Freitag, 27. Februar 2009

"Schau mich an, wenn wir miteinander sprechen!" : Mal wichtig, mal grundfalsch

Teil 2: Feedback und Gedankenlesen via Augensprache – ein kleiner Lesekurs.

Eigentlich ist es wie beim Morsen: Um eine Nachricht zu übermitteln, müssen wir Signale senden; richtig verständlich wird die Nachricht aber erst durch gezielte Pausen, die wir einbauen, und durch Rückmeldung, ob und wie es angekommen ist. Für den Blickkontakt gilt dasselbe.

Stellen Sie sich vor, Sie erklären Ihrem Kind einen neuen Weg zur Schule: „Pass auf, Alexander, du gehst doch jeden Tag nach der Bräugasse nach links zur Unterführung.“ - „Ja“. – „Dort ist ab heute eine Baustelle. Du musst morgen nach rechts in die Sandstraße gehen und dann links…“ usw.

Alexander wird, wie die meisten Kinder, den Weg mit seinen Augen „abgehen“, während er sich erinnert, d.h. er wird aus Ihrer Sicht nach rechts oben blicken, wenn Sie die Unterführung erwähnen (er erinnert den gewohnten Weg und wird dabei von sich aus gesehen nach links oben blicken).

Und er wird – von Ihnen aus gesehen - nach links oben blicken, wenn Sie den neuen Weg erwähnen (er stellt sich die neue Route vor und schaut von sich aus gesehen dabei nach rechts oben).

Von sich aus gesehen also wie die Zeitachse:

Nach links (oben) = erinnern (Vergangenheit).

Nach rechts (oben) = vorstellen (Zukunft).

An seinem Blickverhalten erkennen Sie, ob Alexander Ihnen folgen kann oder nicht. Er meldet Ihnen also unbewusst zurück, dass er Sie verstanden hat. Sie nehmen diese Meldung ebenso unbewusst auf und reagieren, indem Sie den nächsten Schritt des neuen Weges erklären.

Würde er nach der veralteten Rüge: „Schau mir in die Augen, wenn ich Dir etwas erkläre!“ starr Blickkontakt halten müssen, würde er das Gehörte nur kurzfristig nacherzählen können. In seine Gehirn-Bilderwelt wäre es nicht eingebrannt. Darf er jedoch das Gehörte in seine Gehirnsprache übersetzen und dort einbauen, wo es auch nachhaltig verankert wird – die Augenbewegungen begleiten diesen Vorgang - hat er es gelernt. Das update ist gelungen.

Dieses Gedankenlesen über die Augensprache ist auch als eine Art Lügendetektor einzusetzen: Soll er Ihnen berichten, über welches Thema der Pfarrer gepredigt hat sieht Alexander von sich aus nach links oben (erinnert).

War er jedoch gar nicht in der Kirche und flunkert Ihnen ein ausgedachtes Thema vor, wird er von sich aus nach rechts oben blicken (konstruiert).

Natürlich gibt es noch eine Menge anderer Signale, die Verständnis oder Unverständnis signalisieren. Der Blickkontakt jedoch – der Dialog über unsere wichtigsten Sinnesorgane, die Augen - ist essentiell. Beispielsweise sehen wir oft kurz weg und kneifen die Augen zusammen, wenn uns jemand etwas Kompliziertes erklärt. Und wenn wir selbst jemandem einen schweren Sachverhalt näherbringen wollen, heben wir wichtige Dinge hervor, indem wir die Augen unseres Kommunikationspartners intensiv fixieren. Signalisiert uns unser Gesprächspartner Verständnis, wenden wir unseren Blick kurz ab, um ihm eine Pause zu gönnen, ihm zu sagen: „Das was jetzt kommt, weißt du vermutlich schon, ich sehe dich gleich wieder an, wenns wichtig wird!“

Kommunikation durch Blickkontakt steuern zu können ist in erstaunlich kurzer Zeit lernbar. Voraussetzung für die Steuerung ist aber zunächst, dass Sie ihre eigene Wahrnehmung schulen, damit Sie den Augenkontakt richtig interpretieren können.

Quellen:
Lermer, S. (2005). Kommunikative Kompetenz. Von den Besten Profitieren. Gabal Verlag

Fachbücher Neurolinguistisches Programmieren (NLP)

Donnerstag, 26. Februar 2009

"Schau mich an, wenn wir miteinander sprechen!" : Mal wichtig, mal grundfalsch!

Teil 1: Blickkontakt – Fundament einer guten Kommunikation

Als kleines Kind haben wir wohl alle einmal diesen Satz gehört. Und damit einen ganz essentiellen Faktor effektiver Kommunikation gelernt. Unser Blickkontakt signalisiert dem Gegenüber, dass wir aufmerksam sind, er schafft Vertrauen und Beziehung.

Der Hörer „sagt“ damit in einer Kommunikationssituation dem Sprecher, dass er sich ganz auf ihn und die Botschaft konzentriert. Der Sprecher unterstreicht mit seinem Blickkontakt die Botschaft, die er übermitteln will: Er gibt ihr emotionale Tönung, signalisiert dem Hörer, dass die Botschaft für ihn bestimmt ist, dass der Inhalt wichtig ist und zeigt allgemein Wertschätzung.

Blickkontakt beim Sprechen steht in direkter Verbindung zu emotionsverarbeitenden Strukturen des Gehirns. Untersuchungen von Forschern am California Institute of Technology zeigten, dass Personen, die eine Verletzung der Amygdala (ein emotionsrelevantes Zentrum im vorderen teil des Scheitellappens) erlitten haben, weniger Blickkontakt halten, Botschaften schlechter kommunizieren und häufiger Dinge falsch verstehen.

Gerade als Sprecher nutzen wir das wichtige Kommunikationsmittel Blickkontakt nicht genügend aus. Wir sehen oft zu Decke, zum Boden, zum Fenster hinaus, wenn wir wirklich wichtige Inhalte vermitteln wollen. Als Hörer blicken wir die Sprecher zu 75% der Zeit an, in der wir kommunizieren. Als Sprecher unsere Zuhörer lediglich zu 40%. Mangelnder Blickkontakt wird vom Hörer jedoch oft als Unsicherheit interpretiert. Weil der Hörer zunächst nicht weiß, welche Schlüsse er aus dem unsicheren Verhalten ziehen soll, ergeben sich für ihn 2 Möglichkeiten: Entweder er interpretiert den Inhalt der Botschaft als nicht vertrauenswürdig. Oder er vermutet, dass sich der Sprecher selbst über den Wahrheitsgehalt der Botschaft nicht sicher ist.

Blickkontakt suggeriert Vertrauen. Erfahrene Redner und Entscheider, die jeden Tag viele formale und informelle Gesprächssituationen meistern müssen, wissen um die Macht des Augenkontakts. Dennoch kann jeder mit Hilfe eines erfahrenen Coaches sein Blickverhalten verbessern. Der erste Schritt dabei ist, sich selbst seiner Kommunikationsfehler bewusst zu werden, um dann systematisch seine eigene Kommunikationskompetenz einzusetzen. Lernen Sie, kontinuierlich Blickkontakt herzustellen und vermeiden Sie es, mit Ihren Blicken in unpassenden Augenblicken in die Ferne zu schweifen. Ein kleiner Kommunikationstipp: Fixieren Sie nicht die Augen Ihres Gegenübers, sondern seine Nasenwurzel. Dadurch wirkt ihr Blick nicht so intensiv.

In manchen Situationen ist es allerdings falsch, stur Blickkontakt zu halten. Erfahren Sie morgen, wie und wann Sie gezieltes Wegschauen einsetzen können, damit Kommunikation interessanter und effektiver wird.

Quellen:

Lermer, S. (2005). Kommunikative Kompetenz. Von den Besten Profitieren. Gabal Verlag

Spezio, M., Po-Yin, S., Castelli, F., and Adolphs, R. (2007). Amygdala Damage Impairs Eye Contact During Conversations with Real People. The Journal of Neuroscienc, 27 (15), pp. 3994-3997

Mittwoch, 25. Februar 2009

Was ist Glück?

TV-Interview mit Dr. Lermer
(BR 2008, Auszug - ca. 90 sec.)




Watch this video on YOUTUBE

Sex im Alter – verklärt, verleugnet, unterschätzt?

Neben ihrem Künstlerdasein haben Goethe, Tina Turner, Marlon Brando und Picasso noch eine markante Gemeinsamkeit: Ihnen wird – vermutlich mit einem wohlwollenden Schmunzeln – Alterssex zugebilligt. Um danach zu konstatieren: Ausnahmen bestätigen die Regel, die da heißt, dass Sex im Alter für viele nicht vorstellbar ist.

Die Lust auf Liebe wird ähnlich interpretiert wie die Sehschärfe im Alter: Sie lässt eben nach. Dabei zeigte der „Starr-Weiner-Report“ schon in den 80er Jahren, dass die Vorurteile über körperliche Nähe im Alter nicht stimmen. Die umfangreiche Befragung von älteren Paaren ergab, dass rund ein Fünftel aller Paare über 60 Jahre mindestens einmal pro Woche miteinander schlafen.

Andreas Dresens Drama „Wolke9“ (2008) hat ein Tabu gebrochen, Liebe und Lust im Alter sind wieder zum Thema geworden. Die Erkenntnis, dass sich Wünsche und Neigungen bei Liebe und Sexualität im Laufe des Lebens entwickeln und nicht plötzlich mit 65 Jahren verschwinden, ist nicht neu. Mit Anfang 70 schlafen noch 35% der Paare miteinander. Auch wenn hormonelle Veränderungen wie verminderte Testosteronproduktion und Medikamente wie Betablocker gegen Bluthochdruck nachgewiesenermaßen das sexuelle Verlangen mindern, bleiben erotische Fantasien und Träume weitgehend unverändert. Auch die Praktiken passen sich an. Das Teilen von Fantasien, ausgedehnte körperliche Nähe und andere Möglichkeiten, den Partner oder sich selbst zu befriedigen, erweitern das Lust-Repertoire und lassen den Angaben aus umfangreichen Studien zufolge die Sexualität im Alter sogar noch besser werden.

Interessant ist, dass der Hauptgrund für geringere und unbefriedigende sexuelle Aktivitäten im Alter nicht etwa körperliche Probleme sind, sondern psychische: Versagensangst und damit verbundener Rückzug führen oft zu geringem sexuellen Interesse und können sogar langfristige körperliche Störungen verursachen. Die Sorge, nicht mehr zu können, es nicht mehr wie früher zu bringen lässt viele zunächst an sich und dann am Sex zweifeln. Medikamentös kann hier oft nicht sinnvoll eingegriffen werden, das Mittel der Wahl stellt vielmehr eine kurzfristig angelegte Paarberatung dar. Der erste Schritt auf dem Weg zurück zu erfüllender partnerschaftlicher Zärtlichkeit sind oft Denkanstöße, gegenseitige Offenheit und gemeinsame geleitete Gespräche.

Es ist enorm wichtig, auch im Alter Sexualität nicht nur als Indikator für eine gute Beziehung anzusehen, sondern vor allem auch als eine Grundlage für eine erfüllte Beziehung zu betrachten. Viele Paare gehen im Alter offener mit der gemeinsamen Lust um und finden neue Wege der Erfüllung.

Primärquelle: Stüfel, H. (2009): Beim Sex haben wir die Evolution überholt
Sekundärquelle: Welt- Online Wissen (2009). Beim Sex haben wir die Evolution überholt. Empfangen am 20.02.2009

http://www.welt.de/wissenschaft/psychologie/article3120689/Beim-Sex-haben-wir-die-Evolution-ueberholt.html

Montag, 23. Februar 2009

Mann-Frau-Beziehung: Meinungsverschiedenheit contra Streit

(Dr. Stephan Lermer im BR: Radiointerview-09/2008)

Todesursache #1: Schlechte Entscheidungen

Robert L. Keeney, Entscheidungsforscher von der Duke University of North Carolina sagt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit: Die Summe persönlicher Fehlentscheidungen führt zum frühzeitigen Tod.

Eine gewagte These? Nicht unbedingt, denn laut Keeney können 55% aller frühzeitigen Tode auf gravierende Fehlentscheidungen zurückgeführt werden, bei denen es wirklich bessere Alternativen gegeben hätte: Weniger Alkohol zu konsumieren, ein Kondom zu benutzen, das Rauchen aufzugeben, bestimmte Nahrungsmittel nicht haltlos zu verschlingen, einen Fahrradhelm zu tragen…

Doch nicht nur eigene Entscheidungen, sondern auch die anderer können tödlich enden: Alkohol am Steuer, Kriminelles Verhalten, unterlassene Hilfeleistung und Rauchen in Gegenwart anderer können mittelbar zum Tod führen. Nach Keeney hat in 6% aller frühzeitigen Todesfälle ein anderer bewusst schlecht entschieden. Im Mittelpunkt von Robert Keeney´s Mortalitätsstatistik stehen jedoch solche Entscheidungen, die unbewusst, wiederholt und konsequent getroffen worden sind, wie z.B. die nächste Zigarette zu rauchen, noch ein Bier mehr zu trinken oder heute doch keinen Sport zu machen.

Aufgrund seiner wissenschaftlichen Ergebnisse empfiehlt Keeney dringend Lehrangebote zum Thema „Entscheidungen“. Entscheidungskompetenz ist lernbar, Kosten-Nutzen-Überlegungen können verbessert werden, Willensstärke kann trainiert werden. Sowohl das Gesundheitssystem als auch jeder Einzelne kann immens von besseren Entscheidungen profitieren. Förderung der individuellen Entscheidungskompetenz erhält man bei Experten für menschliches Erleben und Verhalten, beispielsweise im Psychologischen Einzelcoaching.

Quellen: http://orforum.blog.informs.org/files/2009/01/keeney.pdf / http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch

Unbewusste Farbverarbeitung beeinflusst unsere Leistung

Dass Farben unsere Stimmungen und unsere Performance beeinflussen, vermuten Gelehrte schon seit Jahrhunderten. Die Theorien über unbewusste Auswirkungen von Farben auf unser Leben waren jedoch in der Vergangenheit meist spekulativ und selten einheitlich. Forscher der Universität in Vancouver, CDN, untersuchten den Effekt von Farben auf mentale Leistungsfähigkeit nun in kontrollierten Experimenten. Das Ergebnis: Blau macht kreativ, rot steigert die Aufmerksamkeit für Details. Für ihre Studien ließen die Wissenschaftler Probanden verschiedene Gedächtnis- und Intelligenzaufgaben lösen. Dabei änderte sich die Farbe des Bildschirmhintergrundes. Die Leiter der Studie, Ravi Mehta und Rui Zhu zeigen, dass die Verbesserung von Aufmerksamkeit und Kreativität unbewusst geschieht. Sie vermuten, dass die Farben jeweils unterschiedliche Motivationen anregen und so zu besseren oder schlechteren Leistungen führen. Die Wahl des Bildschirmhintergrundes sollte also situationsspezifisch erfolgen. Kreative Ideen sollten es leichter in blauen Räumen haben, wohingegen rote Schreibtischunterlagen im Controlling oder bei Krisensitzungen wahrscheinlich mehr Potential zu Lösungen gewährleisten.

Quelle: Mehta, R. & Zhu, R. (2009). Blue or Red? Exploring the Effect of Color on Cognitive Task Performances. Science, 2/2009

Warum wollen Väter lieber Söhne?

Macht Geld glücklich?

Interview mit Dr. Stephan Lermer
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 01.02.2009

Psychologie

„Lotto ist vollkommen irrational“

FRAGE: Herr Lermer, Sie sind Psychologe und erforschen das Phänomen Glück. 35 Millionen Euro waren im Jackpot - hatte das Lotto-Fieber auch Sie erfasst?

ANTWORT: Eigentlich spiele ich seit zwanzig Jahren nicht mehr Lotto, aber diesmal habe ich wieder einen Schein ausgefüllt. Mit 35 Millionen Euro kann man so viel bewegen, da wäre es doch schade, die Chance zu vertun. Doch eigentlich demotiviert mich der Lottoschein bei der Arbeit. Ich habe gelegentlich das Gefühl, nichts mehr machen zu müssen, da ich sowieso bald reich bin.

FRAGE: Ist das nicht komisch? Je höher der Jackpot steigt, desto mehr Menschen spielen mit. Obwohl mit zunehmender Teilnehmerzahl die

Chance sinkt, das Geld ganz allein zu gewinnen.

ANTWORT: Das ist vollkommen irrational. Aber der Mensch ist eben ein homo irrationalis. Lotto ist nichts als ein Spiel. Das ist wie bei der Fußball-WM: Es macht Spaß, dabei zu sein und mitzufiebern. Man will nichts versäumen. Dazu kommen die Vorfreude und der Kitzel während der Ausspielung, denn es könnte ja tatsächlich sein, dass man gewinnt. Das sind immerhin drei Highlights, für die sich der Kauf des Lottoscheins zu lohnen scheint.

FRAGE: Was geht in einem Menschen vor, der plötzlich um mehrere Millionen reicher ist?

ANTWORT: Er wird es erst einmal nicht glauben. Dann muss er drei Sachen richtig machen: Er darf nicht gleich von seinem Glück erzählen. Er sollte sich ein paar Wochen Auszeit nehmen, um sich zu überlegen, was er in seinem Leben beibehalten oder was er verändern möchte. Außerdem braucht er einen Lebensberater und einen klugen Profi aus einem Bankhaus, der ihm sagt, wie er das Geld anlegen soll.

FRAGE: Mit 35 Millionen ist man reich. Kann man damit aber tatsächlich auch glücklich werden?

ANTWORT: Geld haben und es ausgeben - das allein macht definitiv nicht glücklich. Doch in der Forschung unterscheiden wir drei Szenarien, in denen unerwartetes Geld durchaus glücklicher machen kann: Wenn dadurch finanzielle Not beseitigt werden kann, wenn also Miete, Essen und Kleidung plötzlich problemlos bezahlbar sind. Auch wenn das Geld für soziale Zwecke verwendet wird. Das klingt zwar kitschig und trivial, aber andere glücklich zu machen macht einen selbst glücklicher. Die dritte Möglichkeit ist der Kauf von aktiver Freizeit und Ereignissen. Man kann das Geld in die eigene Bildung investieren, Sprachen lernen, einen Malkursus besuchen oder eine Weltreise machen.

FRAGE: Kann der unerwartete Geldsegen auch ein Fluch sein?

ANTWORT: Ja, das kennen wir von zahlreichen Stars, die allzu plötzlich reich und berühmt wurden, zuvor aber nicht gelernt hatten, damit umzugehen. Kurt Cobain, Elvis Presley . . . Sie sind alle an Geld und Ruhm zerbrochen. Auch ein Lottogewinn kann eine Art goldener Schuss sein. Es besteht durchaus die Gefahr, völlig durchzudrehen und am Ende unglücklicher zu sein als zuvor.

FRAGE: Kommt mit dem Geld gleichzeitig die Angst, es wieder zu verlieren?

ANTWORT: Dieser Gedanke wohnt vor allem uns Deutschen inne. Wir haben Angst vor Neid und davor, dass Erpresser unsere Kinder entführen. Aber diese Angst birgt auch etwas Gutes: Sie schärft das Bewusstsein, dass Geld, Macht und Einfluss auch mit Verantwortung verbunden sind. Eigentum verpflichtet.

FRAGE: Sollten Sie nun das Glück getroffen haben, was gönnen Sie sich: eine Weltreise, einen Ferrari?

ANTWORT: Ich behalte meinen alten Porsche, der ist nicht ersetzbar. Und dann würde ich wohl ganz schlicht versuchen, die Welt ein kleines bisschen besser zu machen.

Psychologe Stephan Lermer betreibt eine Praxis in München. Er ist Bestseller-Autor und doziert an der Universität Augsburg über Glück.

Die Fragen stellte Lenz Koppelstätter

Text: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

Donnerstag, 19. Februar 2009

„Recht haben oder glücklich sein?“

Interview mit Dr. Stephan Lermer im Münchner Merkur vom
07./08.10.2006



„Mach die Zahnpastatube richtig zu!“
„Du
verstehst mich nicht!“ „Typisch Mann!“
„Musst du denn so viel Fernsehen!“ – Im
Laufe einer Beziehung sammeln sich viele
Vorwürfe und Missverständnisse an. Wie
man aus Krisen wieder heraus findet und
wie sie sich vermeiden lassen- darüber
sprachen wir mit dem Diplom-
Psychologen Dr. Stephan Lermer.
Wäre es nicht schlauer, sich gar
nicht erst auf eine Partnerschaft
einzulassen? Man hätte weniger
Probleme.
Dr. Lermer: Wenn wir rein rationale
Wesen wären und wie Buchhalter
vorgehen würden, dann müssten wir nach
einigen gescheiterten Beziehungen sagen,
es ist das falsche Konzept, lassen wir´s.
Aber?
Dr. Lermer: Die Menschen leben von der
Hoffnung. Außerdem haben wir die Gnade
der positiven Erinnerung. Im Rückblick
löschen wir das Negative häufiger als das
Positive. Durch das Scheitern sind wir ja
auch gereift und beziehungsfähiger. Die
Forschung sagt, dass die zweiten Ehen
meist besser funktionieren.
Es klappt aber selten genau so, wie
wir´s uns vorstellen.
Dr. Lermer: Warum überhaupt mit großen
Erwartungen an eine Beziehung
rangehen? Lassen Sie uns Partnerschaft
wie eine Reise betrachten. Wenn wir in
den Urlaub fahren, haben wir zwar eine
gewisse Erwartung, sind aber flexibel, uns
anzupassen, wenn etwa das Wetter
schlecht ist. Auch in der Liebe, deren
Entwicklung unvorhersehbar ist, ist
Improvisationstalent gefragt.
Wann sollen die Alarmglocken
läuten?
Dr. Lermer: Wenn einer von beiden häufig
die Augen nach oben rollt, während der
andere spricht. Dann ist die Scheidung oft
nicht weit. Dieses Verhalten signalisiert,
dass der Respekt verloren gegangen ist.
Dass sich tiefe Missverständnisse in die
Beziehung eingegraben haben.
Wie vermeidet man die?
Dr. Lermer: Immer im Gespräch bleiben.
Es ist egal, was Sie sagen, entscheidend
ist, wie der andere es versteht. Das kann
man etwa feststellen, indem man nach
einem Kinobesuch miteinander über den
Film spricht. Beide haben dasselbe
gesehen, dasselbe gehört und doch hat
jeder seine eigene Wahrnehmung gehabt.
Jeder ist ein Exot. Wer das weiß, wird
nicht mehr darauf bestehen, dass der
andere es falsch sieht, sondern dessen
Position akzeptieren.
Bei allem Verständnis, so ganz
ohne Streit geht es in den
seltensten Fällen.
Dr. Lermer: Das sollte es auch nicht. Wer
streitet, zeigt, dass er Interesse hat. Wenn
der andere mir egal ist, dann streite ich
nicht mehr mit ihm.
Wer sich also für die Liebe
entscheidet ……
Dr. Lermer: ….der entscheidet sich
zwischen zwei Möglichkeiten: Will er Recht
haben oder glücklich sein? Viele werden
feststellen, dass sie mit dem Recht haben
wollen schon viel Zeit vergeudet haben –
die man für die Liebe hätte nutzen können.
Das Interview führte Sylvie-Sophie
Schindler

Freitag, 6. Februar 2009

...and happy birthday,
gilt noch bis 0:00,
dann fängt alles wieder von vorne an!!