Als Alan Greenspan, langjähriger Chef der US-Notenbank Federal Reserve System nach seinem typischen Tagesablauf gefragt wurde, meinte er: 'Am Morgen lege ich mich erst einmal in die Badewanne und studiere dabei die neuesten Zahlen. Dort ist mein IQ um ein paar Punkte höher.'
Wahrscheinlich war sich Greenspan bewusst, dass die Intelligenz über kurze Zeiträume per Definition relativ gleich bleibt. Natürlich verändert sich aber die Aufmerksamkeit und die Fähigkeit, diese Intelligenz abzurufen und anzuwenden in Abhängigkeit von der Tageszeit.
Greenspan wollte mit der Aussage allerdings etwas weitaus Wichtigeres mitteilen, nämlich: 'In meiner Finanzpolitik treffe ich rationale, intelligente Entscheidungen. Dafür wende ich jeden Intelligenzpunkt auf, den ich besitze.'
Und neueste Forschung gibt ihm Recht: Studien an der Universität in Haifa belegen brandaktuell einen Zusammenhang zwischen allgemeiner Intelligenz und der Fähigkeit, lang- und kurzfristig erfolgreiche ökonomische Entscheidungen zu fällen.
Als Versuchsteilnehmer dienten 1000 Trainees einer US-Spedition. Sie durchliefen zunächst alle einen IQ-Test. Anschließend wurden sie gebeten, in verschiedenen ökonomischen Szenarien Entscheidungen zu treffen. Hier hatten die Intelligenteren im Schnitt einen höheren Outcome. Auch bei sozialen Fertigkeiten waren sie besser: Sie könnten mit größerem Erfolg das Verhalten von Verhandlungspartnern vorhersagen und waren kooperativer bei Win-Win-Deals.
Dass allgemeine Intelligenz nicht nur den Erfolg von Entscheidungen in ökonomischen Experimenten beeinflusst, zeigten die Forscher in einer Folgestudie, in der sie den erfolgreichen Verbleib der Trainees in ihrer Ausbildung maßen. Hintergrund: Das Unternehmen bezahlte die Ausbildung für diejenigen, die das Programm komplett durchliefen. Die Abbrecher mussten einen Teil ihrer Ausbildungsvergütung wieder zurückzahlen. Obwohl ein Ausbildungsabbruch kurzfristig mit einer eventuell höheren Vergütung bei anderen Unternehmen verbunden war, zahlte er sich mittelfristig in keinem der Fälle wirklich aus. Der wirtschaftlich sinnvollere Verbleib im Trainee-Programm korrelierte wieder mit der allgemeinen Intelligenz der Teilnehmer: Je höher der IQ, desto wahrscheinlicher blieben sie.
Insgesamt zeigen die Studien, dass individuelle Charaktereigenschaften, die wirtschaftlichen Erfolg beeinflussen - Geduld, Risikobereitschaft und effektives Sozialverhalten - von allgemeinen kognitiven Fähigkeiten beeinflusst werden.
Neben der unmittelbaren ökonomischen Relevanz der Ergebnisse stehen für Stephen Burks, Ko-Autor der Studie, vor allem pädagogische Implikationen im Vordergrund: "Durch frühe Förderung in der Kindheit können offensichtlich nicht nur allgemeine geistige Fähigkeiten positiv beeinflusst werden, sondern letztendlich auch effektive ökonomische Entscheidungsfähigkeit".
gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: http://www.eurekalert.org/pub_releases/2009-04/uom-pwh042709.php
Donnerstag, 30. April 2009
Mittwoch, 29. April 2009
Living outside the box
Wer eine Zeit lang im Ausland lebt und arbeitet ist nachweislich kreativer.
In 2 Studien wies ein internationales Forscherteam um William Maddux zunächst nach, dass Studenten und Berufstätige, die für eine gewisse Zeit außer Landes gearbeitet hatten, kreativer und erfolgreicher bei technischen Problemlösungen und Preisverhandlungen waren. Die Dauer des Auslandsaufenthaltes war dabei interessanter Wiese irrelevant.
Maddux und seine Kollegen führten eine Folgestudie durch, in der sie die Ursachen der Verbindung von Kreativität und Auslandsaufenthalt beleuchteten. Sie fanden eine weitere interessante Korrelation: Je mehr sich die Studenten mit der Kultur identifiziert hatten, in der sie gelebt und gearbeitet hatten, desto kreativer waren sie. Maddux: "Das zegt, dass es eine Art psychologischer Transfomation gibt, die dann auftreten könnte, wenn man daran arbeitet, sich in eine neue Kultur einzuleben. Gleichzeitig wird die Kreativität generell gefördert."
In einem weiteren Experiment bekamen Versuchspersonen - alle hatten eine Zeit im Ausland studiert oder gearbeitet - eine von zwei möglichen Aufgaben: Sie sollten entweder über die Zeit ihres Auslandsaufenthaltes schreiben oder über andere alltägliche Aktivitäten. Das Ergebnis: Die Menschen, die über ihre Zeit in anderen Kulturen schrieben schnitten im folgenden Kreativitätstest am besten ab.
"Das Wissen, dass Auslandserfahrungen wichtig für kreatives Verhalten sind, lässt Austauschprogramme für Studenten und Berufstätige sowie Auslandsentsendungen von Mitarbeitern noch wichtiger erscheinen", meint Maddux. "Besonders für Unternehmen, bei denen Kreativität und Innovation eine große Rolle spielt.
Noch ist die Richtung des Zusammenhangs unklar. Die Ergebnisse der Studien zeigen jedoch in eindeutiger Weise den Nutzen weltweiter Vernetzung und interkultureller Kommunikation auf.
gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: Leung, Maddux, Galinsky, Chiu (2008). Multicultural Experience enhances Creativity: The When and Who. American Psychologist, 2008
In 2 Studien wies ein internationales Forscherteam um William Maddux zunächst nach, dass Studenten und Berufstätige, die für eine gewisse Zeit außer Landes gearbeitet hatten, kreativer und erfolgreicher bei technischen Problemlösungen und Preisverhandlungen waren. Die Dauer des Auslandsaufenthaltes war dabei interessanter Wiese irrelevant.
Maddux und seine Kollegen führten eine Folgestudie durch, in der sie die Ursachen der Verbindung von Kreativität und Auslandsaufenthalt beleuchteten. Sie fanden eine weitere interessante Korrelation: Je mehr sich die Studenten mit der Kultur identifiziert hatten, in der sie gelebt und gearbeitet hatten, desto kreativer waren sie. Maddux: "Das zegt, dass es eine Art psychologischer Transfomation gibt, die dann auftreten könnte, wenn man daran arbeitet, sich in eine neue Kultur einzuleben. Gleichzeitig wird die Kreativität generell gefördert."
In einem weiteren Experiment bekamen Versuchspersonen - alle hatten eine Zeit im Ausland studiert oder gearbeitet - eine von zwei möglichen Aufgaben: Sie sollten entweder über die Zeit ihres Auslandsaufenthaltes schreiben oder über andere alltägliche Aktivitäten. Das Ergebnis: Die Menschen, die über ihre Zeit in anderen Kulturen schrieben schnitten im folgenden Kreativitätstest am besten ab.
"Das Wissen, dass Auslandserfahrungen wichtig für kreatives Verhalten sind, lässt Austauschprogramme für Studenten und Berufstätige sowie Auslandsentsendungen von Mitarbeitern noch wichtiger erscheinen", meint Maddux. "Besonders für Unternehmen, bei denen Kreativität und Innovation eine große Rolle spielt.
Noch ist die Richtung des Zusammenhangs unklar. Die Ergebnisse der Studien zeigen jedoch in eindeutiger Weise den Nutzen weltweiter Vernetzung und interkultureller Kommunikation auf.
gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: Leung, Maddux, Galinsky, Chiu (2008). Multicultural Experience enhances Creativity: The When and Who. American Psychologist, 2008
Dienstag, 28. April 2009
Stress löst Gehirnstrukturen auf
Wie gravierend sich Stress auf das Gehirn auswirkt, zeigte eine Studie der Yale School of Medicine im März dieses Jahres:
Unter langandauerndem Stress zeigen wir oft hilfloses Verhalten, Resignation macht sich breit. Dieses Verhalten ist nicht nur Nährboden für psychische Beeinträchtigungen wie Depression, Burn-out oder Agoraphobie. Es spiegelt sich auch im Zerfall von Synapsen (Verbindungen zwischen Nervenzellen im Gehirn) im Hippocampus wider - einer Hirnstruktur, die für Erinnern und emotionale Verarbeitung mitverantwortlich ist.
"Der Synapsenverlust ist wahrscheinlich die Ursache für die rapide Verschlechterung der Stimmung bei depressiven Patienten" behauptet Tibor Hajszan aus der Forschergruppe der Yale School of Medicine. Zusammen mit seinen Kollegen sucht er nach Medikamenten, die diese Synapsen kurzfristig wieder aufbauen, um eine Behandlung von Depression und Burn-out zu ermöglichen.
Für langfristigen Aufbau und Erhalt von Synapsen ist vor allem Aktivität förderlich. Psychotherapeuten tragen dem in vielen Behandlungsansätzen Rechnung, beispielsweise in der Verhaltenstherapie. Aber auch präventiv kann eine Menge getan werden, um Resignation, hilfloses Verhalten und damit assoziierte organische Gehirnveränderungen zu vermeiden:
Bewegung,
gesunde Ernährung und vor allem
sinnvolle Aktivitäten
sind interessanter Weise also auch wichtige Grundlagen auch psychischer Gesundheit.
gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: Hajszan, T. et al. (2009). Remodeling of Hippocampal Spine Synapses in the Rat Learned Helplessness Model of Depression. Biological Psychiatry, 65 (5), 392-400
Unter langandauerndem Stress zeigen wir oft hilfloses Verhalten, Resignation macht sich breit. Dieses Verhalten ist nicht nur Nährboden für psychische Beeinträchtigungen wie Depression, Burn-out oder Agoraphobie. Es spiegelt sich auch im Zerfall von Synapsen (Verbindungen zwischen Nervenzellen im Gehirn) im Hippocampus wider - einer Hirnstruktur, die für Erinnern und emotionale Verarbeitung mitverantwortlich ist.
"Der Synapsenverlust ist wahrscheinlich die Ursache für die rapide Verschlechterung der Stimmung bei depressiven Patienten" behauptet Tibor Hajszan aus der Forschergruppe der Yale School of Medicine. Zusammen mit seinen Kollegen sucht er nach Medikamenten, die diese Synapsen kurzfristig wieder aufbauen, um eine Behandlung von Depression und Burn-out zu ermöglichen.
Für langfristigen Aufbau und Erhalt von Synapsen ist vor allem Aktivität förderlich. Psychotherapeuten tragen dem in vielen Behandlungsansätzen Rechnung, beispielsweise in der Verhaltenstherapie. Aber auch präventiv kann eine Menge getan werden, um Resignation, hilfloses Verhalten und damit assoziierte organische Gehirnveränderungen zu vermeiden:
Bewegung,
gesunde Ernährung und vor allem
sinnvolle Aktivitäten
sind interessanter Weise also auch wichtige Grundlagen auch psychischer Gesundheit.
gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: Hajszan, T. et al. (2009). Remodeling of Hippocampal Spine Synapses in the Rat Learned Helplessness Model of Depression. Biological Psychiatry, 65 (5), 392-400
Freitag, 24. April 2009
Glück: Nicht allein eine Sache des Glücks
Interview mit dem Psychologen und Glücksforscher Dr. Stephan Lermer, Sorbas 1/2009
Teil 4
SORBAS: Kann man Glücksgefühle eigentlich auch essen?
Stephan Lermer: Walnüsse und Blaubeeren machen glücklich. Essen Sie Fisch und 30 min später etwas Süßes, dann fühlen Sie sich glücklich.
SORBAS: Das Internetjournal Sorbas widmet sich dem beruflichen beziehungsweise privaten Neubeginn. Was würden Sie einem Menschen nach einer Niederlage zu dessen Entlastung mit auf den Weg geben, damit er wieder auf die Beine kommt und die Weichen neu stellen kann?
Stephan Lermer: Scheitern gehört zum Leben. Es beweist, dass jemand den Mut hatte, etwas zu wagen, selbst wenn das Ergebnis in der gewünschten Form ausblieb. Zum Erfolg gehört das Versuchen und das Risiko eines Scheiterns. Ein Fehlschlag erträgt sich allerdings leichter, wenn ich anfange, ihn anders zu betrachten. Unter Umständen brauche ich Lehrjahre, um die Herrenjahre anschließend besser genießen zu können. Wenn ich aufhöre, ein Scheitern nur negativ zu betrachten, ist der erste Schritt zur Überwindung bereits getan.
SORBAS: Dr. Lermer, in Ihren Seminaren geht es vor allem darum, Menschen den Weg zu einem besseren und glücklicheren Leben aufzuzeigen. Welche Glückswege zeigen Sie Ihren Ratsuchenden auf?
Stephan Lermer: In unseren 2-tägigen Seminaren (Freitag-Samstag) helfen wir den Menschen im Wesentlichen dabei, Antworten auf folgende Fragen zu finden: Wer bin ich? Was passt zu mir? Und wie schaffe ich den Transfer in den Alltag?
SORBAS: Dr. Lermer, was würden Sie Menschen, die noch einmal ganz neu enfangen möchten, als Ihr persönliches Glücksrezept zum Schluss gerne mit auf den Weg geben?
Stephan Lermer: Ich würde sie zu mehr Courage aufrufen. Die Menschen müssen lernen, ihre Chancen selbst wahrzunehmen. Das Glück besteht auch darin, dass wir mutiger werden, uns etwas zutrauen und unsere Komfortzonen verlassen. Wie Menschen zu einem für sie glücklicheren Leben finden können, vermitteln wir in unseren Seminaren. Entsprechende Anleitungen finden sich auch in meinen Publikationen sowie auf meiner CD.
SORBAS: Dr. Lermer, ich bedanke mich für das Gespräch.
gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Teil 4
SORBAS: Kann man Glücksgefühle eigentlich auch essen?
Stephan Lermer: Walnüsse und Blaubeeren machen glücklich. Essen Sie Fisch und 30 min später etwas Süßes, dann fühlen Sie sich glücklich.
SORBAS: Das Internetjournal Sorbas widmet sich dem beruflichen beziehungsweise privaten Neubeginn. Was würden Sie einem Menschen nach einer Niederlage zu dessen Entlastung mit auf den Weg geben, damit er wieder auf die Beine kommt und die Weichen neu stellen kann?
Stephan Lermer: Scheitern gehört zum Leben. Es beweist, dass jemand den Mut hatte, etwas zu wagen, selbst wenn das Ergebnis in der gewünschten Form ausblieb. Zum Erfolg gehört das Versuchen und das Risiko eines Scheiterns. Ein Fehlschlag erträgt sich allerdings leichter, wenn ich anfange, ihn anders zu betrachten. Unter Umständen brauche ich Lehrjahre, um die Herrenjahre anschließend besser genießen zu können. Wenn ich aufhöre, ein Scheitern nur negativ zu betrachten, ist der erste Schritt zur Überwindung bereits getan.
SORBAS: Dr. Lermer, in Ihren Seminaren geht es vor allem darum, Menschen den Weg zu einem besseren und glücklicheren Leben aufzuzeigen. Welche Glückswege zeigen Sie Ihren Ratsuchenden auf?
Stephan Lermer: In unseren 2-tägigen Seminaren (Freitag-Samstag) helfen wir den Menschen im Wesentlichen dabei, Antworten auf folgende Fragen zu finden: Wer bin ich? Was passt zu mir? Und wie schaffe ich den Transfer in den Alltag?
SORBAS: Dr. Lermer, was würden Sie Menschen, die noch einmal ganz neu enfangen möchten, als Ihr persönliches Glücksrezept zum Schluss gerne mit auf den Weg geben?
Stephan Lermer: Ich würde sie zu mehr Courage aufrufen. Die Menschen müssen lernen, ihre Chancen selbst wahrzunehmen. Das Glück besteht auch darin, dass wir mutiger werden, uns etwas zutrauen und unsere Komfortzonen verlassen. Wie Menschen zu einem für sie glücklicheren Leben finden können, vermitteln wir in unseren Seminaren. Entsprechende Anleitungen finden sich auch in meinen Publikationen sowie auf meiner CD.
SORBAS: Dr. Lermer, ich bedanke mich für das Gespräch.
gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Donnerstag, 23. April 2009
Glück: Nicht allein eine Sache des Glücks
Interview mit dem Psychologen und Glücksforscher Dr. Stephan Lermer, Sorbas 1/2009
Teil 3
SORBAS: Es gibt Psychologen, die behaupten, dass das Glück im Umbau des Gehirns liegt. Gemeint ist damit wohl, dass wir lernen müssen, negative Erfahrungen nicht immer wieder im Kopf zu recyclen und mit düsteren Bewertungen zu interpretieren. Wie können wir negative Emotionen dämpfen und so herunterregeln, dass sie uns das Glücklichsein nicht immer wieder vermiesen?
Stephan Lermer: Seit Freud wissen wir, dass der Mensch durch Leiden lernt. Aus der Raupe wird der Schmetterling, weil er seinen Kokon akzeptiert. Leidvolle Erfahrungen können wir etwa dadurch besser bewältigen, dass wir unsere Einstellungen dazu verändern, sie als vorübergehend betrachten und darauf vertrauen, dass sie das Vehikel zu etwas Neuem sind. Glück hat viel mit Vertrauen zu tun, und zwar mit dem Vertrauen dem Leben gegenüber.
SORBAS: Bereits in der Antike haben sich die Philosophen viele Gedanken über das Glück gemacht und Rezepte für ein gelingendes Leben entworfen. So verstand Aristoteles das Glück als Weise des Lebensvollzugs. Er sah darin weniger einen glücklichen Zufall, der vom Gang der Welt abhängt, sondern einen Prozess, an dem wir durch unsere Einstellung und Art der Lebensgestaltung aktiv teilhaben. Welches sind Ihrer Meinung nach nun die Bedingungen, unter denen ein Mensch sein Leben als glücklich erfährt?
Stephan Lermer: Der Mensch kann lernen, das Glück zu sich einzuladen, indem er ihm einen würdigen Landeplatz bereitet: Ein extravertiertes Leben führen. Dem Leben mit einem Lächeln begegnen. Liebe für sich und andere verströmen. Echte, nutzbringende Leistung, die anderen gibt, was sie benötigen. Dies alles sind mögliche Wege zum Glück.
SORBAS: Ist es demnach Selbstlosigkeit, die glücklich macht?
Stephan Lermer: Mit Selbstlosigkeit hat das nichts zu tun. Sich selbst zu verleugnen führt zu nichts. Wir brauchen einen gesunden Egoismus, um existieren und überleben zu können. Der bessere Weg ist die Empfehlung aus dem Matthäusevangelium, die da lautet: "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst." Der Königsweg zum Glücklichsein führt jedoch über das Abenteuer. Vielleicht eine Firma gründen. Durch den Dschungel radeln. Kurz: Sich etwas zutrauen und aus sich herausgehen.
Wird fortgesetzt. Lesen Sie morgen den letzten Teil des Interviews.
gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Teil 3
SORBAS: Es gibt Psychologen, die behaupten, dass das Glück im Umbau des Gehirns liegt. Gemeint ist damit wohl, dass wir lernen müssen, negative Erfahrungen nicht immer wieder im Kopf zu recyclen und mit düsteren Bewertungen zu interpretieren. Wie können wir negative Emotionen dämpfen und so herunterregeln, dass sie uns das Glücklichsein nicht immer wieder vermiesen?
Stephan Lermer: Seit Freud wissen wir, dass der Mensch durch Leiden lernt. Aus der Raupe wird der Schmetterling, weil er seinen Kokon akzeptiert. Leidvolle Erfahrungen können wir etwa dadurch besser bewältigen, dass wir unsere Einstellungen dazu verändern, sie als vorübergehend betrachten und darauf vertrauen, dass sie das Vehikel zu etwas Neuem sind. Glück hat viel mit Vertrauen zu tun, und zwar mit dem Vertrauen dem Leben gegenüber.
SORBAS: Bereits in der Antike haben sich die Philosophen viele Gedanken über das Glück gemacht und Rezepte für ein gelingendes Leben entworfen. So verstand Aristoteles das Glück als Weise des Lebensvollzugs. Er sah darin weniger einen glücklichen Zufall, der vom Gang der Welt abhängt, sondern einen Prozess, an dem wir durch unsere Einstellung und Art der Lebensgestaltung aktiv teilhaben. Welches sind Ihrer Meinung nach nun die Bedingungen, unter denen ein Mensch sein Leben als glücklich erfährt?
Stephan Lermer: Der Mensch kann lernen, das Glück zu sich einzuladen, indem er ihm einen würdigen Landeplatz bereitet: Ein extravertiertes Leben führen. Dem Leben mit einem Lächeln begegnen. Liebe für sich und andere verströmen. Echte, nutzbringende Leistung, die anderen gibt, was sie benötigen. Dies alles sind mögliche Wege zum Glück.
SORBAS: Ist es demnach Selbstlosigkeit, die glücklich macht?
Stephan Lermer: Mit Selbstlosigkeit hat das nichts zu tun. Sich selbst zu verleugnen führt zu nichts. Wir brauchen einen gesunden Egoismus, um existieren und überleben zu können. Der bessere Weg ist die Empfehlung aus dem Matthäusevangelium, die da lautet: "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst." Der Königsweg zum Glücklichsein führt jedoch über das Abenteuer. Vielleicht eine Firma gründen. Durch den Dschungel radeln. Kurz: Sich etwas zutrauen und aus sich herausgehen.
Wird fortgesetzt. Lesen Sie morgen den letzten Teil des Interviews.
gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Mittwoch, 22. April 2009
Glück: Nicht allein eine Sache des Glücks
Interview mit dem Dipl.-Psychologen und Glücksforscher Dr. Stephan Lermer,
Sorbas, 1/2009
Teil 2
SORBAS: Der amerikanische Präsident Abraham Lincoln hat einmal gesagt, dass die Menschen so glücklich sind, wie sie Glück in ihrer Seele spüren. Ist Glück demnach ein Seelenzustand?
Stephan Lermer: Ganz richtig. Glück spielt sich im Inneren des Menschen ab. Es wird weniger von äußeren Dingen verursacht als vielmehr von Ideen, Gedanken und seelischen Haltungen, die sich aus unseren Vorstellungen und Handlungen ergeben.
SORBAS: Was können wir selber dafür tun, dass sich unsere seelische Befindlichkeit verbesert und wir den Weg aus dem Morast der täglichen Unzufriedenheit finden?
Stephan Lermer: Das Glück liegt in der Selbsterkenntnis: Wer bin ich? Was passt zu mir? Wo liegen meine Möglichkeiten? Am glücklichsten fühlen sich Menschen erwiesenermaßen bei selbstbestimmten Tätigkeiten. Lebensfreude stellt sich demnach immer dann ein, wenn ich die Möglichkeit habe, das zu tun, was ich tun möchte und auch tun kann. Dies setzt allerdings voraus, dass ich meine persönliche Wertehierarchie kenne. Kurz: Ich muss wissen, wer ich bin und was mich wirklich glücklich macht. Dazu braucht der Mensch ein Optimum an Autonomie und sozialer Vernetzung. Menschen müssen ihr Persönlichkeitsprofil entdecken und es mit anderen kommunizieren. Jeder sollte auf seine Weise ein Original sein und sich mit anderen durch Freundschaft und Beziehung austauschen.
SORBAS: Viele Menschen fühlen sich heute von der beschleunigten Welt und dem Maximierungsprinzip des Kapitalismus überfordert. Ist die Schnelligkeit unseres Lebens nicht auch ein Glücksvernichter?
Stephan Lermer: Mit Sicherheit. In einer immer schneller werdenden Welt mit ihren rasanten Warenströmen wird Entschleunigung zu einer Frage von Lebensqualität. Wir brauchen Muße, um zu erkennen, was uns wichtig ist. Der Schlüssel zu einem glücklicheren Leben liegt demzufolge auch in einer verbesserten Lebensqualität im Sinne einer Work-leisure-Balance. Wir müssen den Lebensgenuss wiederfinden, wie er sich etwas im Flow-Zustand ausdrückt: Eine selbstvergessene Konzentration, bei dem man eins ist mit dem, was man gerade tut. Ob beim Joggen, Malen, Musizieren oder Kochen, wann immer wir in dem aufgehen, was wir tun, geraten wir in ein Flow-Erleben, das glücklich macht. Im Zen-Buddhismus etwa lautet die Empfehlung für solche Achtsamkeit: "Wenn du sitzt, dann sitze - wenn du gehst, dann gehe - wenn du arbeitest, dann arbeite."
Wird fortgesetzt. Lesen Sie morgen, was Psychologie und Philosophie über das Glück zu sagen haben.
Sorbas, 1/2009
Teil 2
SORBAS: Der amerikanische Präsident Abraham Lincoln hat einmal gesagt, dass die Menschen so glücklich sind, wie sie Glück in ihrer Seele spüren. Ist Glück demnach ein Seelenzustand?
Stephan Lermer: Ganz richtig. Glück spielt sich im Inneren des Menschen ab. Es wird weniger von äußeren Dingen verursacht als vielmehr von Ideen, Gedanken und seelischen Haltungen, die sich aus unseren Vorstellungen und Handlungen ergeben.
SORBAS: Was können wir selber dafür tun, dass sich unsere seelische Befindlichkeit verbesert und wir den Weg aus dem Morast der täglichen Unzufriedenheit finden?
Stephan Lermer: Das Glück liegt in der Selbsterkenntnis: Wer bin ich? Was passt zu mir? Wo liegen meine Möglichkeiten? Am glücklichsten fühlen sich Menschen erwiesenermaßen bei selbstbestimmten Tätigkeiten. Lebensfreude stellt sich demnach immer dann ein, wenn ich die Möglichkeit habe, das zu tun, was ich tun möchte und auch tun kann. Dies setzt allerdings voraus, dass ich meine persönliche Wertehierarchie kenne. Kurz: Ich muss wissen, wer ich bin und was mich wirklich glücklich macht. Dazu braucht der Mensch ein Optimum an Autonomie und sozialer Vernetzung. Menschen müssen ihr Persönlichkeitsprofil entdecken und es mit anderen kommunizieren. Jeder sollte auf seine Weise ein Original sein und sich mit anderen durch Freundschaft und Beziehung austauschen.
SORBAS: Viele Menschen fühlen sich heute von der beschleunigten Welt und dem Maximierungsprinzip des Kapitalismus überfordert. Ist die Schnelligkeit unseres Lebens nicht auch ein Glücksvernichter?
Stephan Lermer: Mit Sicherheit. In einer immer schneller werdenden Welt mit ihren rasanten Warenströmen wird Entschleunigung zu einer Frage von Lebensqualität. Wir brauchen Muße, um zu erkennen, was uns wichtig ist. Der Schlüssel zu einem glücklicheren Leben liegt demzufolge auch in einer verbesserten Lebensqualität im Sinne einer Work-leisure-Balance. Wir müssen den Lebensgenuss wiederfinden, wie er sich etwas im Flow-Zustand ausdrückt: Eine selbstvergessene Konzentration, bei dem man eins ist mit dem, was man gerade tut. Ob beim Joggen, Malen, Musizieren oder Kochen, wann immer wir in dem aufgehen, was wir tun, geraten wir in ein Flow-Erleben, das glücklich macht. Im Zen-Buddhismus etwa lautet die Empfehlung für solche Achtsamkeit: "Wenn du sitzt, dann sitze - wenn du gehst, dann gehe - wenn du arbeitest, dann arbeite."
Wird fortgesetzt. Lesen Sie morgen, was Psychologie und Philosophie über das Glück zu sagen haben.
Dienstag, 21. April 2009
Glück: Nicht allein eine Sache des Glücks
Interview mit dem Dipl.-Psychologen und Glücksforscher Dr. Stephan Lermer,
SORBAS, 1/2009
Teil 1
SORBAS, 1/2009
Teil 1
Es gibt einen Witz über einen Mann namens Herbert, der seinen Herrgott jeden Tag anfleht, ihn endlich in der Lotterie gewinnen zu lassen. Zehn Jahre lang betet er jedes Wochenende inständig: "Lieber Gott, lass mich diesmal gewinnen!". Vergeblich. Als er es eines Tages erneut versucht, ist sein Zimmer plötzlich in strahlende Helligkeit getaucht und eine tiefe Stimme ruft verzweifelt: "Herbert, gib mir doch eine Chance. Kauf dir doch bitte um Himmels Willen endlich ein Los!"
Mit dem Diplom-Psychologen Dr. Stephan Lermer führen wir ein Gespräch darüber, wie wir uns das "Los" für ein erfüllteres und glücklicheres Leben ziehen können.
SORBAS: Dr. Lermer, bitte vorab eine Begriffsklärung. Was verstehen Sie unter Glück?
Stephan Lermer: Glück bedeutet zunächst einmal die Umsetzung eines sinnvollen Lebensentwurfs und die optimale Nutzung der eigenen Möglichkeiten. Wie der Baum Früchte trägt oder die Kuh Milch gibt, müssen auch wir Menschen in Übereinstimmung mit unseren Möglichkeiten leben und einen eigenen Platz im Leben finden.
SORBAS: Im Vergleich zur Generation unserer Eltern haben wir heute viel mehr Möglichkeiten, ein unseren individuellen Bedürfnissen entsprechendes Leben zu führen. Trotzdem stagniert die Lebenszufriedenheit in Deutschland. So glauben viele Menschen, dass das Leben immer schwieriger und schlechter würde. Warum tun wir, die Bewohner eines der reichsten Länder der Erde, mit dem Glück derart schwer? Sind wir Deutschen möglicherweise zu miesepetrig?
Stephan Lermer: Das sicher nicht. Aber unsere Erkenntnis ist konsumorientiert, das heißt, wir wollen haben, nehmen und besitzen. Wären wir weniger gierig und würden uns nicht ständig mit anderen vergleichen, hätten wir den ersten Schritt zum Glücklichsein bereits getan. Hinzu kommt, dass wir das Glück außerhalb von uns selber suchen. Die Befriedigung von Konsumwünschen mag zwar Lustgewinn verschaffen, aber kein Glück. Das erklärt, warum sich die durch eine Ware gewährte Lusterfülung auch so schnell als schal erweist.
SORBAS: Laut einer neuen Studie der London School od Economics and Political Science sollen die allerärmsten der Welt, die Menschen in Bangladesh, mit zu den Glücklichsten der Welt zählen. Welche Erklärung haben Sie dafür?
Stephan Lermer: Diese Menschen sind viel weniger auf Konsum aus, weil sie allein schon auf Grund ihrer Lebensumstände dazu nicht in der Lage sind. Ihnen genügt es, am Leben zu sein, Kinder zu haben. Sie haben eine völlig andere Einstellung zum Leben und gelernt, es jeden Tag aufs Neue anzunehmen. Darüber hinaus haben sie etwas, was uns hier im Westen ziemlich abhanden gekommen ist: Demut.
SORBAS: Viele Menschen hoffen darau, dass ihnen ein Lottogewinn, ein neuer Partner oder sonst ein Wunder einen dauerhaften Glückszustand beschert und sie in eine andere, glücklichere Person verwandelt. Warum sind solche Hoffnungen trügerisch?
Stephan Lermer: Das Glück als solches vermehrt sich nicht durch die Lösung äußerer Probleme. Ist das eine Problem gelöst, wartet schon das nächste. Zudem ist Glück nicht käuflich. Wohlstandsmehrung geht nämlich nicht automatisch mit Glücksempfinden einher. Empirische Forschungen belegen hinreichend, dass beispielsweise ein Lottogewinn nicht glücklich macht, es sei denn, jemand befindet sich in großer finanzieller Not und kann eine Miete nicht mehr bezahlen. Ab der Grundsicherung jedoch ist Glück nicht käuflich. So kommt es nicht von ungefähr, dass die Amerikaner sagen: "The best things of life are free." Und zu eben diesen Dingen gehören Freundschaft, Liebe, Zeit.
Wird forgesetzt. Lesen Sie morgen, wie man persönlich zu seinem Glück betragen kann.
gepostet i.a. von Dr. Stephan Lermer
Mit dem Diplom-Psychologen Dr. Stephan Lermer führen wir ein Gespräch darüber, wie wir uns das "Los" für ein erfüllteres und glücklicheres Leben ziehen können.
SORBAS: Dr. Lermer, bitte vorab eine Begriffsklärung. Was verstehen Sie unter Glück?
Stephan Lermer: Glück bedeutet zunächst einmal die Umsetzung eines sinnvollen Lebensentwurfs und die optimale Nutzung der eigenen Möglichkeiten. Wie der Baum Früchte trägt oder die Kuh Milch gibt, müssen auch wir Menschen in Übereinstimmung mit unseren Möglichkeiten leben und einen eigenen Platz im Leben finden.
SORBAS: Im Vergleich zur Generation unserer Eltern haben wir heute viel mehr Möglichkeiten, ein unseren individuellen Bedürfnissen entsprechendes Leben zu führen. Trotzdem stagniert die Lebenszufriedenheit in Deutschland. So glauben viele Menschen, dass das Leben immer schwieriger und schlechter würde. Warum tun wir, die Bewohner eines der reichsten Länder der Erde, mit dem Glück derart schwer? Sind wir Deutschen möglicherweise zu miesepetrig?
Stephan Lermer: Das sicher nicht. Aber unsere Erkenntnis ist konsumorientiert, das heißt, wir wollen haben, nehmen und besitzen. Wären wir weniger gierig und würden uns nicht ständig mit anderen vergleichen, hätten wir den ersten Schritt zum Glücklichsein bereits getan. Hinzu kommt, dass wir das Glück außerhalb von uns selber suchen. Die Befriedigung von Konsumwünschen mag zwar Lustgewinn verschaffen, aber kein Glück. Das erklärt, warum sich die durch eine Ware gewährte Lusterfülung auch so schnell als schal erweist.
SORBAS: Laut einer neuen Studie der London School od Economics and Political Science sollen die allerärmsten der Welt, die Menschen in Bangladesh, mit zu den Glücklichsten der Welt zählen. Welche Erklärung haben Sie dafür?
Stephan Lermer: Diese Menschen sind viel weniger auf Konsum aus, weil sie allein schon auf Grund ihrer Lebensumstände dazu nicht in der Lage sind. Ihnen genügt es, am Leben zu sein, Kinder zu haben. Sie haben eine völlig andere Einstellung zum Leben und gelernt, es jeden Tag aufs Neue anzunehmen. Darüber hinaus haben sie etwas, was uns hier im Westen ziemlich abhanden gekommen ist: Demut.
SORBAS: Viele Menschen hoffen darau, dass ihnen ein Lottogewinn, ein neuer Partner oder sonst ein Wunder einen dauerhaften Glückszustand beschert und sie in eine andere, glücklichere Person verwandelt. Warum sind solche Hoffnungen trügerisch?
Stephan Lermer: Das Glück als solches vermehrt sich nicht durch die Lösung äußerer Probleme. Ist das eine Problem gelöst, wartet schon das nächste. Zudem ist Glück nicht käuflich. Wohlstandsmehrung geht nämlich nicht automatisch mit Glücksempfinden einher. Empirische Forschungen belegen hinreichend, dass beispielsweise ein Lottogewinn nicht glücklich macht, es sei denn, jemand befindet sich in großer finanzieller Not und kann eine Miete nicht mehr bezahlen. Ab der Grundsicherung jedoch ist Glück nicht käuflich. So kommt es nicht von ungefähr, dass die Amerikaner sagen: "The best things of life are free." Und zu eben diesen Dingen gehören Freundschaft, Liebe, Zeit.
Wird forgesetzt. Lesen Sie morgen, wie man persönlich zu seinem Glück betragen kann.
gepostet i.a. von Dr. Stephan Lermer
Freitag, 17. April 2009
Bitte lächeln - Ihr Körper wird es Ihnen danken!
Fröhlichkeit, Optimismus und herzhaftes Lachen senken nachweislich den Gehalt an Stress-Hormonen im Blut und helfen bei der Vermehrung positiver Botenstoffe im menschlichen Kreislauf.
Der führende Psychoimmunoneurologe Dr. Lee Berk beschäftigt sich seit den frühen 80er Jahren mit der Erforschung der Auswirkungen positiver Emotionen auf Körperprozesse. Er fand unter anderem heraus, dass allein die Vorfreude auf einen lustigen Film beta-Endorphine (die zur Stimmungsregulation dienen) um 27% anstiegen. Die Produktion von Hormonen, die für die Stärkung des Immunsystems verantwortlich sind, stieg sogar um 87% an. Gleichzeitig verringerte sich der Anteil des steroiden Stress-Hormons Cortisol um 39% und die Adrenalinproduktion ging um 70% zurück.
In seiner neuesten Studie untersucht er die Auswirkungen von Fröhlichkeit auf Cholesterin, Entzündungsbildung und das Risiko für die Entwicklung kardiovaskulärer Krankheiten bei Diabetes-Risiko-Patienten. Eine Gruppe der Patienten stimmte zu, zusätzlich zur medikamentösen Behandlung eine Lach-Therapie zu absolvieren, indem sie jeden Tag für 30min lustige Videos ihrer Wahl ansahen.
Die Ergebnisse lassen eine gute Portion Optimismus zu: Innnerhalb eines Jahres stieg der Anteil an gutem HDL Cholesterin in der Lach-Gruppe um 26%, während er sich in der Kontrollgruppe ohne zusätzliche Lach-Therapie nur um 3% erhöhte. Im gleichen Zeitraum reduzierte sich der Anteil an "schlechten" Cholesterin-Derivaten um 66% - in der Kontrollgruppe mit der Standardbehandlung um 26%.
"Die besten Kliniker verstehen, dass positive Emotionen wie fröhliche Lachen, Optimismus und Hoffnung physiologische Auswirkungen haben" stellt Dr. Lee Berk fest. Und weiter: "Die Wahl des Lebensstils hat bedeutenden Einfluss auf Krankheit und Gesundheit. Und anders als Prävention und Behandlung ist das eine Wahl, die wir selbst kontrollieren."
gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: EurekaAlert, http://www.the-aps.org/press/releases/09/14.htm
Der führende Psychoimmunoneurologe Dr. Lee Berk beschäftigt sich seit den frühen 80er Jahren mit der Erforschung der Auswirkungen positiver Emotionen auf Körperprozesse. Er fand unter anderem heraus, dass allein die Vorfreude auf einen lustigen Film beta-Endorphine (die zur Stimmungsregulation dienen) um 27% anstiegen. Die Produktion von Hormonen, die für die Stärkung des Immunsystems verantwortlich sind, stieg sogar um 87% an. Gleichzeitig verringerte sich der Anteil des steroiden Stress-Hormons Cortisol um 39% und die Adrenalinproduktion ging um 70% zurück.
In seiner neuesten Studie untersucht er die Auswirkungen von Fröhlichkeit auf Cholesterin, Entzündungsbildung und das Risiko für die Entwicklung kardiovaskulärer Krankheiten bei Diabetes-Risiko-Patienten. Eine Gruppe der Patienten stimmte zu, zusätzlich zur medikamentösen Behandlung eine Lach-Therapie zu absolvieren, indem sie jeden Tag für 30min lustige Videos ihrer Wahl ansahen.
Die Ergebnisse lassen eine gute Portion Optimismus zu: Innnerhalb eines Jahres stieg der Anteil an gutem HDL Cholesterin in der Lach-Gruppe um 26%, während er sich in der Kontrollgruppe ohne zusätzliche Lach-Therapie nur um 3% erhöhte. Im gleichen Zeitraum reduzierte sich der Anteil an "schlechten" Cholesterin-Derivaten um 66% - in der Kontrollgruppe mit der Standardbehandlung um 26%.
"Die besten Kliniker verstehen, dass positive Emotionen wie fröhliche Lachen, Optimismus und Hoffnung physiologische Auswirkungen haben" stellt Dr. Lee Berk fest. Und weiter: "Die Wahl des Lebensstils hat bedeutenden Einfluss auf Krankheit und Gesundheit. Und anders als Prävention und Behandlung ist das eine Wahl, die wir selbst kontrollieren."
gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: EurekaAlert, http://www.the-aps.org/press/releases/09/14.htm
Donnerstag, 16. April 2009
Depressiv durch TV-Konsum?
Fernsehen informiert und amüsiert. Es verschafft uns wichtige Anregungen und ist in der Lage, unsere Stimmung zu beeinflussen. Und nicht zuletzt fördert es unsere Selbstwirksamkeit und Entscheidungsfreude, sofern wir (und nicht unsere nächsten Angehörigen) die Macht über die Fernbedienung haben. Soweit zur Theorie.
In der Praxis zeigt sich nun ein erstaunlicher Befund: Forscher der University of Pittsburgh nahmen den TV-Konsum genauer unter die Lupe und verglichen die tägliche Fernsehzeit von Jugendlichen mit dem Risiko, eine Depression zu entwickeln. Die insgesamt 4142 Jugendlichen notierten dabei über 7 Jahre hinweg, also bis ins junge Erwachsenenalter ihre Gewohnheiten im Umgang mit Medien.
Die Teilnehmer, die zu Beginn der Studie keine depressiven Symptome aufwiesen, waren durchschnittlich für 5,68 Stunden täglich Medien ausgesetzt. 2,14 Stunden verbrachten sie davon mit fernsehen.
Gemäß der Studie führte schon ein geringfügig höherer TV-Konsum zu einem kleinen, aber bedeutenden Anstieg des Depressionsrisikos, insbesondere bei männlichen Jugendlichen.
Die Forscher um Brian Primack vermuten, dass die durch den vermehrten TV-Konsum verringerten sozialen Kontakte für das höhere Depressionsrisiko verantwortlich sind. Auch mangelnde kommunikative Fertigkeiten infolge einseitiger Rezeption der Inhalte wäre ein möglicher Grund. Durch die fortwährende Präsentation "perfekter" Menschen im TV würden sich außerdem Selbstwertprobleme einstellen.
Eine wichtige Rolle scheint vor allem die Auswahl der TV-Inhalte zu spielen. Man sollte im Allgemeinen eher solche medialen Happen genießen, die man auch verdauen kann. Außerdem sollte man sich mit den aufgenommenen Informationen kritisch auseinander setzen - am besten im Dialog mit wichtigen Bezugspersonen. So schult man die eigenen kommunikativen Kompetenzen.
gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: Primack, B. et al. (2009). Association between media use in adolescence and depression in young adulthood: a longitudinal study. Archives of general Psychiatry, 66, pp. 181-188
In der Praxis zeigt sich nun ein erstaunlicher Befund: Forscher der University of Pittsburgh nahmen den TV-Konsum genauer unter die Lupe und verglichen die tägliche Fernsehzeit von Jugendlichen mit dem Risiko, eine Depression zu entwickeln. Die insgesamt 4142 Jugendlichen notierten dabei über 7 Jahre hinweg, also bis ins junge Erwachsenenalter ihre Gewohnheiten im Umgang mit Medien.
Die Teilnehmer, die zu Beginn der Studie keine depressiven Symptome aufwiesen, waren durchschnittlich für 5,68 Stunden täglich Medien ausgesetzt. 2,14 Stunden verbrachten sie davon mit fernsehen.
Gemäß der Studie führte schon ein geringfügig höherer TV-Konsum zu einem kleinen, aber bedeutenden Anstieg des Depressionsrisikos, insbesondere bei männlichen Jugendlichen.
Die Forscher um Brian Primack vermuten, dass die durch den vermehrten TV-Konsum verringerten sozialen Kontakte für das höhere Depressionsrisiko verantwortlich sind. Auch mangelnde kommunikative Fertigkeiten infolge einseitiger Rezeption der Inhalte wäre ein möglicher Grund. Durch die fortwährende Präsentation "perfekter" Menschen im TV würden sich außerdem Selbstwertprobleme einstellen.
Eine wichtige Rolle scheint vor allem die Auswahl der TV-Inhalte zu spielen. Man sollte im Allgemeinen eher solche medialen Happen genießen, die man auch verdauen kann. Außerdem sollte man sich mit den aufgenommenen Informationen kritisch auseinander setzen - am besten im Dialog mit wichtigen Bezugspersonen. So schult man die eigenen kommunikativen Kompetenzen.
gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: Primack, B. et al. (2009). Association between media use in adolescence and depression in young adulthood: a longitudinal study. Archives of general Psychiatry, 66, pp. 181-188
Mittwoch, 15. April 2009
Wie kann ein Mensch so etwas tun?
"No Angel" Nadja Benaissa soll trotz ihrer HIV-Infektion ungeschützten Sex mit Männern gehabt haben. Dr. Stephan Lermer im Interview mit Radio FFH über die psychologischen Hintergründe der Taten:
Mehr Informationen auf der Homepage von
HIT Radio FFH
Dienstag, 14. April 2009
Depressiv aus Nächstenliebe?
Eine wohltätige Spende hilft in der Regel nicht nur dem Empfänger, sondern auch dem Geber.
Während der Empfänger von der materiellen Unterstützung profitiert, genießt der Spender das Gefühl, Hilfe geleistet zu haben - Selbstwert und Selbstwirksamkeit werden gesteigert. Das schafft kurzfristig positive Gefühle und bildet langfristig eine gute Grundlage für Sinnempfinden und ein reiches Sozialleben.
Psychologische und soziologische Forschung bescheinigt Menschen, die sich derart altruistisch verhaltenin der Regel auch ein glücklicheres Leben. So weit, so gut. Ein diskussionswürdiges Ergebnis lieferte jetzt allerdings eine Studie mit Daten des National Survey of Midlife Development in the U.S.: Regelmäßige Spender haben ein 2,6-faches Risiko, an Depressionen zu erkranken.
Ein möglicher Grund für die die Aufsehen erregenden Daten ist, dass bereits vor der Depression bestehende Schuldgefühle die 'Anfälligkeit' für Spendenbereitschaft erhöhen. Damit wäre die Spendenbereitschaft ein 'Symptom' einer depressiven Grunderkrankung, das auftreten kann, aber nicht muss. Denkbar wäre auch , dass der verringerte Selbstwert, der oft mit depressiven Erkrankungen einhergeht, das Ablehnen von Spendenanfragen verhindert. Oder dass das Spenden eine Art 'Eigentherapie' darstellt, die depressive Schuldgefühle verringern kann.
Eine wichtiges Manko der Studie ist allerdings, dass die Forscher nur Geldspender untersuchten. Direkte, aktive Hilfe sowie emotionale Zuwendung zu Bedürftigen wurden nicht in die Analyse miteinbezogen.
Hier zeigt die psychologische Forschung allerdings konsistent, dass tätige Hilfe und emotionale Unterstützung vor Depressionen und Ängsten schützen. Wie unser Blog-Beitrag vom 3.3.09 zeigt, haben auch Geldspenden normaler Weise langfristige positive Folgen für den Spender. Die Forschung ist in diesem Gebiet wohl etwas inkonsistent.
Vielleicht sollte man vor der nächsten Geldspende einfach kurz seine Motive hinterfragen. Hier kann eine Visualisierung der Ergebnisse nützlich sein: Stellen Sie sich vor, was mit dem Geld gemacht wird, wo es hinkommt, wer es erhält. Wenn Sie dabei Freude und Mitgefühl empfinden: Füllen Sie den Spendentopf. Falls Sie Erleichterung oder Schuld verspüren: Kaufen Sie sich selbst etwas Schönes und nehmen Sie sich die Zeit, aktiv tätig und unmittelbar zu helfen. Denn das schützt vor Depressionen, so viel ist wenigstens sicher!
gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: Fujiwara, T. et al (2009). Is altruistic behavior associated with major depression onset? PLoS ONE, 4(2), e4557
Während der Empfänger von der materiellen Unterstützung profitiert, genießt der Spender das Gefühl, Hilfe geleistet zu haben - Selbstwert und Selbstwirksamkeit werden gesteigert. Das schafft kurzfristig positive Gefühle und bildet langfristig eine gute Grundlage für Sinnempfinden und ein reiches Sozialleben.
Psychologische und soziologische Forschung bescheinigt Menschen, die sich derart altruistisch verhaltenin der Regel auch ein glücklicheres Leben. So weit, so gut. Ein diskussionswürdiges Ergebnis lieferte jetzt allerdings eine Studie mit Daten des National Survey of Midlife Development in the U.S.: Regelmäßige Spender haben ein 2,6-faches Risiko, an Depressionen zu erkranken.
Ein möglicher Grund für die die Aufsehen erregenden Daten ist, dass bereits vor der Depression bestehende Schuldgefühle die 'Anfälligkeit' für Spendenbereitschaft erhöhen. Damit wäre die Spendenbereitschaft ein 'Symptom' einer depressiven Grunderkrankung, das auftreten kann, aber nicht muss. Denkbar wäre auch , dass der verringerte Selbstwert, der oft mit depressiven Erkrankungen einhergeht, das Ablehnen von Spendenanfragen verhindert. Oder dass das Spenden eine Art 'Eigentherapie' darstellt, die depressive Schuldgefühle verringern kann.
Eine wichtiges Manko der Studie ist allerdings, dass die Forscher nur Geldspender untersuchten. Direkte, aktive Hilfe sowie emotionale Zuwendung zu Bedürftigen wurden nicht in die Analyse miteinbezogen.
Hier zeigt die psychologische Forschung allerdings konsistent, dass tätige Hilfe und emotionale Unterstützung vor Depressionen und Ängsten schützen. Wie unser Blog-Beitrag vom 3.3.09 zeigt, haben auch Geldspenden normaler Weise langfristige positive Folgen für den Spender. Die Forschung ist in diesem Gebiet wohl etwas inkonsistent.
Vielleicht sollte man vor der nächsten Geldspende einfach kurz seine Motive hinterfragen. Hier kann eine Visualisierung der Ergebnisse nützlich sein: Stellen Sie sich vor, was mit dem Geld gemacht wird, wo es hinkommt, wer es erhält. Wenn Sie dabei Freude und Mitgefühl empfinden: Füllen Sie den Spendentopf. Falls Sie Erleichterung oder Schuld verspüren: Kaufen Sie sich selbst etwas Schönes und nehmen Sie sich die Zeit, aktiv tätig und unmittelbar zu helfen. Denn das schützt vor Depressionen, so viel ist wenigstens sicher!
gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: Fujiwara, T. et al (2009). Is altruistic behavior associated with major depression onset? PLoS ONE, 4(2), e4557
Donnerstag, 9. April 2009
Unsere unterbewusste Alarmanlage
Schon bevor ein Pianist einen Fehler macht, bemerkt sein Gehirn, dass etwas schief läuft und versucht den Fehler zu korrigieren. Übersinnlich? Nein, eher "unterbewusst".
Forscher des Max Planck Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften wollten herausfinden, zu welchem Zeitpunkt bei der Handlungsplanung vom Gehirn Fehler entdeckt werden. Mit einem erstaunlichen Ergebnis: Die Fehler werden bereits vor der Ausführung entdeckt.
Sie schlossen für ihre Untersuchung Klavierspieler an ein EEG-Geraät an. Mit Hilfe von EEG können auf der Kopfoberfläche Spannungsschwankungen erfasst werden, die neuronale Aktivität in bestimmten Hirnregionen widerspiegeln. Durch die gute zeitliche Auflösung des Verfahrens kann man dem Gehirn praktisch wie bei einem Livestream "online" beim Arbeiten zusehen.
Während die Klavierspieler Tonleitern übten, zeichneten die Wissenschaftler ihre Gehirnaktivität auf. Bis zu 100 Millisekunden, bevor die Pianisten einen Fehler machten, änderten sich dabei die Muster in bestimmten Hirnregionen, vermutlich solchen, die für motorische Handlungsplanung oder Gedächtnis zuständig sind.
Die Untersuchung verdeutlicht ein Prinzip, das sich über viele Situationen und Handlungen erstreckt: Die meisten unserer Aktionen und Reaktionen laufen zunächst unbewusst ab, erst danach werden sie bewusst überdacht und können eventuell auch bewusst verhindert werden. Die Forscher sprechen dabei von "Verhaltensinhibition". Ein weiteres Beispiel ist eine Schlange am Wegrand. Wir zucken zurück, bevor wir die Schlange bewusst wahrnehmen! Ist es auf den zweiten Blick eine Gummischlange (diese Einordnung setzt komplizierte Kategorisierungsprozesse unseres Gehirns voraus), können wir uns wieder nähern. Unser ängstliches Verhalten wird damit bewusst 'inhibiert'.
Auch in sozialer Interaktion und Kommunikation sind wir uns unserer Fehler oft nicht bewusst, spüren aber 'intuitiv', dass etwas nicht passt. Diese Intuition kann nachträglich bewusst überprüft werden - sofern man die Gesetze interpersoneller Kommunikation kennt.
gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: Maidhof C, Rieger M, Prinz W, Koelsch S (2009) Nobody Is Perfect: ERP Effects Prior to Performance Errors in Musicians Indicate Fast Monitoring Processes. PLoS ONE 4(4): e5032. doi:10.1371/journal.pone.0005032
Forscher des Max Planck Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften wollten herausfinden, zu welchem Zeitpunkt bei der Handlungsplanung vom Gehirn Fehler entdeckt werden. Mit einem erstaunlichen Ergebnis: Die Fehler werden bereits vor der Ausführung entdeckt.
Sie schlossen für ihre Untersuchung Klavierspieler an ein EEG-Geraät an. Mit Hilfe von EEG können auf der Kopfoberfläche Spannungsschwankungen erfasst werden, die neuronale Aktivität in bestimmten Hirnregionen widerspiegeln. Durch die gute zeitliche Auflösung des Verfahrens kann man dem Gehirn praktisch wie bei einem Livestream "online" beim Arbeiten zusehen.
Während die Klavierspieler Tonleitern übten, zeichneten die Wissenschaftler ihre Gehirnaktivität auf. Bis zu 100 Millisekunden, bevor die Pianisten einen Fehler machten, änderten sich dabei die Muster in bestimmten Hirnregionen, vermutlich solchen, die für motorische Handlungsplanung oder Gedächtnis zuständig sind.
Die Untersuchung verdeutlicht ein Prinzip, das sich über viele Situationen und Handlungen erstreckt: Die meisten unserer Aktionen und Reaktionen laufen zunächst unbewusst ab, erst danach werden sie bewusst überdacht und können eventuell auch bewusst verhindert werden. Die Forscher sprechen dabei von "Verhaltensinhibition". Ein weiteres Beispiel ist eine Schlange am Wegrand. Wir zucken zurück, bevor wir die Schlange bewusst wahrnehmen! Ist es auf den zweiten Blick eine Gummischlange (diese Einordnung setzt komplizierte Kategorisierungsprozesse unseres Gehirns voraus), können wir uns wieder nähern. Unser ängstliches Verhalten wird damit bewusst 'inhibiert'.
Auch in sozialer Interaktion und Kommunikation sind wir uns unserer Fehler oft nicht bewusst, spüren aber 'intuitiv', dass etwas nicht passt. Diese Intuition kann nachträglich bewusst überprüft werden - sofern man die Gesetze interpersoneller Kommunikation kennt.
gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: Maidhof C, Rieger M, Prinz W, Koelsch S (2009) Nobody Is Perfect: ERP Effects Prior to Performance Errors in Musicians Indicate Fast Monitoring Processes. PLoS ONE 4(4): e5032. doi:10.1371/journal.pone.0005032
Mittwoch, 8. April 2009
Vergebung lohnt sich, Rache zahlt sich nicht aus
Wer nach dem Motto 'Auge um Auge - Zahn um Zahn' handelt, ist unzufriedener mit dem eigenen Leben, hat weniger Freunde und wird mit höherer Wahrscheinlichkeit arbeitslos.
Wir alle sind zwar grundsätzlich zur Vergebung fähig, leben aber sehr oft nach dem Motto 'tit-for-tat', sprich: wenn du mir etwas gibst, bekommst du etwas von mir; falls du mir etwas antust, wehe...! Forscher sprechen hier von 'Reziprozität' und sind sich einig, dass reziprokes Verhalten eine wesentliche Determinante sozialer Interaktion ist.
Positives reziprokes Verhalten zeigen wir beispielsweise, wenn uns ein Freund beim Umzug hilft. Wir werden uns bei seinem nächsten Umzug entsprechend revanchieren. Negative Reziprozität äußert sich immer dann, wenn uns irgend jemand etwas 'angetan' hat und wir es ihm mit gleicher oder ähnlicher Münze zurück zahlen. Nach dem Motto: 'Warum sollte ich dem jetzt helfen? Er hat mir doch damals auch nicht geholfen, als ich ihn darum gebeten habe.'
Forscher der Universität Bonn untersuchten nun die Langzeitfolgen negativer Reziprozität in einer groß angelegten Studie (20.000 Teilnehmer im deutschsprachigen Raum). Personen, die sich überwiegend positiv reziprok verhalten und bei negativen Erlebnissen eher vergeben, sind auch eher bereit, mehr als nötig zu arbeiten. Allerdings nur, wenn sie die Kompensation dafür als fair erachten. Prof. Dr. Dohmen von der Universität Maastricht: "Gerade weil sie sehr sensitiv gegenüber Anreizen sind, verdienen sie in der Regel auch mehr Geld."
Überwiegend rachsüchtige Menschen lassen sich dagegen durch Geld weniger motivieren. Selbst Gehaltskürzungen sind hier gefährlich, weil die negativ Reziproken dazu tendieren, die Kürzung durch geringeren Arbeitsaufwand 'zurückzuzahlen'. Prof. Dr. Falk von der Universität Bonn meint, dass es aufgrund dieser theoretischen Überlegungen logisch wäre zu erwarten, dass solche Menschen auch mit größerer Wahrschenlichkeit ihren Job verlieren. Eine Vermutung, die sich nun auch mit den objektiven Daten der Universität Bonn deckt.
Offensichtlich zahlt sich Rache nicht aus. Nicht zuletzt entstehen durch Rachegefühle ja auch Nachteile für den eigenen Körper. Negative Gefühle erzeugen Stressreaktionen, die zu gesundheitlichen Problemen führen. Bevor man also versucht, sich zu rächen und seine negativen Fantasien auszuleben, sollte man sich bewusst entspannen, die Gedanken sammeln, Herausforderungen und Verletzungen mit allen möglichen Alternativen begegnen und nicht zuletzt: Mit jemandem reden (siehe Beitrag vom 7.4.09), wenn man glaubt, dass einem Unrecht widerfahren ist - es zahlt sich aus!
gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quellen:
Falk, A. and Dohmen, T. (2009). Vindictiveness does not pay. Science Daily, 09-03-26
Lermer, S. (1996). Immunkraft. Der mentale Weg zur Stärkung der Gesundheit. ECON, 1996, 2. Auflage
Wir alle sind zwar grundsätzlich zur Vergebung fähig, leben aber sehr oft nach dem Motto 'tit-for-tat', sprich: wenn du mir etwas gibst, bekommst du etwas von mir; falls du mir etwas antust, wehe...! Forscher sprechen hier von 'Reziprozität' und sind sich einig, dass reziprokes Verhalten eine wesentliche Determinante sozialer Interaktion ist.
Positives reziprokes Verhalten zeigen wir beispielsweise, wenn uns ein Freund beim Umzug hilft. Wir werden uns bei seinem nächsten Umzug entsprechend revanchieren. Negative Reziprozität äußert sich immer dann, wenn uns irgend jemand etwas 'angetan' hat und wir es ihm mit gleicher oder ähnlicher Münze zurück zahlen. Nach dem Motto: 'Warum sollte ich dem jetzt helfen? Er hat mir doch damals auch nicht geholfen, als ich ihn darum gebeten habe.'
Forscher der Universität Bonn untersuchten nun die Langzeitfolgen negativer Reziprozität in einer groß angelegten Studie (20.000 Teilnehmer im deutschsprachigen Raum). Personen, die sich überwiegend positiv reziprok verhalten und bei negativen Erlebnissen eher vergeben, sind auch eher bereit, mehr als nötig zu arbeiten. Allerdings nur, wenn sie die Kompensation dafür als fair erachten. Prof. Dr. Dohmen von der Universität Maastricht: "Gerade weil sie sehr sensitiv gegenüber Anreizen sind, verdienen sie in der Regel auch mehr Geld."
Überwiegend rachsüchtige Menschen lassen sich dagegen durch Geld weniger motivieren. Selbst Gehaltskürzungen sind hier gefährlich, weil die negativ Reziproken dazu tendieren, die Kürzung durch geringeren Arbeitsaufwand 'zurückzuzahlen'. Prof. Dr. Falk von der Universität Bonn meint, dass es aufgrund dieser theoretischen Überlegungen logisch wäre zu erwarten, dass solche Menschen auch mit größerer Wahrschenlichkeit ihren Job verlieren. Eine Vermutung, die sich nun auch mit den objektiven Daten der Universität Bonn deckt.
Offensichtlich zahlt sich Rache nicht aus. Nicht zuletzt entstehen durch Rachegefühle ja auch Nachteile für den eigenen Körper. Negative Gefühle erzeugen Stressreaktionen, die zu gesundheitlichen Problemen führen. Bevor man also versucht, sich zu rächen und seine negativen Fantasien auszuleben, sollte man sich bewusst entspannen, die Gedanken sammeln, Herausforderungen und Verletzungen mit allen möglichen Alternativen begegnen und nicht zuletzt: Mit jemandem reden (siehe Beitrag vom 7.4.09), wenn man glaubt, dass einem Unrecht widerfahren ist - es zahlt sich aus!
gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quellen:
Falk, A. and Dohmen, T. (2009). Vindictiveness does not pay. Science Daily, 09-03-26
Lermer, S. (1996). Immunkraft. Der mentale Weg zur Stärkung der Gesundheit. ECON, 1996, 2. Auflage
Dienstag, 7. April 2009
Reden hilft
Seit Wochen schon kriselt es. Die Ausprache gestern war eine Farce. Es war falsch, was er behauptet hat. Es war demütigend, verletzend und vor allem falsch. Den ganzen Tag schon plagen Sie Gefühle von Ärger und Enttäuschung.
Beim Mittagessen treffen Sie einen Bekannten. Während des Gesprächs denken Sie an die misslungene Aussprache. Sie sind unkonzentriert. Als Ihr Gesprächspartner es merkt und fragt, was los sei, erzählen Sie es ihm. Er hört gut zu und fragt geschickt und unaufdringlich nach. Nach und nach fühlen Sie sich besser. Sie merken, wie Ihr Ärger und Ihre Enttäuschung nachlassen. Sie beschließen, das Thema noch einmal anzusprechen und eine Lösung zu finden.
Sich den Frust von der Seele zu reden hilft wirklich. Ein Freund, ein Therapeut oder ein Bekannter, der bereit ist, Informationen vertraulich zu behandeln - sie alle können mehr oder weniger helfen, negative Gefühle besser zu verarbeiten und Probleme lösungsorientiert anzugehen oder in einem neuen Licht zu sehen.
Die Hirnforschung bestätigt diese uralte Weisheit jetzt mit Hilfe neurophysiologischer Belege. Forscher der University of California entdeckten Gehirnareale, die für die Emotionsregulation während Gesprächen über negative Sachverhalte verantwortlich sind. Ihre Probanden sahen Bilder von traurigen oder verärgerten Menschen, während ihre Gehirne mittels funktioneller Magnetresonanztomografie untersucht wurden.
Die Probanden hatten zunächst die Aufgabe, den Personen, die sie sahen, Namen zu geben. Anschließend sollten sie die Gefühle der Menschen beschreiben. Im Vergleich zu einer Versuchspersonengruppe, die die Bilder einfach nur beschreiben sollten, war bei den Probanden, die den Bildern Namen gaben, die Amygdala aktiver - eine Gehirnregion, die für das Erkennen von negativen Emotionen und die Reaktion darauf zuständig ist. Sie gaben auch an, stärker emotional von den Bildern betroffen zu sein.
Während der anschließenden Beschreibung der Gefühle der Personen auf den Bildern ging die Amygdala-Aktivität allerdings deutlich zurück - sogar unter das Ausgangsniveau der Gruppe, die die Bilder einfach nur beschreiben sollte und damit keinen persönlichen emotionalen Bezug dazu hatte. Zugleich zeigte der ventrolaterale präfrontale Cortex (VLPC) bei der Beschreibung der Gefühle stärkere Aktivierung.
Der VLPC ist an der Impulskontrolle beteiligt und könnte helfen, starke emotionale Reaktionen zu unterdrücken. Dies könnte wiederum zur Folge haben, dass wir uns beruhigen, Abstand gewinnen und so wieder klar und lösungsorientiert denken können.
In den nächsten Jahren wird die Hirnfoschung weitere grundlegende Erkenntnisse über die Wirkungsweise heilender Gespräche zu Tage fördern. Sicher ist: Über Probleme, Ärger und Enttäuschungen bewusst zu sprechen trägt enorm zu deren Bewältigung bei.
gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: Lieberman, M. et al. (2007). Putting feelings into words: Affect labeling disrupts amygdala activity in response to affective stimuli. Psychological Science, 18, pp. 421-428
Beim Mittagessen treffen Sie einen Bekannten. Während des Gesprächs denken Sie an die misslungene Aussprache. Sie sind unkonzentriert. Als Ihr Gesprächspartner es merkt und fragt, was los sei, erzählen Sie es ihm. Er hört gut zu und fragt geschickt und unaufdringlich nach. Nach und nach fühlen Sie sich besser. Sie merken, wie Ihr Ärger und Ihre Enttäuschung nachlassen. Sie beschließen, das Thema noch einmal anzusprechen und eine Lösung zu finden.
Sich den Frust von der Seele zu reden hilft wirklich. Ein Freund, ein Therapeut oder ein Bekannter, der bereit ist, Informationen vertraulich zu behandeln - sie alle können mehr oder weniger helfen, negative Gefühle besser zu verarbeiten und Probleme lösungsorientiert anzugehen oder in einem neuen Licht zu sehen.
Die Hirnforschung bestätigt diese uralte Weisheit jetzt mit Hilfe neurophysiologischer Belege. Forscher der University of California entdeckten Gehirnareale, die für die Emotionsregulation während Gesprächen über negative Sachverhalte verantwortlich sind. Ihre Probanden sahen Bilder von traurigen oder verärgerten Menschen, während ihre Gehirne mittels funktioneller Magnetresonanztomografie untersucht wurden.
Die Probanden hatten zunächst die Aufgabe, den Personen, die sie sahen, Namen zu geben. Anschließend sollten sie die Gefühle der Menschen beschreiben. Im Vergleich zu einer Versuchspersonengruppe, die die Bilder einfach nur beschreiben sollten, war bei den Probanden, die den Bildern Namen gaben, die Amygdala aktiver - eine Gehirnregion, die für das Erkennen von negativen Emotionen und die Reaktion darauf zuständig ist. Sie gaben auch an, stärker emotional von den Bildern betroffen zu sein.
Während der anschließenden Beschreibung der Gefühle der Personen auf den Bildern ging die Amygdala-Aktivität allerdings deutlich zurück - sogar unter das Ausgangsniveau der Gruppe, die die Bilder einfach nur beschreiben sollte und damit keinen persönlichen emotionalen Bezug dazu hatte. Zugleich zeigte der ventrolaterale präfrontale Cortex (VLPC) bei der Beschreibung der Gefühle stärkere Aktivierung.
Der VLPC ist an der Impulskontrolle beteiligt und könnte helfen, starke emotionale Reaktionen zu unterdrücken. Dies könnte wiederum zur Folge haben, dass wir uns beruhigen, Abstand gewinnen und so wieder klar und lösungsorientiert denken können.
In den nächsten Jahren wird die Hirnfoschung weitere grundlegende Erkenntnisse über die Wirkungsweise heilender Gespräche zu Tage fördern. Sicher ist: Über Probleme, Ärger und Enttäuschungen bewusst zu sprechen trägt enorm zu deren Bewältigung bei.
gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: Lieberman, M. et al. (2007). Putting feelings into words: Affect labeling disrupts amygdala activity in response to affective stimuli. Psychological Science, 18, pp. 421-428
Montag, 6. April 2009
München ist Singlehauptstadt
Interview mit Dr. Stephan Lermer, Artikel aus TZ vom 06.04.09.
Verliebt in München? Von wegen! In keiner anderen Stadt gibt es so viele einsame Herzen wie hier. Damit ist München Deutschlands Single-Hauptstadt!
Laut einer Umfrage der Partnervermittlungsagentur Parship leben in München 243.000 Singles - das sind 28,8, Prozent aller Einwohner zwischen 18 und 59 Jahren. Jeder dritte Münchner hat somit keinen Partner.
"Bei uns gibt es zwar mehr Partnerfindungsmöglichkeiten als in anderen Städten, dafür ist die Bindungsbereitschaft geringer", sagt Kommunikationspsychologe Dr. Stephan Lermer aus München. Ein Grund ist das große Freizeitangebot: "Man kann auch als Single viel unternehmen und braucht dafür nicht unbedingt einen Partner."
[...] Insgesamt liegt der Single-Anteil in den deutschen Großstädten deutlich über dem Durchschnitt: Bundesweit lebt nur knapp ein Fünftel der 18-59jährigen ohne Partner.
Quelle: TZ, Jahrgang 41, 6.4.09, Seite 4
Verliebt in München? Von wegen! In keiner anderen Stadt gibt es so viele einsame Herzen wie hier. Damit ist München Deutschlands Single-Hauptstadt!
Laut einer Umfrage der Partnervermittlungsagentur Parship leben in München 243.000 Singles - das sind 28,8, Prozent aller Einwohner zwischen 18 und 59 Jahren. Jeder dritte Münchner hat somit keinen Partner.
"Bei uns gibt es zwar mehr Partnerfindungsmöglichkeiten als in anderen Städten, dafür ist die Bindungsbereitschaft geringer", sagt Kommunikationspsychologe Dr. Stephan Lermer aus München. Ein Grund ist das große Freizeitangebot: "Man kann auch als Single viel unternehmen und braucht dafür nicht unbedingt einen Partner."
[...] Insgesamt liegt der Single-Anteil in den deutschen Großstädten deutlich über dem Durchschnitt: Bundesweit lebt nur knapp ein Fünftel der 18-59jährigen ohne Partner.
Quelle: TZ, Jahrgang 41, 6.4.09, Seite 4
Freitag, 3. April 2009
Neurophysiologische Belege für die Haltbarkeit romantischer Liebe
An ihrem 18. Hochzeitstag fragen gute Bekannte ganz unromantisch und ein bisschen provokativ: "Wie ist das eigentlich mit der romantischen Liebe? Kann man nach so langer Zeit noch 'verliebt' sein?" - "Also wir schon" entgegnet Er. Und Sie ergänzt etwas ausführlicher: "Ja, wenn ich ihn sehe, wird es mir immer noch ab und zu heiß und warm ums Herz - eigentlich wie am Anfang."
Doch die Skepsis bleibt, bis zur Studie der Forscherinnen Bianca Acedvedo und Virginia Saddock von der State University of New York:
Sie fanden einen neurophysiologischen Beleg für die Haltbarkeit von Liebe und Verliebtsein, indem sie die Hirnaktivität von frisch verliebten und zwanzig Jahre verheirateten Personen aufzeichneten, während sie Bilder von ihren Partnern betrachteten.
Aus früheren Forschungen mit frisch verheirateten Paaren weiß man, dass das Ventrale Tegmentum, eine Region im Mittelhirn, für Verliebtsein und leidenschaftliche Zuneigung verantwortlich ist. Genau diese Region wurde in der Studie von Acedvedo und Sadock aktiv, als die Probanden ihre Partner sahen. Und zwar sowohl bei den frisch Verliebten, als auch bei den länger Verliebten.
Unterschiede gab es jedoch auch: Bei den frisch Verliebten waren zusätzlich Regionen aktiver, die mit Obsession und Angst verbunden sind. Bei den länger verliebten Paaren zeigten solche Areale eine höhere Aktivität, die mit Wohlbefinden assoziiert sind.
Eine längerfristige erfüllte Partnerschaft ist also dafür verantwortlich, dass wir uns zugehörig, aufgehoben, einfach gut fühlen. Diese Gefühle übertragen sich auf beinahe jeden Lebensbereich. Dr. Acedvedo ist der Überzeugung: 'Eine erfüllte Partnerschaft hat positive Auswirkungen auf die Gesundheit.'
Ihre Kollegin Dr. Saddock ergänzt: 'Romantische Liebe in längerfristigen Partnerschaften gibt es definitiv. Aber sie setzt Beziehungsarbeit voraus.' Weiter meint sie: Das Wohlbefinden, das aus einer erfüllten Partnerschaft erwächst, muss deshalb nicht jeden Tag neu erfunden werden. Es ist eigentlich immer vorhanden: 'Selbst wenn die Anfangseuphorie vorbei ist, bleibt die Freude und der Genuss, zu lieben.' Sofern die Partnerschaft gepflegt wird.
gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Bianca Acevedo, Ph.D., postdoctoral researcher, University of California, Santa Barbara; Virginia Sadock, M.D., professor, psychiatry, and director, program in human sexuality and sex therapy, New York University Langone Medical Center, New York City; March 2009, Review in General Psychology
Donnerstag, 2. April 2009
Wie steigern Sie eigentlich Ihre Intelligenz?
Teil 4: Intelligenz und Reichtum
Im Matthäus-Evangelium steht geschrieben: 'Wer hat, dem wird gegeben.' Wie verhält es sich demgemäß eigentlich mit geistiger Kompetenz und materiellem Besitz? Prototypisch taucht bei dieser Überlegung sofort der 'smarte Geschäftsmann' auf, der mit Verstand, Witz und Logik den Erfolg anzieht. Unsere Alltags-Erfahrung lehrt uns aber auch: 'Die dümmsten Bauern haben die dicksten Kartoffeln.' Und sofort taucht ein anderes Klischee auf: Der eigentlich total untalentierte DSDS-Versager, der sich doch irgendwie zu Erfolg und Besitz windet. Es ist ihm sozusagen in den Schoß gefallen.
Psycho-Ökonomische Forschung der letzten Jahre löst nun wie so oft unsere Vorurteile und Stereotypen in Wohlgefallen auf. Bitte festhalten, die Wahrheit lautet: Reichtum hat nichts mit dem IQ zu tun.
Der Wirtschaftswissenschaftler Jay Zagorsky hat Intelligenz, Einkommensverhältnisse sowie finanzielles und materielles Eigentum (Reichtum) von 7.403 Personen erhoben, die sich in den 40ern, also allgemein auf dem Höhepunkt ihres geistigen und materiellen Besitzes befinden.
Zunächst schienen die Daten das Matthäus-Evangelium zu bestätigen: Mit jedem IQ-Punkt stieg das durchschnittliche Einkommen pro Jahr zwischen 202$ und 616$ an. Dann allerdings verglich Zagorsky den IQ mit dem tatsächlichen Reichtum und der Wahrscheinlichkeit, in finanzielle Schwierigkeiten zu kommen: Er fand keinerlei Unterschiede mehr zwischen weniger intelligenten, durchschnittlich intelligenten und hoch intelligenten Menschen.
'Nur weil Sie smart sind, bedeutet das nicht, dass Sie gegen finanzielle Schwierigkeiten immun sind. Von den klügsten Menschen [IQ über 125] haben 6% ihre Kreditkarte überzogen und 11% vergessen gelegentlich, ihre Rechnungen zu zahlen' meint Zagorsky. Und weiter: 'Professoren sind in der Regel sehr kluge Leute. Aber schauen SIe doch einmal auf einen Universitätsparkplatz. Sie werden nicht viele Rolls Royces, Porsches oder andere teure Autos sehen. Vielmehr gibt es dort eine ganze Menge alter Karren.'
Nach Zagorsky trifft also bei Intelligenz und Reichtum weder das Matthäus-Prinzip, noch unsere sprichwörtliche Alltagserfahrung zu. Die Wahrheit sei statt dessen:
'Intelligenz ist kein Faktor, der Reichtum erklären kann. Die mit niedriger Intelligenz sollten nicht glauben, dass sie ein Handicap haben. Und die mit hoher Intelligenz sollten nicht glauben, dass sie einen Vorteil haben.'
Und dann ist materieller Reichtum bekanntlich nicht das Einzige: Der amerikanische Glücksforscher Tal Ben-Shahar bezeichnet Glück als die eigentlich grundlegende Währung.
Wie Sie selbst ihr Glück durch Reichtum am besten vermehren können, lesen Sie in unserem Blog-Beitrag vom 3.März.09.
gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle:
http://researchnews.osu.edu/archive/intlwlth.htm
Im Matthäus-Evangelium steht geschrieben: 'Wer hat, dem wird gegeben.' Wie verhält es sich demgemäß eigentlich mit geistiger Kompetenz und materiellem Besitz? Prototypisch taucht bei dieser Überlegung sofort der 'smarte Geschäftsmann' auf, der mit Verstand, Witz und Logik den Erfolg anzieht. Unsere Alltags-Erfahrung lehrt uns aber auch: 'Die dümmsten Bauern haben die dicksten Kartoffeln.' Und sofort taucht ein anderes Klischee auf: Der eigentlich total untalentierte DSDS-Versager, der sich doch irgendwie zu Erfolg und Besitz windet. Es ist ihm sozusagen in den Schoß gefallen.
Psycho-Ökonomische Forschung der letzten Jahre löst nun wie so oft unsere Vorurteile und Stereotypen in Wohlgefallen auf. Bitte festhalten, die Wahrheit lautet: Reichtum hat nichts mit dem IQ zu tun.
Der Wirtschaftswissenschaftler Jay Zagorsky hat Intelligenz, Einkommensverhältnisse sowie finanzielles und materielles Eigentum (Reichtum) von 7.403 Personen erhoben, die sich in den 40ern, also allgemein auf dem Höhepunkt ihres geistigen und materiellen Besitzes befinden.
Zunächst schienen die Daten das Matthäus-Evangelium zu bestätigen: Mit jedem IQ-Punkt stieg das durchschnittliche Einkommen pro Jahr zwischen 202$ und 616$ an. Dann allerdings verglich Zagorsky den IQ mit dem tatsächlichen Reichtum und der Wahrscheinlichkeit, in finanzielle Schwierigkeiten zu kommen: Er fand keinerlei Unterschiede mehr zwischen weniger intelligenten, durchschnittlich intelligenten und hoch intelligenten Menschen.
'Nur weil Sie smart sind, bedeutet das nicht, dass Sie gegen finanzielle Schwierigkeiten immun sind. Von den klügsten Menschen [IQ über 125] haben 6% ihre Kreditkarte überzogen und 11% vergessen gelegentlich, ihre Rechnungen zu zahlen' meint Zagorsky. Und weiter: 'Professoren sind in der Regel sehr kluge Leute. Aber schauen SIe doch einmal auf einen Universitätsparkplatz. Sie werden nicht viele Rolls Royces, Porsches oder andere teure Autos sehen. Vielmehr gibt es dort eine ganze Menge alter Karren.'
Nach Zagorsky trifft also bei Intelligenz und Reichtum weder das Matthäus-Prinzip, noch unsere sprichwörtliche Alltagserfahrung zu. Die Wahrheit sei statt dessen:
'Intelligenz ist kein Faktor, der Reichtum erklären kann. Die mit niedriger Intelligenz sollten nicht glauben, dass sie ein Handicap haben. Und die mit hoher Intelligenz sollten nicht glauben, dass sie einen Vorteil haben.'
Und dann ist materieller Reichtum bekanntlich nicht das Einzige: Der amerikanische Glücksforscher Tal Ben-Shahar bezeichnet Glück als die eigentlich grundlegende Währung.
Wie Sie selbst ihr Glück durch Reichtum am besten vermehren können, lesen Sie in unserem Blog-Beitrag vom 3.März.09.
gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle:
http://researchnews.osu.edu/archive/intlwlth.htm
Mittwoch, 1. April 2009
Wie steigern Sie eigentlich Ihre Intelligenz?
Teil 3: Fisch macht schlau (kein Aprilscherz).
Im Blog-Beitrag vom 31.1.09 berichteten wir über Intelligenz-Training, z.B. auch via richtiges Essen. Die Intelligenzsprünge bei Wüstenspringmäusen sind in dieser Hinsicht durch Experimente mit der Gattung homo sapiens bestätigt worden.
Forscher der Universität Göteborg untersuchten nicht weniger als 3972 Jugendliche auf ihre Essgewohnheiten und fanden heraus: Fisch macht schlau. Der IQ der Versuchspersonen - alle junge Männer im Alter von 18 - wurde mit ihren Essgewohnheiten im Alter von 15 Jahren verglichen. Diejenigen, die einmal pro Woche Fisch aßen, schnitten im Gegensatz zu ihren fischverschmähenden Altersgenossen um 7 % besser ab. Aßen die Jungen im Alter mehr als einmal pro Woche Fisch, waren sie in IQ-Tests sogar um 12 % besser.
Der Zusammenhang von Intelligenz und Fisch war übrigens unabhängig von sozialen Einflussfaktoren, wie zum Beispiel dem Bildungsstand der Eltern.
Die schwedischen Forscher vermuten, dass Omega-3 und Omega-6 Fettsäuren für den Schub in der kognitiven Leistungsfähigkeit verantwortlich sind. Diese Stoffe werden bereits bei der Entwicklung im Mutterleib im fötalen Gehirn angereichert und sind mitverantwortlich für die Steuerung der Gehirnentwicklung.
gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: Aberg, M. et al. (2009). Fish Intake of Swedish male adolescents is a predictor of cognitive performance. Acta Paediatrica, 98
Im Blog-Beitrag vom 31.1.09 berichteten wir über Intelligenz-Training, z.B. auch via richtiges Essen. Die Intelligenzsprünge bei Wüstenspringmäusen sind in dieser Hinsicht durch Experimente mit der Gattung homo sapiens bestätigt worden.
Forscher der Universität Göteborg untersuchten nicht weniger als 3972 Jugendliche auf ihre Essgewohnheiten und fanden heraus: Fisch macht schlau. Der IQ der Versuchspersonen - alle junge Männer im Alter von 18 - wurde mit ihren Essgewohnheiten im Alter von 15 Jahren verglichen. Diejenigen, die einmal pro Woche Fisch aßen, schnitten im Gegensatz zu ihren fischverschmähenden Altersgenossen um 7 % besser ab. Aßen die Jungen im Alter mehr als einmal pro Woche Fisch, waren sie in IQ-Tests sogar um 12 % besser.
Der Zusammenhang von Intelligenz und Fisch war übrigens unabhängig von sozialen Einflussfaktoren, wie zum Beispiel dem Bildungsstand der Eltern.
Die schwedischen Forscher vermuten, dass Omega-3 und Omega-6 Fettsäuren für den Schub in der kognitiven Leistungsfähigkeit verantwortlich sind. Diese Stoffe werden bereits bei der Entwicklung im Mutterleib im fötalen Gehirn angereichert und sind mitverantwortlich für die Steuerung der Gehirnentwicklung.
gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: Aberg, M. et al. (2009). Fish Intake of Swedish male adolescents is a predictor of cognitive performance. Acta Paediatrica, 98