheidungen.

In einer Hinsicht bestätigen sie Ghandi schon einmal: Beschäftigung mit und Besitz von Luxusartikeln aktivieren eigennützige Einstellungen. Sie beeinflussen unsere Wahrnehmung und die Informationsverarbeitung unseres Gehirns und damit letztlich auch unsere Entscheidungen. Kurz: Wenn wir mit Luxusartikeln konfrontiert werden, denken wir mehr an uns selbst. Aber hat das auch Auswirkungen auf andere? Chua und Zou stellen in ihren Experimenten fest:


a) Luxus führt nicht zwingend dazu, dass wir uns 'fies' gegenüber anderen verhalten, aber er leitet Prozesse ein, die uns dazu verleiten, mehr an uns selbst und weniger an andere zu denken.
b)Luxus wirkt sich auf unser Entscheidungsverhalten derart aus, dass wir eher unsere eigenen Belange im Auge haben und mehr in Richtung Profitmaximierung entscheiden.
c)Luxus aktiviert zwar eigennützige psychische Konzepte, jedoch nicht die Tendenz, anderen zu schaden.

Die Harvard-Forscher folgern also, dass Luxus den Menschen nicht automatisch zum Teufel werden lässt, der rücksichtslos anderen Gruben gräbt, um seine Wünsche und Bedürfnisse zu erfüllen. Luxus führt lediglich dazu, dass wir ein bisschen mehr auf uns selbst achten. Und das kann durch aus seine positiven Seiten haben.



gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: hbswk.hbs.edu

Freitag, 27. November 2009

Nimm mir den Schmerz!

Lebenspartner sind gerade in schweren Stunden unsere wertvollste Ressource. Sie stehen uns bei, spenden uns Trost, nehmen uns den Schmerz. Und nicht nur den psychischen - wenn einmal wieder etwas schief gelaufen ist, wir irgendwo unseren eigenen Ansprüchen nicht gerecht geworden sind, jemand uns verletzt, gedemütigt oder übervorteilt hat. Unsere Lebenspartner sind mehr als alles andere auf der Welt (ausgenommen Schmerzmittel vielleicht) dazu fähig, auch unsere physischen Schmerzen zu lindern.


Das zeigten jetzt eindrucksvoll Psychologen um Sarah Master von der University of California in Los Angeles. Sie baten Paare zu einem heiklen Experiment ins Labor: Den Frauen wurden unter verschiedenen Bedingungen (langfristig harmlose) Schmerzreize verabreicht: Einmal hielten die jeweiligen Partner dabei ihre Hand oder sie durften ein Bild ihres Partners ansehen. In anderen Bedingungen hielt der männliche Versuchsleiter ihre Hand oder sie sahen ein Porträt eines fremden Mannes, der ihrem eigenen Partner entfernt ähnlich sah. In weiteren drei Bedingungen hielten die Frauen während des Schmerzes einen Quetschball, sahen Objekte auf einem Computerbildschirm oder einfach gar nichts.

Das Ergebnis: Einzig in den beiden Bedingungen, in denen der Partner physisch anwesend war oder sie sein Gesicht betrachteten, fühlten die Frauen weniger Schmerzen. Kein anderer Mann und kein sonstiger Reiz war also in der Lage, sie so gut von ihren Schmerzen abzuhalten wie ihr Partner das konnte - einfach indem er 'für sie da war'.

Sarah Master und ihre Kollegen vermuten, dass die Bilder und die physische Anwesenheit der Partner mentale Konstrukte aktivieren, die den Frauen ein Gefühl von Unterstützung, Geliebtwerden und Sicherheit vermitteln. Soziale Unterstützung ist generell wichtig, wenn schlimme Lebensereignisse, Stress oder Schmerzen bekämpft und verarbeitet werden sollen. Sich an nahe Bezugspersonen zu wenden, wenn es einem schlecht geht, ist kein Zeichen von Schwäche. Im Gegenteil: Es ist eine wirkungsvolle Strategie, um effektiv mit negativen Dingen fertig zu werden.


gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: Master, SL et al. (2009). A Picture's Worth. Partner Photographs Reduce Experimentally Induced Pain. Psychological Science, 20, 1316-1318

Dienstag, 24. November 2009

Anderen die Schuld zuschieben... ist ansteckend!

Anderen die Schuld für eigene Versäumnisse zuzuschieben, ist einfach, aber langfristig schädlich. Zudem ist dieses Verhalten ansteckender als die Schweinegrippe und kann das Organisationsklima innerhalb kürzester Zeit nachhaltig verschlechtern.

"Schuldzuweisungen erschaffen eine Kultur der Angst" sagt Prof. Dr. Nathanael Fast, Psychologe an der University of Southern California in Los Angeles. In einigen Experimenten untersuchte er Dynamik und Auswirkungen von öffentlichen Schuldzuweisungen und öffentlicher (unberechtigter) Kritik. Er stellte dabei fest, dass Menschen sich schneller von schlechten Beispielen anstecken lassen, als sie selbst zugeben würden:

"Wenn wir beobachten, wie andere ihr Ego schützen, indem sie andere angreifen und ihnen die Schuld für Fehler zuschieben, beginnen wir rasch selbst damit, solche Verteidigungsstrategien zu entwickeln. Wenn wir dann unser Selbstbild schützen, indem wir anderen die Schuld geben, fühlt sich das in dem Moment gut an." Langfristig nähme das Ego jedoch Schaden, meint Fast. Genau wie die eigene Reputation, die Arbeitszufriedenheit und die Leistung ganzer Arbeitsgruppen und Organisationen.

Was aber tun, wenn man sein Ego bedroht sieht und die Schuld gerechterweise auf andere Schultern verteilen will?

Zunächst rät Fast zur alten Weisheit, die Schuldfrage erst einmal unter vier Augen zu klären - damit kein Außenstehender sich das Verhalten von Schuldzuweisungen und Aggression 'abschauen' kann: "Loben Sie in aller Öffentlichkeit, kritisieren Sie unter vier Augen." Oder etablieren Sie eine Kultur, in der Fehler nicht nur toleriert, sondern als Chance zu Verbesserung und persönlicher Entwicklung wahrgenommen werden.

Fast zeigt in seinen Experimenten auch, dass ein hohes Selbstwertgefühl vor Schuldzuweisungen schützt: Versuchsteilnehmer, deren Selbstvertrauen durch ein kurzes Training gestärkt worden war, zeigten sich weitaus weniger anfällig für Schuldzuweisungen und sorgten in der Regel für ein positiveres Klima und produktivere Arbeitsbedingungen in ihrem Umfeld.


gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: www.eurekalert.org/pub_releases/2009-11/uosc-sbi111909.php

Freitag, 20. November 2009

Die Kunst des positiven Streitens

Schwelende Spannung macht auf Dauer krank - Meinungsverschiedenheiten und Streits aber offen und konstruktiv miteinander auszutragen ist regelrecht gesund: Streitfähige Paare sind körperlich und psychisch nachweislich gesünder als andere.

In einer Studie ließen Forscher der Ohio State University hundert verheiratete Paare eine halbe Stunde diskutieren: Über Alltagsthemen wie Geld, Freizeit oder Verwandte. Die vorher und nachher abgenommenen Blutproben zeigten, dass das Immunsystem bei solchen Partnern schwächer wurde, die zurückweisend, ablehnend, scheußlich oder sarkastisch, also insgesamt negativ miteinander umgingen.

Der Streit wurde demnach regelrecht als Stress empfunden und schwächte das Immunsystem, was stets zur Folge hat, dass sich das Krankheitsrisiko erhöht.

Es geht nicht darum, Streit zu vermeiden, sondern darum, ihn fair miteinander auszutragen. Das bedeutet, den Partner nicht zu verletzen, und ihm keine Dinge vorzuwerfen, die nicht veränderbar sind und wo er chancenlos ist.

Gleichzeitig gilt es zu vermeiden, die eigene Verantwortung dem Partner zuzuschieben. Sich also zu lösen von Formulierungen wie: "nur weil du...(so bist, so sprichst, dich so verhalten hast), mache ich..." oder "du zwingst mich ja regelrecht dazu..." oder "du lässt mir ja keine andere Wahl." Das Ziel muss vielmehr sein, die Verantwortung für sämtliche Entscheidungen, Äußerungen und Handlungen selbst zu übernehmen.

Ebenso destruktiv wirkt es, wenn man beim Partner Schuldgefühle erzeugt: "Das hätte ich aber nicht gedacht von dir!" oder "Ich bin enttäuscht von dir." oder "Warum tust du mir sowas an?" oder "Was habe ich dir getan, dass du so gemein zu mir bist?"

Will man nun proaktiv kommunizieren, gilt es zu erkennen, dass es immer zwei braucht für eine Interaktion. Schließlich kann man nur dann streiten, wenn beide mitmachen. Eigentlich genauso, wie wenn man sich die Hand gibt, als Symbol der Kontaktaufnahme - oder der Versöhnung ...



gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: Lermer, Stephan. Liebe und Lust. Mary Hahn Verlag

Dienstag, 17. November 2009

Besser entscheiden mit Psychologie - Vertrauen ist Trumpf

Auf Grund der uralten Einsicht, dass nicht alles menschliche Verhalten rational ist und der Möglichkeit neuer Forschungsmethoden erlebte Mitte der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts die Verbindung von Psychologie und Wirtschaftswissenschaften eine Renaissance: Mit Hilfe der Tools der Verhaltensökonomie konnten Forscher nun weitaus besser als zuvor das (ir-)rationale Entscheidungsverhalten des Homo sapiens erklären und vorhersagen.

Bevor Sie sich nun wertvolle Tipps für bessere Entscheidungen abholen, sind Sie herzlich eingeladen, ein paar Zeilen zur Prospect Theory (siehe Beitrag vom 09.09.09) zu lesen. Obwohl die meisten Untersuchungen zur Prospect-Theorie aus dem wirtschaftlichen Kontext stammen, gilt die Theorie jedoch für alle Bereiche unseres Entscheidungs-Lebens. Zeit also, dass Sie in den Genuss der Erkenntnisse der Wirtschaftswissenschaftler kommen, damit Sie in Zukunft besser entscheiden.

Fairness und Vertrauen sind Trumpf

Prof. Dr. Falk von der Universität in Bonn hat ein schwieriges Forschungsgebiet: Er untersucht die Auswirkungen ethischer Werte auf Verhalten und Erleben der Menschen. Seine aus experimentellen Ergebnissen gewonnenen Erkenntnisse sind jedoch einfach und spannend zugleich. Eine seiner wichtigsten lautet: Fairness und Vertrauen sind bei wirtschaftlichen Entscheidungen wichtiger als Egoismus.

Was? Das ist doch wohl ein Scherz, oder? In Zeiten der Finanzkrise, wo allseits der Geist des Eigennutzes zu wehen scheint und gerissene Finanzjongleure mit ihrer Ellenbogenmentalität Unschuldige in den Ruin treiben? Jeder schaut doch am Ende nur auf sich!

Weit gefehlt, behauptet Falk. Und selbst wenn jeder am Ende nur den eigenen Nutzen maximieren sollte: Auf dem Weg dorthin, versuchen wir - weitgehend emotionsgeleitet - auch die Belange anderer zu maximieren, um mit ihnen langfristig ein gutes Verhältnis zu wahren.

Um seine These zu untermauern, ließ Falk freiwillige Versuchpersonen in Zweiergruppen das sogenannte 'Ultimatum-Game' spielen. Dort erhält eine der Versuchspersonen (Person A) 10€ und die Anweisung, diesen Betrag nach eigenem Ermessen mit dem Mitspieler B zu teilen. Der Mitspieler wiederum kann das Angebot annehmen oder ablehnen. Der Trick: Lehnt der Mitspieler das Angebot ab, gehen beide leer aus. Nimmt er an, wird der Anteil des Mitspielers B vom Versuchsleiter verdreifacht. Worauf B wiederum nach eigenem Ermessen einen Teil des verdreifachten Betrages an A 'aus Dankbarkeit' zurückgeben darf (der Betrag wird allerdings nicht mehr verdreifacht).

Für alle Nutzenmaximierer würde nun gelten: B nimmt das Angebot von A (das meist zwischen 3€ und 10€ liegt) an und verschwindet mit dem Geld, wohl wissend, dass er mehr vom Kuchen bekommen hat als A. Doch anders als erwartet schätzt in der Regel B das Vertrauen, das A ihm geschenkt hat und revanchiert sich mit in etwa der Hälfte des gewonnenen Betrages. Warum? Falk ist der Meinung, dass Menschen bei finanziellen Entscheidungen in der Regel auch am Nutzen für den Geschäftspartner interessiert sind, denn genau dieser Geschäftspartner kann in Zukunft dazu beitragen, das gemeinsame Vermögen noch weiter zu erhöhen. Es gilt also, kurzfristig Gewinn zu machen, aber auch langfristig wertvolle Beziehungen zu pflegen.

Das ideale Ergebnis (den optimalen Win-Win-Deal sozusagen) erhalten übrigens beide Spieler, wenn A die gesamten 10€ an B überweist und B anschließend mit A teilt. Beide haben dann 20€ gewonnen und somit ihr Anfangskapital vervierfacht. Eine optimale Basis für ein langfristiges und Gewinn bringendes gemeinsames Engagement.


gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: Falk, A. et al. (2008). Testing Theories of Fairness - Intentions Matter. Games and Economic Behavior, 62



Freitag, 13. November 2009

Gewalt in der Partnertschaft - Affekt oder kalkuliertes Risiko?

"Ich... ich weiß auch nicht ... schätze, mir ist einfach ... ja, mir ist einfach die Sicherung durchgebrannt. Da hab ich ausgeholt und... eigentlich wollte ich nicht so fest zuschlagen... nur drohen, ich wollte sie ja nicht verletzen, aber meine Gefühle sind mit mir durchgegangen."

Statistiken sowie dutzende persönliche Berichte zeigen immer wieder, dass Gewalt in der Partnerschaft bittere Realität ist. Nimmt man verbale Aggression und Drohungen mit in die Gleichung auf, sind Männer sogar beinahe so häufig davon betroffen wie Frauen - nur bei der 'Schwere' der Taten führen die Männer natürlich.

Das obige Szenario stellt dabei den Prototyp ehelicher Gewalt dar. Sofort denken wir bei 'Gewalt in der Partnerschaft' an den aus Affekt prügelnden Ehemann.

Dieses Bild stellen israelische Forscher nun ernsthaft in Frage und behaupten: Der größte Teil häuslicher Gewalt ist nicht emotional bedingt sondern kühl kalkuliert.

Die Wissenschaftler um Prof. Eisikovits und Dr. Perkis von der Universität in Haifa erforschten zunächst die Phasen partnerschaftlicher Gewalt und stellten fest: Die Eskalation solcher Gewalt folgt immer denselben Schritten. Zunächst verbale Aggressivität (fast immer von beiden Seiten), dann Drohungen, leichte physische Übergriffe und schließlich schlimmsten Falls ernsthafte Verletzung des Partners.

In ihren Studien stellten Sie zudem fest, dass Gewalt in der Partnerschaft eine Konfliktlösungsstrategie darstellt, die zu einem gewissen Maß von beiden Seiten geplant ist. Diese zunächst unlogisch erscheinende Aussage erklärt Dr. Perkis näher: "Natürlich setzt sich keiner der Partner hin und plant, wann er auf den anderen einschlägt oder ihm droht. Aber es existiert eine Art stilles Einverständnis zwischen den beiden, wo die Grenzen der Gewalt und der Respektlosigkeit liegen."

Die Partner kalkulieren dann in einer Streitsituation den Preis, den Sie für dieses oder jenes Verhalten zahlen müssen. Wenn Er zum Beispiel annimmt, dass Sie eine leichte Ohrfeige noch hinnimmt, bei einem Faustschlag in den Bauch aber die Polizei informiert, wird Er höchstens bis zur Ohrfeige gehen. Gibt Sie Ihm zu verstehen, dass eine Ohrfeige zur Scheidung führt, wird er sich in der Regel vorher zurücknehmen.

Dr. Perkis betont, dass partnerschaftliche Gewalt so illegal wie unmoralisch ist und dass natürlich jeweils der Partner der Schuldige ist, der auch tatsächlich handgreiflich wird. Für Paare, die trotz solcher Auseinandersetzungen zusammen bleiben wollen und einen Neuanfang starten, ist es aber zunächst einmal ganz wichtig, sich zu verdeutlichen: Beide Partner haben innerlich eine Grenze festgelegt und diese ist überschritten worden.

Deshalb wird in der Therapie besonderer Wert darauf gelegt, die Motive beider Partner und die Dynamik zwischen ihnen aufzuklären. Die bisherigen - offensichtlich unzureichenden - Konfliktlösungsstrategien werden analysiert und verdeutlicht. Neue, für beide akzeptable Konfliktstrategien werden gezeigt und erprobt, damit nachhaltiges Partnerglück ohne Gewalt wieder erlebbar wird.

Obwohl Gewalt in der Partnerschaft also im Regelfall kalkuliert ist, kann es trotzdem in einigen Situationen zu unkontrollierten Ausbrüchen von Aggression kommen. Allerdings sind diese Fälle deutlich seltener.


gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: University of Haifa (2009). Violence between couples is usually calculated, and does not result from loss of control.

Dienstag, 10. November 2009

Dermatologische Zeichen von Stress....

...und was Sie dagegen tun können.

Chronische psychische und physische Belastung führt zu Stresssymptomen. Nervosität, Unruhe, Verdauungsprobleme, leichte Schlafstörungen und Aggressivität kennt wohl jeder, der schon einmal über längere Zeit unter Stress gestanden ist. Weniger beachtet wird dagegen, dass uns chronischer Stress 'mit Haut und Haaren auffrisst'. Dermatologen werden immer öfter mit Erkrankungen konfrontiert, die Ihre Ursache in Stressrekationen der Patienten haben. Ein Video des American Institute of Physics aus der Reihe 'Discoveries and Breakthroughs in Science' klärt über diese Symptome auf (bitte auf das Bild klicken, Sie werden auf die Website von 'Sciencedaily' verlinkt):



Die Forscher um Dr. Mayoral empfehlen in diesem Beitrag Meditation und Sport als Hauptstrategien gegen stressbedingte Hautreaktionen. Dadurch wird das schädliche Stresshormon Cortisol schneller abgebaut und im Gegenzug Endorphine ausgeschüttet, die ein wohlig-entspanntes Glücksgefühl vermitteln.

Weitere Strategien gegen Stress und Cortisol sind:
  • Perfektionismus ablegen
  • Zeitmanagement und sinnvolles Delegieren im Beruf
  • Nicht zu heiß baden/duschen
  • genügend Auszeit für Entspannung und Schlaf(!) nehmen


gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: American Institute of Physics series Discoveries and Breakthroughs in Science by Ivanhoe Broadcast News and are protected by copyright law. All rights reserved

Freitag, 6. November 2009

Kommunikation: Das Wie ist wichtiger als das Was

Meist wird mit dem Text des gesprochenen oder geschriebenen Wortes der kommunikative Inhalt vermittelt; mit der Art und Weise, wie er gesprochen oder geschrieben ist, offenbart der Sprecher oder Schreiber vor allem seine Beziehung zum Gegenüber.

Das Sprichtwort "Der Ton macht die Musik" belegt, dass es wohl schon immer für ein Gespräch wichtiger war, wie etwas gesagt wird, als was gesagt wird. Ähnliche wie bei der Henne und dem Ei erscheint in einer Interaktion - einer wechselseitigen Kommunikation - zwischen zwei Menschen nie ganz klärbar, wer von beiden eigentlich angefangen hat und wer von beiden nur auf den anderen reagiert.


Typisch ist diese Form von Interaktionssequenzen für Ehestreitigkeiten. Beide Partner haben das Gefühl, auf das scheinbare "Fehlverhalten" des anderen berechtigterweise destruktiv reagieren zu dürfen.

Charakteristisch für dieses subjektiv als reagierend, vom anderen jedoch als ursächlich erlebte Verhalten ist der gerade im Ehestreit häufig verwendete Satzanfang "Nur weil du...!" Eine Formel, die Selbstverantwortung leugnet und Verzeihen erschwert.




gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: Lermer, Stephan (2005). Kommunikative Kompetenz. GABAL Verlag

Dienstag, 3. November 2009

Was unser Gesicht über Aggressivität verrät

Nicht nur über Worte und Gesten können wir feststellen, ob unser Kommunikationspartner ein aggressiver Mensch ist. Allein ein kurzer Blick in die Gesichtszüge genügt.

Das berichten Dr. Justin Carré und seine Kollegen von der Brock University of Ontario, Kanada. In ihrem psychologischen Experiment gingen sie der Frage nach, ob es möglich ist, die Tendenz zu aggressivem Verhalten mit einem kurzen Blick in die Gesichtszüge des Gegenübers einzuschätzen. Dazu zeigten sie ihren Versuchspersonen Bilder von Männern, deren Aggressivität sie zuvor im Labor untersucht hatten.

Obwohl alle Männer auf den Bildern einen neutralen ('un-emotionalen') Gesichtsausdruck aufgesetzt hatten, filterten die Versuchspersonen erstaunlicherweise recht zuverlässig die aggressiven Männer heraus. Und zwar unabhängig davon, ob sie die Bilder eingehend betrachten durften oder nur ganz kurz (für 39 Millisekunden) gezeigt bekamen.

Dr. Carré und sein Team erklären ihren interessanten Befund damit, dass wir zur Einschätzung der Aggressivität von Unbekannten (schnelles Entscheiden kann hier überlebenswichtig sein!) einen sehr groben, aber ungemein zuverlässigen Indikator heranziehen: Die sogenannte width-to-height ratio (WHR), sprich: Das Verhältnis der Entfernung vom linken zum rechten Wangenknochen und der Entfernung von der Oberlippe zu den Augenbrauen.

Während Jungen und Mädchen in der Kindheit keinen Unterschied in der WHR zeigen, entwickeln junge Männer in der Pubertät eine größere WHR. Untersuchungen bei jungen Männern haben außerdem gezeigt, dass solche mit einer größeren WHR auch tendenziell mehr aggressives Verhalten zeigen.

Tatsächlich ging im Expreiment von Dr. Carré die Einschätzung aggressiven Verhaltens mit einer größeren WHR einher - welche wiederum proportional zur vorher festgestellten Aggressionsneigung der Männer war.

Die Ergebnisse belegen, dass beinahe unmerkliche Unterschiede in der Gesichtstruktur anderer Menschen sehr stark unsere Einschätzung und unser Verhalten gegenüber diesen Menschen beeinflussen können.



gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: Carré, JM, McCormick, CM, Mondloch, CJ (2009). Facial Structure is a Reliable Cue of Aggressive Behavior. Psychological Science, 20 (10)

Freitag, 30. Oktober 2009

Kontakte zahlen sich aus

Nicht nur auf der Bank bekommen Sie für ihr Guthaben Zinsen, zahlen aber für ihre Schulden. Auch im Kontaktbereich gilt: Wer isoliert lebt hat auch noch mit Einsamkeitsgefühlen zu kämpfen; deshalb ist es doppelt ergiebig, Bekanntschaften zu machen und Freundschaften zu pflegen. Die Belohnung für ein kontaktreiches Leben sind Gesundheit bis ins hohe Alter und vor allem ein langes Leben.

Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Menschen mit vielen sozialen Kontakten eine höhere Lebenserwartung haben als Menschen, die eher isoliert leben.
Vor allem bei Frauen zwischen 30 und 49 Jahren ist der Unterschied groß, weil dort die Lebensgefährdung durch Krankheit oder Unfall bei Frauen mit vielen Kontakten nur ein Viertel im Vergleich zu isoliert lebenden Frauen beträgt.

Es lohnt sich also, nach Wegen aus der Einsamkeit zu suchen, auch wenn man das Gefühl hat, dass es in puncto Kontakte so "leidlich" läuft. das reicht nicht.



gepostet i:A von Dr. Stephan Lermer
Quelle: Lermer, Stephan. Liebe und Lust. Mary Hahn Verlag

Dienstag, 27. Oktober 2009

Die Magie des Lächelns

Stellen Sie sich vor, Sie würden jetzt einfach grundlos lächeln. Sozusagen auf Kredit. Sie würden, sobald Sie jemanden treffen, ein Lächeln zurückbekommen. Nahezu von jedem, dem Sie begegnen. Sofern Ihr Lächeln wirklich von Herzen kommt.

Das spürt Ihr Gegenüber. Woran? Die Wissenschaft hat herausgefunden, dass das Lächeln dann ehrlich von Herzen kommt, wenn es von den kleinen strahlenförmigen Fältchen in den Augenwinkeln begleitet wird.

Lächeln ist aus drei Gründen so wichtig:

1. Lächeln öffnet Türen: als Bitte, als Danke, als Zeichen von Friedlichkeit und Wohl-Wollen, als Zeichen von Souveränität und Lebenskultur. Und als Zeichen, die Umwelt Ihrer Mitmenschen etwas freundlicher zu gestalten. Denn die sehen Ihr Gesicht, Sie selbst sehen es ja nur dann, wenn Sie in den Spiegel schauen.

2. Lächeln ist eine gute Investition. Sie bekommen mehr als Sie geben. Ein Lächeln kommt mehrfach zurück.

3. Lächeln steigert Ihr Wohlbefinden. Wenn Sie lächeln, fühlen Sie sich hinterher besser als vorher. Woher das kommt? Ihr Unterbewusstsein reagiert vor allem auf Sinneseindrücke und auf körperliche Veränderungen. Wenn Sie herzlich lächeln, denkt Ihr Unterbewusstsein, Sie hätten einen Grund dazu. Was zuerst war, das Lächeln oder die Ursache dafür, diese zeitliche Reihenfolge ist dem Unterbewusstsein egal. Sie wirken dann auch positiv auf andere. Also werden Sie als ein erfolgsbestimmter Mensch gesehen und behandelt. Das wirkt wiederum auf Sie zurück, sodass Sie sich zunehmend erfolgsorientiert fühlen. Und danach auch handeln und entscheiden. Es ergibt sich eine Erfolgsspirale, die Sie durch ein einziges herzliches Lächeln in Gang gebracht haben.

Als konkrete Übung schlage ich Ihnen vor, heute Abend einmal 30 Sekunden vor dem Spiegel zu lächeln, um zu sehen, wie es aussieht, und um zu spüren, wie es sich anfühlt, wenn Sie sich selbst anlächeln.


gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: Lermer, Stephan (2005). Kommunikative Kompetenz. GABAL Verlag

Freitag, 23. Oktober 2009

Neue Lust auf den Partner und gleichzeitig weniger Stress gewünscht?

Zwei Körper, eng umschlungen. Zwei Augenpaare, die sich verlangend ansehen. Hände, die fest zupacken. Ein gemeinsamer Rhythmus. Tango eben.

Der Tanz, der seit 2009 auf der Liste der erhaltenswerten Künste der UNESCO steht, hatte ursprünglich ein eindeutiges Ziel: Lust zu machen auf mehr. Als 'Vorspiel' in den Bordellen von Buenos Aires konzipiert wurde er bald standardisiert und salonfähig gemacht. George Bernard Shaw meinte dazu, der Tango sei "der vertikale Ausdruck eines horizontalen Verlangens".

Kein Wunder, dass der Tanz mittler Weile dazu verwendet wird, eingeschlafene Paarbeziehungen wieder aufzuwecken. Und das sogar wissenschaftlich fundiert:

Der Musikwissenschaftler Prof. Dr. Gunther Kreuz hat zusammen mit Kollegen die hormonellen Veränderungen tango-tanzender Paare untersucht und fand: Während die Konzentration des Stresshormons Cortisol beim Tanzen abnahm, erhöhte sich die Ausschüttung des Sexualhormons Testosteron. Kreutz führte etliche Versuchsreihen durch, um die Wirkung von Musik und Tanz unabhängig voneinander zu beobachten. Dabei zeigte sich, dass die Verringerung des Stresshormons vor allem über den Klang der Musik vermittelt wird, die Steigerung des Sexualhormons dagegen erst signifikant wird, wenn Körperkontakt herrscht. Allerdings: Die beiden Wirkungen potenzieren sich. Tango ist erst mit Musik so richtig effektiv und Musik ohne Tango entspannt nicht in demselben Maße.

Neben der Hormonmessung bat Kreutz seine tanzenden Versuchsteilnehmer auch um eine Einschätzung ihrer subjektiven Gefühlslage vor und nach dem Tango. Das Ergebnis: nach dem Tanzen waren die Paare nicht nur gelöster, sondern zudem auch lüsterner.

Seit einigen Jahren beschäftigt sich Kreutz mit den Auswirkungen von Musik und Tanz auf den menschlichen Körper und belegt immer wieder, dass Musikhören sowie aktives Tanzen und Singen positive Auswirkungen auf Gesundheit und emotionales Wohlbefinden haben. Außerdem behauptet er mit Überzeugung: "Tanzen und Musik stärkt unser Immunsystem".



gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer

Quelle: Quiroga, Cynthia, Stephan Bongard & Gunter Kreutz (2009). Emotional and neurohumoral responses to dancing tango argentino: The effects of music and partner. Music and Medicine, 1(1), 14-21.

Dienstag, 20. Oktober 2009

Zauberwort "Name"

Es gibt einige Wörter, die symbolisch besonders viel Bedeutung besitzen, weshalb wir sie gezielt einsetzen können, um etwas zu erreichen.

Das wohl wichtigste Wort in der Kommunikation mit anderen ist der Name unseres Gegenübers. Denken Sie an diese Bedeutung. Sprechen Sie den Namen Ihres Gesprächspartners bitte stets korrekt aus. Schreiben Sie seinen Namen richtig. Und merken Sie ihn sich.

Wenn Sie seine Visitenkarte bekommen, nehmen Sie diese in die Hand und lesen Sie seinen Namen - möglicher Weise sogar laut - vor. Prägen Sie sich eine Besonderheit ein, die Ihnen hilft, den Namen zu behalten. (Ah ja, der Maier mit ai.). Wenn Sie den Namen nur genannt bekommen, versichern Sie sich, ihn richtig verstanden zu haben. Jeder Mensch ist gerne bereit, seinen Namen zu wiederholen.

Und wenn Sie ihn richtig verstanden haben, suchen Sie sich gedanklich eine Eselsbrücke zum Merken. Bei einem gängigen Namen vielleicht die Schreibweise, bei einem seltenen fragen Sie ruhig nach, was der Name bedeutet oder woher er kommt.



gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: Lermer, Stephan (2005). Kommunikative Kompetenz. GABAL Verlag

Freitag, 16. Oktober 2009

Die 5 größten Irrtümer in der Partnerschaft

Irrtum 4
Hauptsache wir lieben uns, alles andere ist egal.
Liebe allein reicht für eine Partnerschaft nicht aus. Im Idealfall sollte für die soziografischen Merkmale gelten: Gleich und gleich gesellt sich gern. Und für die psychografischen Merkmale: Gegensätze ziehen sich an. Also zum Beispiel Menschen der gleichen sozialen Schicht, mit ähnlichem finanziellen Status, aber was ihre Charaktereigenschaften, ihre persönlichen Wesenszüge betrifft, dürfen sie sich ruhig gegenseitig ergänzen. So dass der eine den anderen etwas erdet, der andere dem einen etwas Schwung gibt.

Irrtum 5:
Schau'n wir mal, lassen wir es auf uns zukommen.
Das Leben ist zu kurz, um darauf zu warten, dass "es" geschieht. Man macht sich zum Opfer von System- und Sachzwängen, wenn man nicht genau weiß, was man will, und darum sein Ziel nicht konsequent verfolgen kann.


gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: Lermer, Stephan. Liebe und Lust. Der neue Weg zum Partnerglück. Mary Hahn Verlag.

Dienstag, 13. Oktober 2009

Sitzposition und Kommunikation

Je nachdem, welche Zielsetzung Ihre Kommunikation verfolgt, haben sich klare Empfehlungen für verschiedene Sitzpositionen bewährt:
  • Nebeneinander sitzen:
    Diese Position ist relevant beim Betrachten eines Vorgangs aus beinahe demselben Blickwinkel, vor einem gemeinsamen Bildschirm, beim Betrachten des Navigationsgeräts oder bei Nachhilfe.
  • Gegenüber sitzen:
    Diese Sitzhaltung hat Vorteile beim Schachspielen oder anderen Spielen. Ansonsten erzeugt sie von sich aus eine Kontrahenten-Position, die womöglich das Unterbewusstsein beider Beteiligten grundlos in Kampfstimmung geraten lässt. Eine Ausnahme gibt es allerdings, wenn zwei Menschen gemeinsam am Essenstisch sitzen. Ob zu Hause oder im Lokal, neigen sie dazu, sich einander gegenüber zu setzen. Der österreichische Verhaltensforscher Otto König erklärt diese Beobachtung mit dem Hinweis auf das Relikt einer urzeitlichen Instinkthandlung: In der Zeit, als unsere Vorfahren noch von der Steppenjagd lebten, war es ein überlebenswichtiges Gebot der Vorsicht, beim Verzehren der Beute den Horizont mit den Augen auf mögliche Gefahren abzutasten. Erblicken wir nun während des Essens beim (unbewusst urzeitlich instinktiven) Aufblicken, beim Kauen oder Trinken einen uns vertrauten Tafelpartner, dann fühlen wir uns beruhigt und sicher.
  • Über Eck sitzen
    Dies ist die ideale Position für kooperative Gespräche: Man kann sich nahe sein, muss sich aber nicht andauernd ansehen. Diese Position ist gut für kreative Synergieleistungen.
Zur Frage, welche Sitzposition bei Konferenzen ideal ist, empfehle ich, stehend an passenden Tischen zu konferieren. Und zwar eine halbe Stunde lang.


gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: Lermer, Stephan. Kommunikative Kompetenz. GABAL Verlag.

Freitag, 9. Oktober 2009

Die 5 größten Irrtümer in der Partnerschaft

Irrtum 1
Es gibt den Richtigen / es gibt die Richtige
Auf dieser Welt existieren derzeit 6,8 Mrd. Menschen. Die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch, dass Sie auf eine große Anzahl von potentiellen Partnern stoßen, mit denen Sie ein glückliches Leben zu zweit führen könnten. Lösen Sie sich von dem Irrtum, es gebe "the one and only".

Irrtum 2
Bloß nicht heiraten, bis man den perfekten Partner entdeckt hat.
Diese Sehnsucht nach dem perfekten Partner ist menschlich. Aber sie ist im gleichen Maße unrealistisch. "Nobody is perfect."

Irrtum 3
Wenn ich mich nur genug bemühe, dann wird meine Partnerschaft schon wieder besser werden.
Stellen Sie sich vor, Sie würden jemandem die Hand zum Gruß ausstrecken, aber Ihr Gegenüber ergreift Ihre Hand nicht, sondern lässt Sie kalt im Regen stehen. So kann es passieren, wenn ein Partner sich bemüht und der andere nicht mitzieht. Denn der einzelne ist nur zu 50% für die gemeinsame Partnerschaft verantwortlich.


wird fortgesetzt!

Den nächsten Blog-Beitrag lesen Sie am Dienstag, 13.10.09

gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: Lermer, Stephan. Lust und Liebe. Mary Hahn Verlag

Donnerstag, 8. Oktober 2009

Besser entscheiden mit Psychologie

Auf Grund der uralten Einsicht, dass nicht alles menschliche Verhalten rational ist und der Möglichkeit neuer Forschungsmethoden erlebte Mitte der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts die Verbindung von Psychologie und Wirtschaftswissenschaften eine Renaissance: Mit Hilfe der Tools der Verhaltensökonomie konnten Forscher nun weitaus besser als zuvor das (ir-)rationale Entscheidungsverhalten des Homo sapiens erklären und vorhersagen.

Bevor Sie sich nun wertvolle Tipps für bessere Entscheidungen abholen, sind Sie herzlich eingeladen, ein paar Zeilen zur Prospect Theory (siehe Beitrag vom 09.09.09) zu lesen. Obwohl die meisten Untersuchungen zur Prospect-Theorie aus dem wirtschaftlichen Kontext stammen, gilt die Theorie jedoch für alle Bereiche unseres Entscheidungs-Lebens. Zeit also, dass Sie ein paar dieser Fehler kennen lernen, um sie in Zukunft zu vermeiden. Ab jetzt können Sie gerne jeweils donnerstags unsere kleine Serie 'Besser entscheiden mit Psychologie' nutzen. Viel Spaß beim Experimentieren mit den Ergebnissen der Verhaltensökonomik!


Teil 3 - Overconfidence Bias

"Sicher?" - "100%ig!!". Von wegen....
Bei wirtschaftlichen wie bei persönlichen Fragen überschätzen wir systematisch unsere Fähigkeit, Wahrscheinlichkeiten anzugeben und Vorhersagen für zukünftige Ereignisse zu treffen.
Ein Beispiel: Gibt man Versuchsteilnehmern die Aufgabe, die Bevölkerung Bulgariens derart zu schätzen, dass der angenommene wahre Wert zu 90% Wahrscheinlichkeit in einem genannten Intervall liegt (typische Antwort: 'Die Bevölkerung liegt mit 90% Sicherheit zwischen 10 und 15 Millionen'), so geben die meisten Teilnehmer zu geringe Intervalle an.
Oder: Geben Sie Teilnehmern in einem Quiz die Möglichkeit, auf die Korrektheit ihrer Antworten zu wetten. Die Teilnehmer werden in der Regel Geld verlieren.

Diese Art von überhöhtem Selbstvertrauen in unsere eigenen Entscheidungen und Prognosen wird in der Psychologie "Vermessenheitsverzerrung" oder englisch "overconfidence bias" genannt. Im psychologischen Versuchslabor hat die Selbstüberschätzung natürlich keine weitreichenden Folgen, wohl aber oft in der Realität ("Ich kann noch fahren", "Kaufen, kaufen, die Wertpapiere steigen mit ziemlicher Sicherheit wieder!").

Dazu kommt: Selbstüberschätzung ist in der Regel sogar gesund: Sie hilft uns, unser Selbstvertrauen aufrecht zuerhalten und unseren "Locus of Control" internal zu verankern - was nichts anderes bedeutet, als dass wir uns selbst das Gefühl geben, 'die Dinge in der Hand zu haben'. So gesehen ist die Vermessenheitsverzerrung eine wichtige Grundlage unseres Selbstwertbewusstseins und ein naher Verwandter des Optimismus. Beide brauchen wir, um glücklich und zufrieden zu werden. 'Gesunde Selbstüberschätzung' nennt der Volksmund das Phänomen - und dem ist zunächst nichts entgegenzusetzen.

Zumindest so lange nicht, bis die eigenen falschen Entscheidungen auf Grund einer Vermessenheitsverzerrung das eigene Leben oder das anderer gravierend beeinträchtigen können ("lass mal, ich kann noch fahren").


gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer

Mittwoch, 7. Oktober 2009

Psychologische Begriffe: "Intrinsische Motivation"

Wenn ich mich abends ans Klavier setze, um etwas zu komponieren kann es sein, dass ich die Zeit vergesse. Obwohl man das Komponieren als Arbeit bezeichnen könnte, deren Ergebnisse dazu dienen anderen Leuten Spaß zu machen, fühlt es sich so an, als würde allein das Spielen, Improvisieren, Aufnehmen und Aufschreiben der Noten den Lohn der Arbeit darstellen. Ich fühle mich gut.

Wenn ich morgens routinemäßig die Emails checke und beginne, sie zu beantworten, kann es sein, dass ich einen gewissen Widerwillen gegen diese Aufgabe spüre. Ich muss mich dann zwingen, die immer gleichen Formulierungen zu bemühen oder ad hoc Lösungen für brennende Probleme zu suchen oder Termine abzustimmen. Obwohl ich anerkenne, dass die Tätigkeit für mich und für andere wichtig ist, muss ich mir die Ergebnisse und positiven Folgen meiner Schreiberei vor Augen führen, damit ich wirklich "dran bleibe". Wo es möglich ist, bemühe ich das Telefon, weil diese Art der Kommunikation wesentlich effizienter ist. Ich fühle mich etwas "genervt".

Vielleicht ist es bei Ihnen gerade anders herum, vielleicht liegt ihnen keine der Alternativen oder sie "mögen" beide. Entscheidend ist, dass wir alle Tätigkeiten kennen, die uns um ihrer selbst Willen Spaß machen. Und auf der anderen Seite Tätigkeiten, zu denen wir uns zwingen müssen, weil wir spüren, dass sie wichtig sind und ihre Ergebnisse entscheidend sein könnten - für uns oder für andere.

Psychologen sprechen im ersten Fall von "intrinsischer Motivation": Tätigkeiten, die uns intrinsisch motivieren, sind sozusagen Selbstzweck. Wir würden sie aus purer Freude ausführen, selbst wenn wir nichts dafür bekämen. Tennis oder Fußballspielen, Klatsch und Tratsch austauschen, sich (zeitweise) mit Kindern beschäftigen oder Singen gehören für viele Menschen dazu. Kurz: Intrinsische Motivation kommt aus der Tätigkeit selbst.

Dagegen kommt "extrinsische Motivation" aus Quellen, die außerhalb der Tätigkeit und uns selbst liegen. Routineaufgaben und Hausarbeit gehören dazu, aber auch zum Beispiel viele Aktivitäten, die wir unternehmen, wenn wir eine Diät machen oder unsere Kinder ausbilden oder generell Probleme in Beruf und Privatleben lösen.

Im Allgemeinen empfehlen Psychologen, sich wo möglich intrinsisch motivierende Tätigkeiten zu suchen und diese auszuleben. Wie kommt man zu diesen Tätigkeiten? Die einfachste und zugleich wirksamste Strategie ist, sich auf sein Bauchgefühl zu verlassen. Wenn Sie sich unsicher sind, ob Ihnen eine (Berufs-)Tätigkeit wirklich Spaß macht, probieren Sie es aus oder stellen Sie sich diese Tätigkeit mit allen Sinnen und sämtlichen zugehörigen Situationen vor. Was fühlen Sie? Ein angenehmes Kribbeln und den Wunsch, loszulegen oder ein unangenehmes Ziehen und die Tendenz, von der Idee Abstand zu nehmen?

Für Eltern, Führungskräfte und Coaches ist es in der Regel entscheidend zu wissen, was Ihre Kinder/Mitarbeiter/Klienten intrinsisch motiviert. Denn ein Ergebnis zieht sich wie ein roter Faden durch die Motivationsforschung: Intrinsisch motivierte Personen sind nicht nur zufriedener, sondern auch durchweg erfolgreicher in dem, was sie tun.


gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer

Montag, 5. Oktober 2009

Wann macht uns Arbeit glücklich?

Kaum ein Lebensinhalt weckt so gemischte Gefühle wie die Aktivität, mit der wir die zweitmeiste Zeit unseres Lebens verbringen: Arbeit.

Wann fühlen wir uns bei der Arbeit gut, empfinden dabei Stolz und Freude und können längerfristig Glück schöpfen? Der US-Glücksforscher Mihaly Csikszentmihaly hat diese Fragen zum Hauptinhalt seiner eigenen Forschungs-Arbeit gemacht. Und er lebt damit vor, was er in seinen Studien über das Verhältnis von Glück und Arbeit während der Jahre seines Schaffens herausgefunden hat.

  1. Arbeit macht uns dann glücklich, wenn wir fühlen, dass wir eine Mission haben, die wir mit unserer Arbeit verfolgen können. Fragen Sie sich einfach einmal: Welches gesellschaftliche Bedürfnis wird durch die Ergebnisse meiner Arbeit befriedigt (z.B. Kranke heilen, Gerechtigkeit gewährleisten, Wissen weitergeben, ...)? Und: Warum sollte die Gesellschaft die Art von Arbeit, die ich tue, mit Status oder Privilegien belohnen? Vergegenwärtigen Sie sich also, welchen gesellschaftlichen Nutzen Ihre persönliche Arbeit hat.
  2. Ein guter Weg zum Glück im Job besteht darin, sich Vorbilder zu suchen, die "gute" Arbeit leisten ('gut' im Sinne von 'sinngebend' und 'qualitativ hochwertig'). So findet man nicht nur heraus, welche Art von Arbeit am besten zu einem passt, sondern auch, auf welche Art die eigene Arbeit am besten und am sinnvollsten gelingt. Fragen Sie sich also: Welche Kollegen werden ihrem Beruf oder ihrer Berufung am besten gerecht und warum? Und: Welche "Qualitätsnormen" gibt es innerhalb meiner Berufssphäre?
  3. Wahrscheinlich am wichtigsten ist aber, ob man den eigenen Beruf und die damit verbundenen Tätigkeiten mit sich selbst moralisch vereinbaren kann. Fragen Sie sich deshalb: Bin ich auf mich und meine Arbeit stolz, wenn ich morgens in den Spiegel schaue? Würde ich in einer Welt leben wollen, in der sich jeder so verhält wie ich? Und: Welche moralischen Grenzen möchte ich in meiner Arbeit nicht überschreiten und warum?
Diese Fragen helfen, den eigenen Beruf und die damit verbundenen Tätigkeiten darauf hin zu untersuchen, ob man als Mensch und Person damit einverstanden ist. Lassen Sie sich dabei ruhig auch von Ihren Gefühlen leiten. Sie sind ein in persönlich wirklich wichtigen Dingen oft (aber nicht immer, siehe unsere Donnerstags-Reihe!) ein besserer Ratgeber als kühle Kalkulation. Und scheuen Sie nicht davor zurück, etwas neues zu wagen, wenn Sie ein besseres Gefühl dabei haben. Fragen Sie sich einmal ganz grundsätzlich: Wollen Sie wirklich einen Großteil Ihres Lebens mit etwas verbringen, das Sie nicht mit Ihren innersten moralischen Standards in Einklang bringen können?


gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: http://www.goodworkproject.org/

Freitag, 2. Oktober 2009

Die 10 Todsünden der Partnerschaft - und wie Sie sie vermeiden können

Jede auch noch so gute Partnerschaft leidet zuweilen unter dem Fehlverhalten der Partner. Was man auf jeden Fall vermeiden sollte und wie man es vermeiden kann, das zeigen wir in unserer kleinen Serie "Todsünden der Partnerschaft" jeweils freitags, zum Start ins Wochenende. Da ist Zeit, wieder einmal nachzudenken, was wir vielleicht besser machen könnten - und unserem Partner damit eine Freude.


7. Schuldzuweisung: "Nur weil Du..., ist mir das passiert!" "Ich komme nur mit dem Geld nicht aus, weil Du mir zu wenig gibst!" "Nur weil Du mich so genervt hast, habe ich die Sache verpatzt!"

Lösung: Wem es gelingt, in einer Beziehung (Partnerschaft, Mitarbeiter, Kinder etc.) die Formel "Nur weil Du/Sie..." zu vermeiden, hat schon gewonnen. Und zwar auf eine Weise, dass beide gewinnen. Anstatt Schuld beim anderen zu suchen, lieber die Selbstverantwortung übernehmen und so handeln, wie man es sich vom Partner wünscht.


8. Sie meint, sexuell sei sie Besseres, längere, größere Erlebnisse von früher gewohnt: "Ist das alles? Also wenn ich da an ... zurückdenke, das war schon was anderes. Der konnte eine Frau befriedigen!"

Lösung: Selbstverständlich sind Vergleiche mit früheren Beziehungen in einer reifen Partnerschaft tabu. Egal, was früher war. Jetzt zählt, was ist. Natürlich ist es anders. Und wenn es früher so viel passender gewesen wäre, hätte man sich auch nicht getrennt. Also das Beste aus dem Bestehenden machen.


9. Killerphrasen: "Was, Du? Du? Du glaubst doch nicht etwa, dass Du damit Erfolg hast!" , "Wenn das so gut wäre, hätte man das sicher längst erfunden." "Meinst du, der/die wartet gerade auf dich?", "Du hoffst doch nicht etwa, dass du damit ankommst?"

Lösung: Ein guter Freund macht mut, gibt Anregungen und weckt schlummernde Reserven in einem. Dem Partner ein guter Freund sein heißt, ihn zu höheren Leistungen anstacheln und ihm das Vertrauen geben, dass man an ihn glaubt.


10. Solidaritätsbruch: Sich in konkreten Entscheidungen gegenteilig zum Partner verhalten: In puncto Geldausgeben, Erziehung der Kinder, Umgang mit Bekannten, Wahl der Freunde, Pflege der Nachbarschaftskontakte, Erzählen von Intimitäten, Preisgabe von diskreten Informationen, Verrat...

Lösung: Eine Beziehung erfordert Vertrauen, Loyalität und Solidarität. Kritisieren kann man den Partner unter vier Augen oder im allerengsten Freundeskreis. Ansonsten als Team auftreten, sprechen, handeln. Das stärkt. Die Beziehung, den Partner und einen selbst.



gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer

Donnerstag, 1. Oktober 2009

Wie sich Wahlverlierer motivieren können

Frank Walter Steinmeier hat es sicher nicht leicht in diesen Tagen. Ohne Kanzleramt und Charisma soll er nun versuchen, seinen eigenen Kurs und den seiner Partei neu zu definieren. Wie kann er damit umgehen? Was motiviert ihn jetzt? Und: Wie können wir alle uns möglicher Weise aus solchen tiefen Löchern selbst wieder herausziehen?

Ein Interview mit Dr. Stephan Lermer (Radio FFH, 29.9.09) gibt Antworten:





gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer

Mittwoch, 30. September 2009

Psychologische Begriffe: Der 'Sleeper-Effekt'.

Der von den Kommunikationsforschern Hovland, Lumsdaine und Sheffield (1949) eingeführte Begriff 'Schläfer-Effekt' hat nichts mit Terrorismus oder Verbrechen zu tun.

Er bezeichnet eine erstaunlich wirksame Erinnerungsverzerrung, bei der sich die wichtigsten Inhalte einer Botschaft mit der Zeit immer mehr durchsetzen und unsere Einstellungen und Ansichten beeinflussen, während unwichtige Dinge oder die Quelle, aus der die Botschaft stammt, mit der Zeit von selbst vernachlässigt werden.

Ganz konkret: Stellen Sie sich vor, sie nehmen an einem tatsächlich durchgeführten Experiment von Gruder und Kollegen teil, die die Hovland'sche Theorie überprüfen wollen. Sie bekommen einen Text vorgelegt, dessen Inhalt gegen die 4-Tage-Woche spricht. Am Ende des Textes erhalten Sie jedoch einen kurzen Hinweis, dass die Quelle, aus der der Text stammt, unglaubwürdig ist und zusaätzlich ein Statement für die 4-Tage-Woche. Werden Sie gleich nach dem Experiment gefragt, was Sie von der 4-Tage-Woche nun halten, wird ihre Meinung neutral oder geteilt sein. Eigentlich hatten Sie gute Argumente gegen die 4-Tage-Woche gelesen, die Sie vermutlich durchaus teilen. Andererseits ist scheinbar die Quelle, aus der die Informationen stammen, unglaubwürdig.

Bittet man Sie allerdings nach ein paar Wochen noch einmal ins Labor und befragt Sie zur 4-Tage-Woche, so passiert Erstaunliches: Ihre Einstellung zur 4-Tage-Woche wird sich über die Zeit verändert haben. Sie sind nun mit großer Wahrscheinlichkeit gegen die 4-Tage-Woche eingestellt, wenn Sie nicht schon meinungsmäßig vorbelastet waren. Warum?

Die Erklärung: Die aufgenommenen Argumente gegen die 4-Tage-Woche 'schlafen' in Ihrem Gedächtnis, sobald Sie gut genug eingelesen worden sind. Während diese wohlgelernten und -durchdachten Informationen also gut gespeichert sind, ist mit großer Wahrscheinlichkeit die kurze Information für die 4-Tage-Woche vergessen. Ebenso nicht mehr präsent ist die 'unglaubwürdige' Quelle, von der die Information stammt.

Was Ihnen somit nach der langen Zeit, in der Sie viele andere wichtige Informationen verarbeiten mussten, nur noch einfällt, ist: Der 'Fakt', dass die 4-Tage-Woche schlecht ist und die 2-3 besten Argumente dafür.

Heute erklären Forscher das Phänomen der schlafenden Informationen mit der 'Abkopplungshypothese': Speichert man Infomation A zusammen mit Gegeninformation B und Quelle X, werden mit der Zeit zunächst A und B von X im Gedächtnis getrennt. Zusätzlich bewirkt B, dass wir alle Argumente von A nochmals bewusst oder unbewusst durchdenken und damit A noch stärker gewichten. Mit der Zeit verdrängt A dann die schwächere Information B völlig aus dem bewusstseinszugänglichen Gedächtnis.

Sparen Sie also nicht mit 'Bedenken', wenn Sie jemanden langfristig von einer Sache überzeugen wollen. Der kleine Hinweis am Ende Ihrer Argumentation: 'Es könnte aber auch sein, dass Sache X sich ganz anders verhält...' bewirkt bei ihrem Kommunikationspartner, dass er Ihre ursprünglichen Argumente langfristig noch besser verinnerlicht.


gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer

Dienstag, 29. September 2009

Neues aus der Aufschieberitis-Forschung

Öhm..Entschuldigung, eigentlich wollten wir diesen Beitrag früher posten ;-)
Es gibt Neuigkeiten aus der Forschung zur Prokrastination. Der auf dem Gebiet führende Wissenschaftler Dr. Piers Steel hat - nach nur 10 Jahren - ein umfangreiches Werk veröffentlicht, in dem er beschreibt und erklärt, warum und wie wir wichtige Dinge aufschieben.
Seine wichtigsten Schlussfolgerungen:
  1. Die meisten Selbsthilferatgeber liegen falsch: Prokrastination ist nicht die Folge von Perfektionismus.
  2. Macht man zu Neujahr die besten Vorsätze, ist das meist zum Scheitern verurteilt.
  3. Das menschliche Aufschiebeverhalten ist mit einer einzigen mathematischen Formel beschreibbar.

Zunächst beschreibt Steel aber, was einen typischen "Aufschieber" von einem gewissenhaften Menschen unterscheidet, der in der Regel seine Projekte pünktlich abschließt: "Aufschieber haben generell weniger Selbstvertrauen und speziell weniger Vertrauen darauf, dass sie die anfallenden Aufgaben auch tatsächlich bewältigen können." Die bisherige Vermutung, dass vor allem Perfektionisten die Dinge aufschieben, weil sie sich nicht sicher sind, dass ihre Projekte eigenen oder fremden Standards genügen, widerlegt er und behauptet statt dessen: "Perfektionisten schieben in Wahrheit weniger auf. Allerdings machen sie sich um das Aufschieben viel mehr Sorgen."

Was sind aber die wahren Ursachen der Aufschieberitis? Steel zählt auf: Bedenken wegen der Aufgabe, Impulsivität, ein Hang zur (Selbst-)ablenkung, und Leistungsmotivation. Dabei bedeutet nicht jedes Aufschieben gleich (krankhafte) Prokrastination. Entscheidend ist, dass man glaubt, es wäre besser, nun anzufangen, aber trotzdem eben nicht anfängt.

Wenn Sie sich jetzt selbst ein wenig schuldig fühlen, sind Sie in guter Gesellschaft: Fast jeder Mensch durchlebt akute Phasen der Prokrastination, 15-20% der Bevölkerung sind chronische Aufschieber. Steel belegt, dass vor allem Impulsivität und das Vorhandensein von ablenkenden Aktivitäten Prokrastination begünstigen. Die Fernbedienung auf dem Tisch neben uns und die Kollegin, die sich so gerne zwischendurch mit uns unterhält sind wohl die besten Beispiele für Anreize, denen wir impulsiv nachgeben.

Die gute Nachricht: Willenskraft hilft enorm gegen impulsives Verhalten und selbstgewählte Ablenkung. "Ob man nun glaubt, dass man es schafft oder ob man es nicht glaubt - meist hat man recht. Und wenn man mehr Selbstkontrolle gewinnt, steigt zunächst die Erwartung, dass man es schafft, den Verlockungen und Ablenkungen der Umwelt zu widerstehen. Das wiederum verbessert die eigene Fähigkeit, die wichtigen Dinge gleich anzupacken" weiß Steel.

Abschließend meint er mit einem Augenzwinkern: "Prokrastination greift gerade in wirtschaftlich unsicheren Zeiten um sich. Deshalb: Forschungsbemühungen zur Prokrastination sollten gerade jetzt auf keinen Fall auf die lange Bank geschoben werden."


gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: University of Calgary, 2009. We're sorry this is late...Research into procrastination shows surprising findings

Freitag, 25. September 2009

Die 10 Todsünden der Partnerschaft -. und wie Sie sie vermeiden

Jede auch noch so gute Partnerschaft leidet zuweilen unter dem Fehlverhalten der Partner. Was man auf jeden Fall vermeiden sollte und wie man es vermeiden kann, das zeigen wir in unserer kleinen Serie "Todsünden der Partnerschaft" jeweils freitags, zum Start ins Wochenende. Da ist Zeit, wieder einmal nachzudenken, was wir vielleicht besser machen könnten - und unserem Partner damit eine Freude.

4. Er/sie kommt nach Hause, sie/er empfängt ihn/sie als erstes mit Vorwürfen: "Da bist du ja endlich!" "Warum kommst du erst jetzt?" "Wird auch Zeit, dass du kommst!"...

Lösung: "Schön, dass du da bist, jetzt komm erst mal rein und entspann dich" - ein Satz, der einem die ganze Zeit unterwegs im Stau oder in der Hektik des Nachhausekommens gefehlt hat. Keiner will beim Nachhausekommen mit Vorwürfen empfangen werden, sondern mit Freude darüber, dass man endlich da ist. Und man erwartet insgeheim etwas "Wundengelecktbekommen" und Belohnung für die Mühen des Tages.

5. Sie macht seine Mutter schlecht: "Hör mir bloß mit deiner Mutter auf, die ist ja viel zu alt und blickt überhaupt nicht durch. Die hat ja nur wieder Angst um ihr Söhnchen. Und diese Eifersucht auf mich!"

Lösung: Seine Mutter ist ihm heilig. Schließlich war sie in der Kindheit seine erste große Liebe, - und er sieht sich nach wie vor als ihr Beschützer., Retter, als von ihr bedingungslos geliebter Prinz. Eine kluge Frau respektiert diese besondere Beziehung - solange es in Grenzen bleibt.

6. Er wirft ihr vor, sie sei bereits wie ihre Mutter: "Jetzt bist du schon genau wie deine Mutter. Wenn du dich jetzt hören könntest: dieses Gekeife, allein schon der Tonfall. Sicher wirst du langsam genauso kleinkariert und spießig wie die!"

Lösung: "Bloß nicht so wie die Mutter werden" ist ein Programm, womit die meisten jungen Frauen ihre Identitätsfindung beginnen. Der kluge Mann ignoriert Ähnlichkeiten und betont die Besonderheiten seiner Frau, auf die sie stolz sein darf.



wird nächsten Freitag fortgesetzt!

gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: Lermer, Stephan. Lust und Liebe. Mary Hahn Verlag

Donnerstag, 24. September 2009

Eine neue Chance für die Liebe

In unserem gestrigen Beitrag erklärten wir das Empty Nest Syndrom, das die psychologischen Auswirkungen des Auszugs der eigenen Kinder beschreibt und erklärt. Auf Mütter und Väter wirkt sich das Flügge-Werden des Nachwuchses dabei unterschiedlich aus. Die entscheidende Frage ist aber: Was passiert mit dem Verhältnis der Eltern untereinander, wenn die Kinder ausgezogen sind?

'Mutter' und 'Vater' werden plötzlich oder schleichend wieder 'Full-Time-Partner'. Die Beziehung muss nun wieder auch ohne die ständige Anwesenheit der Kinder ausgefüllt und bereichert werden. Die Scheidungsstatisken belegen, dass diese Umstellung, diese Wieder-Einstellung auf den Partner beiden Elternteilen oft nicht gelingt. Vor allem dann, wenn sich die Lebenspartner in den Jahren der Kindererziehung gegenseitig primär als Eltern wahrgenommen haben. Kosenamen wie 'Mutti' oder 'Papa' verraten bereits oft die eigene Sicht vom Partner, der ja eigentlich einmal Objekt der eigenen Begierde war und Diskussionspartner für Beziehungsfragen.

Ohne Frage bestimmen auch die vielfältigen Probleme, die sich bei der Kindererziehung ergeben, mit der Zeit die Interaktions- und Kommunikationsmuster zwischen den Partnern. Und sehr oft leidet die Harmonie einer Beziehung unter der Kindererziehung. Sind die Kinder dann aus dem Haus, ist die Harmonie schon so empfindlich gestört, dass ein Umdenken schwer fallen kann.

Der Schlüssel zu einem neuen Partnerschaftsglück lautet dann wie so oft: Gelungene Kommunikation. Aller Anfang ist, dass beide Partner die neu gewonnenen Freiräume als Chance begreifen. Auf dieser Grundlage können sie dann gemeinsam Ziele definieren, Visionen für die nächsten Jahre entwickeln, Wünsche kommunizieren und den Status der Beziehung klären. Leitfrage dabei: Welche Träume sind nun gemeinsam realisierbar?



gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer

Quellen: Papastenfanou, Christiane (1997): Auszug aus dem Elternhaus. Aufbruch und Ablösung im Erleben von Eltern und Kindern
Statistisches Bundesamt (2002) (Hrsg.): Datenreport 2002, Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn

Mittwoch, 23. September 2009

Psychologische Begriffe: "Empty Nest Syndrom"

Wenn Kinder flügge werden und aus der Familie wieder eine Zweierbeziehung wird.

Der Auszug der eigenen Kinder hinterlässt nicht nur bei diesen selbst tiefe psychologische Spuren (die man als notwendigen Reifeprozess auffasst), sondern auch und vor allem bei den Eltern. Mütter und Väter erleben dabei das Verlassenwerden von den Kindern teilweise recht unterschiedlich. Für beide (gemeinsam) ergeben sich natürlich gavierende Vor- und Nachteile. Das allmähliche Gewahrwerden der Veränderungen durch die Eltern und die typischen Reaktionen darauf bezeichnet man als "Empty Nest Syndrom".

Mütter reagieren auf das Verlassenwerden gleichermaßen negativ wie positiv. Zu den negativen psychischen Folgen gehören der Verlust an 'Lebenssinn', den das Aufziehen eines Kindes bedeutet. Damit einhergehend Verlust an Selbstwertgefühl, Zukunftsängste und depressive Verstimmung.

Fest steht: Je intensiver die Mütter mit der Erziehung des Kindes beschäftigt waren und je weniger Wert sie auf andere sinngebende Aufgaben, wie eine haupt- oder nebenberufliche Tätigkeit gelegt haben, desto schwerer tun sie sich mit dem Auszug des Kindes und desto länger dauert auch die Phase der 'Sinnkrise', die fast alle Mütter zunächst durchmachen.


Daten des statistischen Bundesamtes (2002) zeigen allerdings, dass die meisten Mütter den Auszug des Kindes nach einigen Wochen mehr als Ent-, denn als Be-lastung ansehen. Die neu hinzugewonnene Zeit und vor allem das Nachlassen des Gefühls der Verpflichtung gegenüber dem eigenen Nachwuchs geben dann den notwendigen psychologischen Freiraum, neue identitätsstiftende Tätigkeiten zu suchen. Wiederaufnahme der Berufstätigkeit, Wahrnehmen ehrenamtlicher Tätigkeit oder nachbarschaftliches Engagement wirken oft positiver als Kindererziehung auf das eigene Selbstwertgefühl - weil diese Tätigkeiten nicht gleichermaßen mit Stress und Zukunftsangst verbunden sind.


Bei Vätern fällt der Auszug der Kinder oft mit dem sogenannten 'Time-Shift' zusammen: Die Väter sind am Ende der Karriereleiter angekommen, haben längst ihre berufliche Situation gefestigt und ziehen sich eventuell langsam aus dem Berufsleben zurück. Eigentlich hätten sie jetzt wieder mehr Zeit für die Familie, doch ausgerechnet jetzt ist da keine klassische Familie mehr. Väter haben somit sehr oft zunächst das Gefühl, etwas verpasst zu haben oder in der wichtigsten Zeit 'weg' gewesen zu sein. Dem entsprechend entwickeln sie Schuldgefühle.


Sehr oft kompensieren Väter diese Schuldgefühle, indem sie sich umso mehr um die eigenen Enkelkinder kümmern. Damit leben sie die Vaterrolle noch einmal aus und verlieren allmählich das Gefühl, den eigenen Nachwuchs zeitweise 'vernachlässigt' zu haben.


Lesen Sie morgen, welche Auswirkungen das 'Empty Nest Syndrom' auf die Partnerschaft hat und wie es gemeinsam bewältigt werden kann.




gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quellen:
Papastenfanou, Christiane (1997): Auszug aus dem Elternhaus. Aufbruch und Ablösung im Erleben von Eltern und Kindern

Statistisches Bundesamt (2002) (Hrsg.): Datenreport 2002, Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn


Dienstag, 22. September 2009

Wieso weinen wir?

Klar, Gründe gibt es viele. Wenn Babys weinen, können Frauen sofort 15-20 Gründe dafür angeben, von Hunger über Schmerzen bis zur vollen Windel (Männer dagegen nennen nur 2-3 Gründe!). Und obwohl unsere Hormone und vor allem gesellschaftliche Normen unser Heulen mit dem Erwachsenwerden stark regulieren, weinen wir bei starken Gefühlsturbulenzen.

Trauerfälle, Enttäuschungen, aber auch große Freude genau wie Schrecken, Angst oder Wut können uns zum Weinen bringen. Kurz: Jede wirklich tiefe Emotion drückt auf die Tränendrüse. Gut zu beobachten im Kino, wo Menschen innerhalb von 2 Stunden oder sogar gleichzeitig aus Freude und Trauer heulen können.

Der Mensch weint also in bestimmten Situationen, weil ihn tiefe Emotionen ergreifen. Aber warum kullern uns Tränen aus den Augen? Evolutionär gesehen ist das eigentlich sinnlos. Tränen verschleiern uns die Sicht. Sie lähmen uns in gewisser Weise. Viel sinnvoller wäre es doch, wenn wir z.B. bei großer Wut anfangen würden, an den Armen zu schwitzen, weil wir dann besser kämpfen könnten. Oder bei großer Freude einfach unser strahlendes Lächeln behalten, damit wir anderen klar und deutlich signalisieren, dass wir uns wahnsinnig gut fühlen - statt verschämt vor lauter Glück vor uns hinzuheulen.

Evolutionsforschern ist das Weinen seit langem ein Rätsel. Sie haben deshalb einige rührende Theorien aufgestellt, die zur Zeit wissenschaftlich überprüft werden. Hier die besten:

1. Der Evolutionsbiologe Oran Hasson von der Universität Tel Aviv nimmt an, dass Weinen bei anderen Menschen Bindungsgefühle erzeugt und Aggressionen hemmt. Wenn wir Menschen weinen sehen, halten wir sie für vorübergehend hilflos und verletzlich. Und meist empfinden wir dann Mitgefühl und Verständnis, was uns schließlich dazu verleitet, den Weinenden zu helfen. Hasson ergänzt: "Der Flüssigkeitsfilm, der häufig mit einer Rötung der Augen einhergeht, erschwert Betrachtern die Sicht auf die Blickrichtung und die Pupillenbewegungen. Weinen also als 'tarnen und täuschen', wenn wir angegriffen oder beleidigt werden.

2. Die "Katharsis-Theorie". Seit Hippokrates hielt sich als gängige Meinung unter Wissenschaftlern, dass mit den Tränen stresserzeugende Substanzen ausgeschieden werden. Der Theorie liegt die Alltagsbeobachtung zu Grunde, dass Weinen offensichtlich gut tut. Würde man die Tränen zurückhalten, so entstünde chronischer Stress und Missmutigkeit. Gegen diese Theorie spricht allerdings, dass der allergrößte Teil der Tränen durch den Tränen-Nasen-Gang in die Nasenhöhle und den Rachen zurückfließt. Deshalb schlucken wir auch so oft beim Weinen und deshalb läuft uns auch die Nase. Das wichtigste Argument gegen die Katharsis-Theorie ist aber, dass in Tränenflüssigkeit, anders als bei anderen Körperflüssigkeiten, gar keine Schadstoffe nachgewiesen werden konnten. Tränen beruhigen also nicht.

3. Im Gegenteil: Weinen beunruhigt uns eher noch mehr. Der Psychologe James Gross führte Studentinnen traurige Filmszenen vor und maß dabei ihr Stressniveau. Ergebnis: Der Stress stieg an, wenn die Studentinnen weinten und war noch eine Zeit danach messbar erhöht.

4. Ist Weinen also schädlich? Nein, im Gegenteil! meinen die meisten evolutionären Psychologen und argumentieren ähnlich wie Oran Hasson: Weinen hat eine starke soziale Bedeutung. Indem wir weinen, kommunizieren wir unsere Emotionen sehr deutlich und lassen andere daran teilnehmen. Selbst wenn wir allein vor uns hingeweint haben, lassen unsere geröteten Augen noch Stunden später auf unsere Gemütslage schließen und provozieren damit, dass sich andere um uns kümmern, Verständnis zeigen oder uns einfach in Ruhe lassen.

Es scheint also fast sicher: Weinen hilft. Wenn auch die Tränen nicht direkt etwas bringen - oder vielmehr: etwas lösen oder abbauen -, so helfen sie uns bei der Kommunikation unserer Gefühle. Gerade bei Menschen, die sonst sehr gefasst sind, können plötzliche, ehrliche Tränen erstaunliche Wirkung zeigen: Gegner ziehen sich zurück, Umstehende trösten und nahe stehende Personen können spontan mitweinen - einfach aus Mitgefühl und Verständnis. Was dann letztlich wieder dem Weinenden gut tut, wenn er es erkennt und annimmt.


gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: Hasson, O. (2009). Emotional Tears as biological signals. Evolutionary Psychology, 7:363-370

Montag, 21. September 2009

Under Pressure - Wie uns unser Gedächtnis bei Stress überlistet

Unter Stress verhalten wir uns oft vollkommen irrational. Was in der Regel mittelfristig unseren Stress noch vergrößert. Einen anschaulichen Beweis dafür liefern die Psychologen Jane Raymond und Jennifer O'Brien von der englischen Bangor Universität. Sie erforschen die Auswirkungen von kognitivem Stress auf menschliches Entscheidungsverhalten.

Kognitiven Stress empfinden wir zum Beispiel immer dann, wenn wir zu viele Baustellen gleichzeitig aufmachen. Wenn wir A erledigen sollen, dazwischen aber B getan werden muss und wir eigentlich für C zuständig sind, sinkt unsere Leistung und unsere Entscheidungsqualität.

Obwohl wir, wenn wir Entscheidungen treffen, vielen 'allzu menschlichen' irrationalen Tendenzen ausgesetzt sind (siehe unsere Donnerstags-Serie "Besser entscheiden mit Psychologie"), versuchen wir doch in den meisten Situationen rational zu bleiben und uns nach Überdenken sämtlicher Vor- und Nachteile für die beste Alternative zu entscheiden.

Allerdings: Schon einfachster kognitiver Stress, z.B. wenn wir kurzfristig durch andere Aufgaben abgelenkt werden, beeinflusst unsere Entscheidungsfähigkeit. Und das erstaunlicher Weise über unser Erinnerungsvermögen.

Raymond und O'Brien zeigten Ihren Versuchspersonen auf dem PC Paare von Gesichtern. Jedes der Gesichter stand für einen bestimmten Geldbetrag, den die Teilnehmer erspielen konnten, falls sie sich für das Gesicht entschieden, das 'mehr wert' war. Nachdem die Probanden eine Zeitlang durch den Vergleich der Gesichter und die richtigen Entscheidungen Geld erspielt hatten, startete der zweite Teil des Experimentes.

Hier zeigten Raymond und O'Brien die Gesichter nun einzeln, zusammen mit sehr vielen ähnlichen anderen Gesichtern. Bei jedem Gesicht sollten die Teilnehmer versuchen sich zu erinnern, ob sie es im ersten Teil des Experiments bereits gesehen hatten. Dies gelang ihnen relativ gut, wenn sie sich voll darauf konzentrieren konnten.

Wurden sie allerdings abgelenkt, zeigte sich ein interessanter Effekt: Sie erinnerten sich dann fast ausschließlich nur noch an die 'guten' Gesichter, die ihnen im ersten Teil des Experiments Geld eingebracht hatten. Die 'minderwertigen' Gesichter, die mit niedrigen Geldbeträgen assoziiert gewesen waren (die also 'Verluste' darstellten) wurden sehr viel schlechter erinnert.

Offensichtlich unterliegen wir, wenn wir in Entscheidungssituationen durch andere Aufgaben abgelenkt sind, einem interessanten Gedächtniseffekt: Wir berücksichtigen dann vorwiegend solche Informationen, mit denen wir in der Vergangenheit positive Erfahrungen gemacht haben. Und vernachlässigen emotional negativ besetzte Informationen.

Leider zu unrecht, denn die Forschung zeigt auch, dass wir für optimale Entscheidungen beide Arten von Infos brauchen - positive und negative. Dazu müssen wir jedoch erst einmal unser fehlbares Gedächtnis überlisten. Wie? Indem wir negativ besetzte Informationen irgendwo vermerken. Und zur rechten Zeit wieder ausgraben, damit wir letztlich im entscheidenden Moment aus ihnen lernen können.


gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer

Quelle:
http://www.eurekalert.org/pub_releases/2009-09/afps-upt091509.php

Freitag, 18. September 2009

Die 10 Todsünden in der Partnerschaft - und wie Sie sie vermeiden

Jede auch noch so gute Partnerschaft leidet zuweilen unter dem Fehlverhalten der Partner. Was man auf jeden Fall vermeiden sollte und wie man es vermeiden kann, das zeigen wir in unserer kleinen Serie "Todsünden der Partnerschaft" jeweils freitags, zum Start ins Wochenende. Da ist Zeit, wieder einmal nachzudenken, was wir vielleicht besser machen könnten - und unserem Partner damit eine Freude.

1. Lieblosigkeit bzw. fehlende Herzenswärme
Man wirft gerade dem Partner am allerliebsten das vor, womit man selbst Probleme hat: Unpünktlichkeit, Schlampigkeit, Vergesslichkeit, Disziplinlosigkeit - die ganze "-keits-Palette".

Lösung: Wer sich selbst seine eigenen Schwächen verzeiht ('nobody is perfect'), ist automatisch toleranter bei seinem Partner. Auch wenn es im "Zeitalter der Coolness" beinahe altmodisch klingt: Eine gute Beziehung braucht Toleranz und Herzenswärme.


2. Ihr/sein Fehlverhalten scheint ihn/sie zu eigenem Fehlverhalten zu berechtigen: Er schlug sie, weil sie ihn so provozierte, als er....; sie nörgelt, also zieht er sich zurück, also nörgelt sie. Und beide meinen "im Recht" zu sein, "weil der andere schließlich auch..."

Lösung: Jeder trägt Verantwortung für alles, was er sagt oder tut. Der Partner kann nur provozieren und damit auslösen. Erzeugt aber wird das Gefühl von einem selbst. Also: Sich selbst stets so verhalten, dass man es auch am nächsten Tag noch mit der eigenen Selbstachtung vereinbaren kann.

3. Er/Sie lässt sich äußerlich gehen: Er sieht zu selten in den Spiegel, wenn er im Unterhemd herumläuft und sein Bauch über den Hosenbund hängt. Sie berücksichtigt zu wenig, dass ein Mann Haarwickler, Gesichtsmaske etc. anders "sieht" als eine Frau, plus dass er es dauernd sehen muss, sie aber nur im Spiegel.

Lösung: Sich selbst einmal mit den Augen und Ohren des Partners sehen und hören: Fotos, Sprach- und Videoaufnahmen mit dem Handy oder der Digicam geben einen Eindruck wieder, wie einen der Partner vermutlich wahrnimmt. Ihm statt einer Umweltbelastung gezielt Augenweide und Ohrenschmaus sein - wie man das damals in der Flirtphase auch war, - das gilt übrigens als ein bewährtes Erfolgsrezept langjähriger guter Ehen.


wird nächsten Freitag fortgesetzt!

gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: Lermer, Stephan. Lust und Liebe. Mary Hahn Verlag

Donnerstag, 17. September 2009

Besser entscheiden mit Psychologie

Auf Grund der uralten Einsicht, dass nicht alles menschliche Verhalten rational ist und der Möglichkeit neuer Forschungsmethoden erlebte Mitte der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts die Verbindung von Psychologie und Wirtschaftswissenschaften eine Renaissance: Mit Hilfe der Tools der Verhaltensökonomie konnten Forscher nun weitaus besser als zuvor das (ir-)rationale Entscheidungsverhalten des Homo sapiens erklären und vorhersagen.

Bevor Sie sich nun wertvolle Tipps für bessere Entscheidungen abholen, sind Sie herzlich eingeladen, ein paar Zeilen zur Prospect Theory (siehe Beitrag vom 09.09.09) zu lesen. Obwohl die meisten Untersuchungen zur Prospect-Theorie aus dem wirtschaftlichen Kontext stammen, gilt die Theorie jedoch für alle Bereiche unseres Entscheidungs-Lebens. Zeit also, dass Sie ein paar dieser Fehler kennen lernen, um sie in Zukunft zu vermeiden. Ab jetzt können Sie gerne jeweils Donnerstags unsere kleine Serie 'Besser entscheiden mit Psychologie' nutzen. Viel Spaß beim Experimentieren mit den Ergebnissen der Verhaltensökonomik!


Teil 2 - Die Verlustaversion

Stellen Sie sich vor, wir würden Ihnen jetzt 500€ geben und Ihnen noch eine zusätzliche Chance bieten: Sie müssen zwischen 2 Optionen wählen. Bei Option (a) erhalten Sie sicher noch einmal 250€ dazu. Bei Option (b) werfen Sie eine Münze. Fällt Zahl, bekommen Sie noch einmal 500€. Fällt Kopf, erhalten Sie zusätzlich nichts. Welche Option würden Sie wohl wählen?

Ein anderes Beispiel: Nun geben wir Ihnen 1000€. Wieder müssen Sie zwischen 2 Optionen wählen. Bei Option (c) verlieren Sie ganz sicher 250€. Bei Option (d) werfen Sie wieder die Münze. Fällt Kopf, verlieren Sie 500€, bei Zahl verlieren Sie nichts.

Wie haben Sie sich jeweils entschieden? Die Forschung zeigt, dass sich Menschen in der Regel für die Optionen (a) und (d) entscheiden.

Natürlich sind eigentlich alle Alternativen (a)-(d) völlig gleichwertig. Trotzdem wählen wir, wenn wir mit einem drohenden Verlust konfrontiert werden (Option (c)) lieber die risikoreiche Variante (d), weil wir irrationaler Weise hoffen, den Verlust noch abwenden zu können. Ein derartiges 'Spiel', wie wir es Ihnen oben angeboten hätten, kann man noch leicht durchschauen: Wir könnten sehr rasch die Wahrscheinlichkeiten der Gewinne und Verluste mit den Werten der Outcomes verrechnen und würden bemerken, dass wir uns in allen Fällen zwischen gleichwertigen Alternativen entscheiden müssten.

In der Realität kennen wir allerdings in der Regel nicht alle möglichen Ergebnisse und Wahrscheinlichkeiten für Gewinne und Verluste. Und so bleibt unser "Bauchgefühl" übrig, das uns Verluste vermeiden lässt, größere Risiken bei drohendem Verlust eingehen lässt, uns sichere Gewinne trotz besserer Chancen bei Wiederanlage dieser Gewinne einbehalten lässt - und uns definitiv täuscht.

Die fundamentale Wahrheit hinter der Verlustaversion lautet: Menschen gehen erhebliche Risiken ein, um Verluste auszugleichen. Das führt zum Beispiel dazu, dass Spieler Ihre Einsätze erhöhen, wenn sie in den roten Zahlen sind, auch wenn ihre Gewinnchancen geringer werden. Oder dass Investoren an der Börse weniger dazu bereit sind, Wertpapierezu verkaufen, die ihnen Verluste eingebracht haben, obwohl die Chancen auf Besserung der Kurse nicht größer geworden sind. Oder dass wir es ungerecht finden, wenn ein Unternehmen auf Grund von Umsatzeinbußen die Löhne um 7% senkt, bei einer Inflationsrate von 0%. Wohingegen wir es weniger moralisch verwerflich finden, wenn dasselbe Unternehmen die Löhne um 5% anhebt, bei einer Inflationsrate von 12%.

Genau wie bei der Ankerheuristik (siehe Blog-Beitrag vom 10.9.09) helfen bei der Verlustaversion objektive Daten. Gerade dann, wenn Sie etwas verloren haben, sollten Sie nicht auf Ihre Gefühle hören, sondern Ihre Ratio bemühen und möglichst viele objektive Informationen suchen. Ein Verlust kann Ihnen somit als Warnung dienen. Er sagt Ihnen: Verstand einschalten, kühl kalkulieren und die heißen Emotionen vorerst weglassen.


gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer