Freitag, 30. April 2010

Gute Taten vermehren sich

...automatisch. Genauer gesagt, breitet sich altruistisches Verhalten in sozialen Netzwerken exponentiell aus. Das bedeutet: Tun wir jemandem etwas Gutes, fühlen wir uns zum einen gut und vollbringen mit größerer Wahrscheinlichkeit weitere gute Taten. Und zum anderen veranlassen wir die Personen, denen wir etwas Gutes getan haben unbewusst dazu, selbst gute Taten folgen zu lassen. Denen wiederum weitere gute Taten folgen.

Das Diagramm veranschaulicht den Prozess, den die Wissenschaftler James Fowler von der Universität in San Diego und Nicholas Christakis von der Harvard University experimentell belegt haben:


Im Experiment der US-Forscher gaben Versuchsteilnehmer wie Eleni anderen Versuchsteilnehmern wie Lucas einen Teil von ihrem zuvor erspielten Gewinn ab - einfach so. Das bewirkte, dass die Beschenkten ihrerseits mehr zum Schenken bereit waren (Lucas gab zum Beispiel Erika Geld). Die Teilnehmer der "2. Generation" waren immer noch freigiebiger. Das altruistische Verhalten zeigte sich über ingesamt 3 Generationen von Versuchsteilnehmern. Durchschnittlich profitierten mehr als 20 Personen von der guten Tat eines Einzelnen.


Das Ergebnis liefert ein sehr optimistisches Bild der menschlichen Natur. Doch Fowler und Christakis machten die Gegenprobe und fanden: Auch feindseliges Verhalten breitete sich im sozialen Netzwerk aus. Und zwar genauso schnell wie die guten Taten. Der wichtigste Schluss, den die Forscher aus ihren Ergebnissen ziehen ist also, dass die Handlung eines Einzelnen größere Wellen schlägt als gedacht.



gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: University of California - San Diego (2010, March 10). Acts of kindness spread surprisingly easily: just a few people can make a difference. ScienceDaily

Dienstag, 27. April 2010

Gemeinsam Gewinnen

WIN-WIN-Strategien nutzen
Ein hervorragendes Beispiel für WIN-WIN ist die Geschichte von Anita Roddick, der Gründerin von Body Shop. Als sie die Idee zu einem Laden für Naturkosmetik hatte, besaß sie kein Geld und die Bank wollte ihr kein Kapital geben, da sie keine Sicherheit vorweisen konnte. Ein Freund, der eine Autowerkstatt besaß, gab ihr die erforderlichen 4000 Pfund für die Gegenleistung, den monatlichen Gewinn aus dem Laden zu teilen.

Ein WIN-WIN-Prinzip wurde realisiert, denn nur in der Kombination aus Idee und Geld konnte der Laden gegründet werden und Gewinn abwerfen, der dann geteilt werden sollte. Einige Jahre nach der Gründung expandiert Anita Roddick die Läden in eine weltweite Ladenkette. Ihr Geldegeber bekommt nach wie vor die Hälfte des Gewinns monatlich überwiesen. Auch wenn es den Anschein hat, dass er auf diese Weise zu Millionen kommt - es ist eine klassische WIN-WIN-Geschichte.


Ein Beispiel zur Übung: Ein Freund möchte für ein seriöses und gleichzeitig sehr Gewinn bringendes Geschäft einen Monat lang bei Ihnen wohnen und Ihren Schreibtisch, Ihren Computer, Ihr Telefon und Ihr Fax benutzen. Er zahlt Ihnen dafür sofort eine Million oder, was ihm lieber wäre, erst wenig, dann jeden Tag mehr, am ersten Tag einen Cent, Tag für Tag verdoppelt, einen ganzen Monat lang. Beharren Sie auf Ihrer Million, haben Sie, was Sie haben. Kommen Sie ihm aber entgegen und lassen ihn erst etwas verdienen, haben Sie mehr davon: am 31. Tag des Monats gehören Ihnen 10 737 417 Euro.


gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: Lermer, S. & Meiser, H.C. Gemeinsam bin ich besser. Krüger Verlag

Freitag, 23. April 2010

Beziehungsqualität entscheidet über den Umgang mit Stress

Eine gute Partnerschaft wirkt sich auch positiv auf berufsbedingten Stress aus. Wenn man es richtig anpackt.

Das schreibt Dr. Ann-Christin Andersson Arntén in ihrer Dissertation an der University of Hawaii (stressfreie Zone). Sie erhob bei 900 Paaren die Wechselwirkungen von Partnerschaftsqualität und arbeitsbedingtem Stress.

Ein auffälliges Ergebnis ihrer wissenschaftlichen Studien ist, dass die individuellen Unterschiede im Stresserleben, bei der Stressverarbeitung und im Umgang mit Stress und der Partnerschaft größer waren als die Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Dies zeigt, wie wichtig die Interpretation von Stress, der individuelle Umgang mit Stressoren und Strategien zur Prävention von Stress sind. Vor allem körperliche Auswirkungen von Stress und schlechter Beziehungsqualität zeigen sich bei Männern und Frauen gleichermaßen.

Zwischen den Geschlechtern gibt es vor allem Unterschiede im Stresserleben (wir berichten im Beitrag vom 30.6.09). Zudem zeigte sich, dass Frauen, die über Beziehungsprobleme klagten, mehr Angstsymptome, mentale Stressreaktionen und Schlafprobleme hatten. Männer, die über eine mittlere Beziehungsqualität berichteten, litten mit größerer Wahrscheinlichkeit an Depressionen, Angstzuständen und psychosomatischen Beschwerden.

Warum ist die Beziehungsqualität ein so entscheidender Moderator für berufsbedingten Stress? Andersson Arnténs Forschung unterstützt ein 'Ressourcenmodell' der Stressverarbeitung: Solange wir Druck ausgesetzt sind, versuchen sich Körper und Geist darauf einzustellen, damit fertig zu werden, den Stress auszuhalten, um Probleme und Herausforderungen bewältigen zu können. Wird der Stress irgendwann zuviel oder chronisch, ermüden sowohl Körper als auch Geist: Wir fühlen uns müde, erschöpft, unausgeglichen, angespannt, die Gedanken kreisen immer wieder um die stressauslösenden Themen usw. Kurz: Unsere körperlichen und mentalen Ressourcen sind aufgebraucht.

Um dem Stress die Stirn bieten zu können und unsere Herausforderungen bewältigen zu können, müssen wir unsere Ressourcen wieder herstellen, wir müssen "den Akku wieder aufladen".

Andersson Arntén: "Eine positive Sicht der Dinge und Techniken zum Stressmanagement helfen, die negativen Effekte von berufsbedingtem Stress zu mildern. Aber wenn es sowohl in der Arbeit als auch in der Partnerschaft Stress gibt, steigt das Risiko für Burn-out und psychosomatische Krankheiten dramatisch an."

Allzu oft übertrage man Konflikte und Zeitdruck am Arbeitsplatz in die Partnerschaft. Dabei übersehe man, dass die Partnerschaft die größte Ressource für den Umgang mit berufsbedingtem Stress sein kann.

Wenn man also nachhaltig und ressourcenorientiert mit Stress umgehen will, sollte man 1. vermeiden, arbeitsbedingten Stress in die Beziehung zu übertragen und 2. die Partnerschaft aktiv stärken, denn: In einer vertrauensvollen Partnerschaft werden die Akkus am schnellsten wieder geladen.


gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer


Quelle: Andersson Arntén, AC (2009). Partnership relation quality modulates the effects of work-stress on health. Doctoral Dissertation, John A. Burns School od Medicine, University of Hawaii

Freitag, 16. April 2010

Der Schlüssel zum Glück - bei Männern und Frauen unterschiedlich (aus)geprägt

Dankbarkeit ist ein Schlüssel zum Glück. Überprüfen Sie einmal bei sich selbst, wie sich Dankbarkeit anfühlt. Wahrscheinlich kommen Sie wie die meisten Menschen zu dem Schluss, dass es sich dabei um eine Mischung aus ehrlicher Freude und Wertschätzung gegenüber jemand anderem handelt.

Damit erfüllt Dankbarkeit zwei wichtige Funktionen: Zum einen verschafft sie uns unmittelbar ein positives Gefühl. Zum anderen - sofern wir sie auch ausdrücken - verbessert sie mittelbar unser Sozialverhalten, indem sie uns zu Altruismus und anderen Formen prosozialen Verhaltens verführt. Positives soziales Verhalten ist wiederum in der Lage, Stolz und Sinngefühl hervorzurufen. Kurz: Dankbarkeit ist ein Katalysator für positive Gefühle.

Eine Studie der George Mason University in Washington D.C. zeigt nun, dass dieses Glücksrezept bei Frauen und Männern unterschiedlich ausgeprägt ist. Die Versuchsteilnehmer sollten sich an Ereignisse erinnern, bei denen sie etwas geschenkt bekommen hatten. Dabei beschrieben Frauen und Männer unterschiedliche Gefühle: Während Männer öfter von Verpflichtung und Auflagen sprachen, die mit den Geschenken verbunden wären, schätzten Frauen ihre Dankbarkeit insgesamt höher ein. Besonders stark waren die Schuldgefühle bei Männern, wenn ihnen andere Männer einen Gefallen getan hatten.

Todd Kashdan, der Leiter der Studie, führt als Grund an: "Unsere Sozialisierung als Kleinkinder wirkt sich auf unsere Emotionen im Erwachsenenalter aus. Männern wird im Allgemeinen gelehrt, ihre 'weichen' Emotionen zu unterdrücken." Weiter vermutet er: "Das könnte ihre Lebenszufriedenheit beeinträchtigen."

Kashdan zieht wie viele andere Glücksforscher aus seinen Studien eine Erkenntnis, die wir im Leben öfter berücksichtigen sollten: 'Ehrliche Dankbarkeit schadet niemandem. Nicht dem Empfänger eines Geschenkes und schon gar nicht seinem sozialen Umfeld.'



gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer

Quelle: Kashdan, TB et al. (2009). Gender Differences in Gratitude.
Journal of Personality, 77, 691-730

Tage des Mannes

Was macht den Unterschied zwischen Mann und Frau aus? Passen Männer und Frauen überhaupt zusammen? Wann ist ein Mann ein Mann?
Im Interview mit Dr. Stephan Lermer erhalten Sie Antworten.






gepostet i.A. von Dr Stephan Lermer

Dienstag, 13. April 2010

Innerdeutsche Sprachbarrieren

"Un watt giff et dao?" - "Nix füa di, host mi?!"

Gleich und gleich macht gern Geschäfte. Das gilt in Deutschland vor allem für Sprecher gleicher Dialekte. Eine Studie des Marburger Sprachwissenschaftler Dr. Alfred Lameli belegt, dass auch in unserer globalisierten Gesellschaft am liebsten mit Leuten verhandelt wird, die sich 'gut verstehen'. Bayern zum Beispiel fühlen sich am wohlsten, wenn ihre Geschäftspartner aus der selben Region stammen wie sie selbst, nach dem Motto: "Mir san mir".

Machen dagegen Sachsen mit Bayern oder Badener mit Berlinern Geschäfte, leidet nicht nur die Sympathie, sondern auch die Verhandlungsqualität. Ursächlich dafür sind oft unbewusste Vorurteile, die wir den Sprechern 'anderer' Dialekte entgegenbringen.

In Zeiten, in denen Außenministern peinliche Sprachpannen passieren und angehende Europaminister wegen ihres schwäbelnden Englischs öffentlich verhöhnt werden, wird diese Voreingenommenheit besonders deutlich. Die Forscher um Dr. Lameli stellen fest, dass "Unterschiede zwischen Mundarten ein Gefühl der Fremdheit bewirken", das nicht nur die Sympathie für die Geschäftspartner reduziert, sondern auch Entscheidungen und generell ökonomisches Verhalten beeinflusst.

Für Verhandlungen lassen sich deshalb zwei Dinge aus der Studie ableiten:
1. Lassen Sie wenn möglich Menschen miteinander verhandeln, die 'dieselbe Sprache' sprechen - die Wahrscheinlichkeit für Lösungen und Verträge, bei denen beide Parteien profitieren, steigt dadurch deutlich an.
2. Versuchen Sie bei Verhandlungen nicht gleich, den Gesprächspartner in eine Schublade zu schieben, sobald er den Mund aufmacht. Wechseln Sie statt dessen auf die Inhaltsebene der Kommunikation und achten Sie mehr darauf was Ihr Verhandlungspartner sagt - und nicht wie er oder sie es ihnen mitteilt.



gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: Lameli, A., Falck, O., Heblich, S., Südekum, J. (2010). Dialects, Cultural Identity, and Economic Exchange. In: IZA Discussion Paper Series. No. 4743.

Dienstag, 6. April 2010

Die Axiome 3 und 5...

... des berühmten Kommunikationsforschers Paul Watzlawick komplettieren unsere kleine Serie über die Grundlagen der Kommunikation.

Die dritte grundlegende Wahrheit Watzlawicks lautet:
"Die Reihenfolge der Ereignisse definiert die Beziehung"
In gestörter Kommunikation findet sich sehr oft das 'Henne-Ei-Problem'. Jeder reagiert auf den anderen und denkt, er dürfe sich so verhalten, weil der andere sich in seinen Augen falsch verhält. Und so nörgelt sie, weil er sich immer so zurückzieht. Und er zieht sich ja nur zurück, weil er ihr Nörgeln nicht aushält - eine typische Kommunikationsfalle in Paarbeziehungen.

Das fünfte Axiom lautet nach Watzlawick:
"Es gibt symmetrische und komplementäre Kommunikation"
Bei einer symmetrischen Kommunikation tauschen sich ranggleiche Partner untereinander aus. Beispiel: Vater und Mutter einigen sich auf die Höhe des Taschengeldes für den Sprössling. Bei einer komplementären Kommunikation gibt es ein Ranggefälle, etwa zwischen Vorstandsvorsitzendem und Chauffeur.

Hier noch einmal alle Kommunikations-Axiome zum Nachlesen:
1. Man kann nicht nicht kommunizieren
2. Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt
3. Die Reihenfolge der Ereignisse definiert die Beziehung
4. Es gibt analoge und digitale Kommunikation
5. Es gibt symmetrische und komplementäre Kommunikation



gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: Lermer, Stephan. Kommunikative Kompetenz. GABAL Verlag

Freitag, 2. April 2010

Optimismus als Prävention gegen Krankheiten

Gerade am Ende eines langen Winters, wenn die Tage wieder heller und länger werden, werden die Menschen auch wie von selbst glücklicher und gesünder. Das liegt nicht nur an den gestiegenen Temperaturen, sondern vor allem an der Herzenswärme, die uns im Frühling durchströmt.

Denn Fröhlichkeit, Optimismus und herzhaftes Lachen senken nachweislich den Gehalt an Stress-Hormonen im Blut und helfen bei der Vermehrung positiver Botenstoffe im menschlichen Kreislauf.


Der führende Psychoneuroimmunologe Dr. Lee Berk beschäftigt sich seit den frühen 80er Jahren mit der Erforschung der Auswirkungen positiver Emotionen auf Körperprozesse. Er fand unter anderem heraus, dass allein die Vorfreude auf einen lustigen Film beta-Endorphine (die zur Stimmungsregulation dienen) um 27% anstiegen. Die Produktion von Hormonen, die für die Stärkung des Immunsystems verantwortlich sind, stieg sogar um 87% an. Gleichzeitig verringerte sich der Anteil des steroiden Stress-Hormons Cortisol um 39% und die Adrenalinproduktion ging um 70% zurück.

In seiner neuesten Studie untersucht er die Auswirkungen von Fröhlichkeit auf Cholesterin, Entzündungsbildung und das Risiko für die Entwicklung kardiovaskulärer Krankheiten bei Diabetes-Risiko-Patienten. Eine Gruppe der Patienten stimmte zu, zusätzlich zur medikamentösen Behandlung eine Lach-Therapie zu absolvieren, indem sie jeden Tag für 30min lustige Videos ihrer Wahl ansahen.

Die Ergebnisse lassen eine gute Portion Optimismus zu: Innerhalb eines Jahres stieg der Anteil an "gutem" HDL Cholesterin in der Lach-Gruppe um 26%, während er sich in der Kontrollgruppe ohne zusätzliche Lach-Therapie nur um 3% erhöhte. Im gleichen Zeitraum reduzierte sich der Anteil an "schlechten" Cholesterin-Derivaten um 66% - in der Kontrollgruppe mit der Standardbehandlung um 26%.

"Die besten Kliniker verstehen, dass positive Emotionen wie fröhliche Lachen, Optimismus und Hoffnung physiologische Auswirkungen haben" stellt Dr. Lee Berk fest. Er behauptet zudem: "Die Wahl des Lebensstils hat bedeutenden Einfluss auf Krankheit und Gesundheit. Lachen ist die beste Präventionsmaßnahme."

Die Wissenschaftler um Lee Berk zeigen übrigens auch, dass Optimismus ansteckend ist und diese 'Gesundheitsübertragung' sogar körperlich gemessen werden kann. Am ansteckendsten sind dabei (wie bei Krankheiten auch) die Menschen in unmittelbarer Nähe - vor allem der Partner. Tun Sie Ihrer gemeinsamen Gesundheit deshalb etwas Gutes und lachen Sie gemeinsam - über einen Film, über die kleinen Dinge des Lebens, über andere und ein wenig über sich selbst.


gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer

Quelle: EurekaAlert, http://www.the-aps.org/press/releases/09/14.htm