Freitag, 30. Juli 2010

Wenn der Respekt fehlt - stirbt irgendwann die Liebe

Sie: "Immer lässt du überall dein Zeug rumliegen. Ich bin doch nicht deine Putzfrau!"
Er: "Stimmt. Wenn du meine Putzfrau wärst, wäre unsere Wohnung sauber."

Was hier noch schlagfertig und witzig klingt, ist in der Partnerschaft oft ein deutliches Zeichen, dass es bergab geht. Denn in seiner Aussage schwingt Verachtung mit.

Unter vielen anderen Variablen nahm John Gottmann, Eheforscher an der University of Washington, Verachtung in seine berühmte Gleichung auf, mit der er in der Lage ist, Scheidungsfälle und deren Zeitpunkt erstaunlich genau vorherzusagen. Und siehe da: Gegenseitige Verachtung erwies sich als der stärkste Prädiktor für eine misslungene Ehe!

In einer seiner Studien beobachtete Gottmann diskutierende Ehepaare 15 Minuten lang und verglich nach ein paar Jahren seine Beobachtung vom Auftreten negativer Emotionen während dieser Diskussionen mit der tatsächlichen Scheidungsrate. Registrierte er dabei bei einem Paar verachtende Kommentare und Verhaltensweisen, war die Scheidungsrate 2-3mal höher.

Höchste Zeit also, Verachtung durch Wertschätzung zu ersetzen. Wie? Durch Empathie, Perspektivenübernahme und das Senden von Ich-Botschaften. Beispiel, Er: "Ich verstehe, wenn dir der Saustall auf die Nerven geht. Wie wäre es, wenn wir eine Ecke einrichten, in der ich meine Sachen ablege, ohne dass du dich daran störst?"

Ebenfalls ratsam: Sarkasmus durch Humor ersetzen. Wie? Durch Witze, die gut ankommen, dabei aber niemandem schaden - oder höchstens auf Kosten nicht anwesender Dritter gehen. Denn Humor ist einer der stärksten Wirkfaktoren für den langfristigen Erhalt der Partnerschaft.

Schaffen Sie also eine positive und konstruktive Atmosphäre durch Wertschätzung und Humor - auch in "Streitgesprächen".



gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: Lermer, Stephan. Liebe und Lust. Mary Hahn Verlag

Dienstag, 27. Juli 2010

Zurück zur Natur - Und raus aus dem Stress!

"Retournons à la nature!" rief Rousseau im 18. Jahrhundert und meinte damals vor allem, dass sich der Mensch aus der kulturellen Tretmühle der Industrialisierung befreien solle. Seitdem haben sich die Lebens- und Arbeitsbedingungen in den reichen Ländern der ersten Welt zwar gebessert, ein Thema ist jedoch dramatischer geworden - der Stress.

Im finnischen Forest Research Institute wird Rousseau's berühmter Ausspruch etwas wörtlicher interpretiert. Hier wird erforscht, welche unmittelbaren körperlichen und psychischen Auswirkungen Kurzbesuche in der Natur haben. Die Forschungsergebnisse vermitteln ein einheitliches Bild: Wer aus dem Alltag raus will und Stress abbauen, der sollte am besten in den Wald gehen.

Jeder, der sich einmal kurz die Zeit genommen und einen Spaziergang über Felder, Wald und Wiesen gemacht hat, kennt die beruhigende Wirkung der Natur. Doch die Menschheit will Beweise und diese liefern die finnischen Forscher um Dr. Eeva Karjalainen im Dutzend:

Wald und andere natürliche Umgebungen reduzieren Stress, heben die Stimmung, verringern Aggressionen und schaffen Glücksgefühle. Oder präziser: Blutdruck, Muskelspannung, Stresshormone und Herzrate verringern sich deutlich. Bei Waldbesuchen erhöht sich die Zahl an körpereigenen Immunzellen, die Krebszellen bekämpfen. Und: Die Behandlung psychischer Krankheiten wie Depressionen und Impulsstörungen verläuft wesentlich rascher, wenn natürliche Settings wie Wälder und Seen begleitend genutzt werden. Nur ein Beispiel: Kinder mit Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) haben dauerhaft weniger Schwierigkeiten, wenn sie täglich in Wäldern, Parks und Seen spielen.

Letztlich sind natürliche Umgebungen auch bei der Prävention von psychischen Krankheiten wie Depression und Burn-Out entscheidend. Man sollte sich dafür eine solche Umbung suchen, in der man sich wirklich wohl fühlt und mit seinen Gedanken allein oder zu zweit ist.


gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: USDA Forest Service, Pacific Northwest Research Station (2010, July 23). The healing effects of forests. ScienceDaily. Retrieved July 24, 2010, from http://www.sciencedaily.com­ /releases/2010/07/100723161221.htm

Freitag, 23. Juli 2010

Blind vor Eifersucht

Mit einem simplen, aber genialen Experiment haben Forscher der University of Delaware gezeigt, dass Eifersucht im wahrsten Sinne des Wortes blind macht:

Sie baten Paare ins Versuchslabor. Während sich die Partner gegenübersaßen, bekamen sie auf je einem eigenen Bildschirm Bilder präsentiert. SIE hatte die Aufgabe, unter schnell wechselnden Bildern auf ihrem Schirm solche zu notieren, die Landschaften darstellen. ER sollte Landschaften auf ihre Schönheit hin beurteilen.

Bei der Hälfte des Experiments dann der entscheidende Punkt: Die Versuchsleiter teilten IHR mit, das ER von jetzt an die Attraktivität von Single-Frauen bewerten würde. In Wahrheit machte ER einfach mit den Landschaften weiter - eine Situation also, die der Realität sehr nahe kommt ;-)

Daraufhin nahm die Entdeckungsleistung der untersuchten Frauen enorm ab. Grund dafür sind immer wiederkehrende Gedanken und mentale Bilder über die "Aufgabe" des Partners und die potentiellen Folgen, die damit verbunden sein könnten. Diese Gedanken und Bilder beherrschten die Aufmerksamkeit der Frauen so gründlich, dass sie für manche Reize in der Umgebung schlichtweg blind wurden.

Derzeit werten die Forscher die Daten der Männer aus, deren Partnerinnen attraktive Männer beurteilen durften. Man darf gespannt sein....



gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: University of Delaware (2010, April 14). Blinded by jealousy?. ScienceDaily. Retrieved July 23, 2010, from http://www.sciencedaily.com­ /releases/2010/04/100413160859.htm

Dienstag, 20. Juli 2010

Kausalattribution - Glück und Unglück durch Ursachenzuschreibung

Warum schaffen es manche Menschen, nachhaltig von Erfolgen zu zehren, während bei anderen das Glück immer nur von kurzer Dauer ist? Wieso geht für manche bereits bei kleinen persönlichen Misserfolgen die Welt unter, während manche die berühmten "twists and turns" im Leben lässig mit einem Schulterzucken abtun? Warum machen es sich manche Leute so unglaublich schwer, obwohl doch ihr Leben größtenteils von Glück bestimmt ist?

Die Herren Rotter, Seligman und Weiner helfen uns bei diesen Fragen weiter. Sie gehörten verschiedenen Forschergruppen an, die sich ab den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts mit dem Phänomen der "Kausalattribution" (deutsch: Ursachenzuschreibung) beschäftigten. Damit gingen sie zwei wichtigen Frage nach: 1. Wen oder was kann man für Erfolg und Misserfolg verantwortlich machen? und 2. Macht es einen Unterschied, wen oder was wir verantwortlich machen?

Zur Beantwortung der Fragen benutzen wir Otto Normalverkäufer. Herr Normalverkäufer hat gerade erfahren, dass er im letzten Quartal die höchste Abschlussquote aller 17 Verkäufer erreicht hat und eine satte Prämie kassiert. Er kann nun Stolz empfinden und sich selbst sagen, dass er ja immer wusste, dass er der beste Verkäufer sei. Oder er kann Schuld empfinden und die hohe Abschlussquote auf strukturelle Bedingungen in seiner Region zurückführen - zum Beispiel die Öffnung eines Neubaugebietes und damit den Zuzug vieler potentieller Neukunden, die seine Arbeit "erleichtert" haben.

Herr Normalverbraucher kann also entweder "internal" attribuieren ("ich bin eben der beste") oder "external" ("die Bedingungen waren eben gut"). Rotter, Seligman und Weiner würden ihm zur internalen Attribution raten: Bei Erfolgen führt eine internale Ursachenzuschreibung zu langfristiger Zufriedenheit. Bei Misserfolgen ist es genau anders herum: internale Zuschreibung führt dazu, dass wir längerfristig schlecht von uns denken - definitiv ein "Glückskiller". Externale Zuschreibung dagegen lässt uns die schlimmen Dinge leichter nehmen - "es war halt Pech, beim nächsten Mal wird es wieder besser".

Es macht also sehr wohl einen Unterschied, wen oder was wir für unsere (Miss-)Erfolge verantwortlich machen. Interessant dabei: Dieser Urteilsbildungsprozess läuft zunächst unbewusst ab. Herr Normalverkäufer bekommt also auf Grund der unbewussten Urteilsbildung erst einmal ein gutes oder schlechtes Gefühl. Dieses Gefühl motiviert ihn, anschließend Erklärungen für seine Stimmung zu suchen. Kennt man nun dieses Prinzip, kann man die eigene Stimmung mit einiger Übung zum Teil nachträglich und nachhaltig beeinflussen.

Das heißt nicht, dass man zum "Berufsoptimisten" werden soll oder zur Nervensäge, die noch am Weltuntergang irgendetwas Schönes findet. Aber es hilft oft, dem Schlechten den Schrecken zu nehmen und Selbstwertgefühl aufzubauen. "Jeder ist seines Glückes Schmied" - für wenige Dinge gilt dieses Sprichwort so sehr wie für die Kausalattribution von persönlichen Erfolgen und Misserfolgen.


gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer

Samstag, 17. Juli 2010

Die Bedeutung des "Emotionsquotienten" (EQ)

"Himmelhoch jauchzend - zu Tode betrübt" gilt nur für einen Teil der Menschen. Die anderenbleiben cool, auch wenn es noch so heiß zugeht. Die Emotionsforschung hat herausgefunden, dass es tatsächlich zwei Menschentypen gibt, die sich stark unterscheiden hinsichtlich ihrer Verarbeitung aufregender Ereignisse.

Die einen schwingen intenisv- zu dieser Gruppe gehören auffällig viele Frauen - die anderen bleiben cool, ja geradezu scheinbar unsensibel.

Der Vorteil der stark schwingenden Menschen, die wirklich höchste Glücksgefühle empfinden können, verkehrt sich dann ins Gegenteil, wenn das Gefühlsbarometer ins Minus sinkt. Das kann sogar soweit gehen, dass psychosomatische Symptome entstehen. Hierzu gehören Kopfschmerzen, Übelkeit, Nervosität, Herzjagen, Atemnot, Erschöpfung etc.
Da die Menschen mit dem höheren Gefühlsausschlag natürlich mehr herausgefordert sind, ihre Gefühle auch steuern zu können, neigen sie mehr zu Psychodrogen oder auch zu Kaffee und Süßem. Gleichzeitig aber beziehen sie aus dem Leben wesentlich mehr Freude. Man könnte annehmen, dass sie einfach sensiblere Antennen haben, die sowohl Freude als auch Leid intensiver registrieren.

Frustriert werden sie allerdings, wenn sie versuchen, ihre sensible Wahrnehmung auch bei einem eher coolen Gegenüber wiederzufinden.


gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: Lermer, Stephan. Liebe und Lust. Mary Hahn Verlag

Mittwoch, 14. Juli 2010

Woraus besteht eigentlich der "Heimvorteil"?

Ausnahmen bestätigen die Regel. Was die "Bafana-bafana" aus Südafrika nicht geschafft hat, können sich Deutschland, Uruguay, Frankreich und viele andere auf die Fahnen schreiben: "Erfolg bei der Heim-WM!" Und wenn die Bundesliga wieder startet, wird es auch in der nächsten Saison - wie in jeder bisherigen - mehr Heimsiege und weniger Auswärtssiege geben. Das kann doch kein Zufall sein...

Was ist eigentlich der berühmte "Heimvorteil"? Warum sind wir auf eigenem Terrain - auf dem heimischen Platz, im eigenen Büro, im eigenen Haushalt - besser als auswärts?

Forscher der Universität von Wisconsin drangen nun tief in die Geheimnisse des Heimvorteils ein. Sie brachten männliche Mäuse dazu, einer ihrer Lieblingsbeschäftigungen nachzugehen: Kämpfe mit anderen Mausmännchen. Dabei zeigte sich, dass die Wahrscheinlichkeit zu gewinnen umso größer wurde, je mehr die Mäuse auf ihrem eigenen Terrain siegten.

Die Forscher stellten fest, dass sich in Folge der Siege die Gehirne der Mäuse veränderten: Der Erfolg an sich veränderte Anzahl und Dichte von Rezeptoren für Androgene - Sexualhormone, die Aggressivität und Konzentration erhöhen- in einer bestimmten Hirnregion, der Stria Terminalis.

Siegten die Mäuse auf heimischem Boden, kam allerdings noch ein interessanter Effekt hinzu: Die Rezeptorenveränderung wurde in mehreren Hirnregionen beobachtet. Vor allem in Zentren, die für Belohnung und Motivation zuständig sind. Heimsiege wirken sich daher vermutlich direkt und positiv motivierend auf den Erfolg bei nachfolgenden Spielen, Revierkämpfen, Verhandlungen und Ähnlichem aus.

Bei Fußballspielern zeigte sich übrigens ein ähnlicher Befund: Speichelproben ergaben, dass ein erhöhter Testosteronspiegel, wie er vor allem während Heimspielen auftritt, den Erfolg vorhersagt. Die Forscher nehmen an, dass der Anstieg des Testosterons vor allem Folge der Fangesänge auf den Rängen ist. Der berühmte "12. Mann" - ein Hormon?


gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: Fuxjager, M. (2010). PNAS, Online Vorabveröffentlichung, doi: 10.1073/pnas.1001394107

Freitag, 9. Juli 2010

Warum sagt er mir nie, dass er mich liebt?

Ein Trost: Die meisten sagen es nicht mehr, wenn sie einmal fest gebunden sind.
Da ist z. B. der "Schweiger": Er hält nichts vom Reden. "Ein Mann handelt oder schweigt." heißt sein Wild-West-Motto. Er ist geprägt von der Angst, Gefühle zu "zerreden". Berühmtes Vorbild eines Schweigers ist Napoleon, der meinte: "Entweder ich frage, ich befehle oder ich schweige."

Sein Gegentyp hält nichts vom Reden, weil er im Geschäft mehr als genug Floskeln und Small Talk benutzen muss, um etwas zu erreichen. Er schätzt die Liebe seiner Partnerin vor allem als Geschenk, nicht als Gegenleistung dafür, weil er von Liebe gesprochen hat.

Einer aber sagt es, spricht es aus: der Dichter.
Darf man ihm glauben? Ein Ohrenschmaus! Aber, ob er sich morgen noch daran erinnern wird?

Das Ideal wäre der vierte Typus, der es sagt und tut, und das auch morgen noch.

Machen Sie Ihren Partner zu diesem Exemplar, das es so selten gibt! Lassen Sie ihn erkennen, was Sie wann gerne möchten. Aber vergessen Sie nie, dass er erst auf die Seele der Frau umschalten muss, denn er empfindet als Mann oft ganz anders. Und lassen Sie sich Zeit herauszufinden, dass eine Frau häufig mit wenig Aufwand glücklich zu machen ist.

Wenn er nur das richtige Wort im richtigen Tonfall zum richtigen Zeitpunkt in ihr Ohr flüstert...



gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: lermer, Stephan. Liebe und Lust. Mary Hahn Verlag

Dienstag, 6. Juli 2010

"Früh übt sich, wer später einmal viel verdienen will"

Obwohl sich Mädchen bis zur neunten Klasse gegenüber ihren männlichen Schulkameraden einen Wissensvorsprung von durchschnittlich einem halben Jahr (!) herausgearbeitet haben, bekommen sie im Erwachsenenalter deutlich weniger Lohn und Gehalt. Woran liegt das?

An der Intelligenz und am Fleiß jedenfalls nicht. Vielmehr sei es die "Wettbewerbsscheu" deutscher Frauen und Mädchen, die sie im Berufsleben ins Hintertreffen geraten lässt - wenigstens finanziell. Das behaupten Forscher der Uni Innsbruck, die vor kurzem eine umfassende Studie mit Jungen und Mädchen im Alter von 3 bis 18 Jahren durchführten.

Im Auftrag des Bonner Instituts zur Zukunft der Arbeit untersuchten sie die Wettbewerbsneigung von Kindern und Jugendlichen. Die Teilnehmer der Studie mussten Rechenaufgaben lösen und Wettläufe absolvieren. Sie konnten sich dabei aussuchen, ob sie lieber allein oder gegen andere antreten wollen. Die zweite Variante stellte dabei ein höheres Preisgeld in Aussicht. Die erste Variante war dagegen sicherer.

Tatsächlich nahmen über alle Altersgruppen hinweg Jungen zu 40% den Wettbewerb mit Gleichaltrigen an - und nur magere 19% der Mädchen. Matthias Sutter, einer der verantwortlichen Forscher, vermutet, dass die Wettbewerbsscheu der weiblichen Teilnehmer deren Erziehung geschuldet sei und rät: Das Wettbewerbsverhalten junger Mädchen und Frauen sollte nicht etwa zu Gunsten einer sozialverträglichen Einstellung unterdrückt ("bleib brav und bescheiden!"), sondern im Gegenteil gefördert werden.

Allerdings: Über mögliche negative Folgen einer derartigen wettbewerbsorientierten Erziehung schweigt die Studie, die gegenwärtig von Experten überpüft wird, bislang...



gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: Sutter, M.,
Rützler, D. Gender differences in competition emerge early in life. June 2010. IZA Discussion Paper 5015.