Neue Daten des Mikrozensus 2008 lassen erstmals eine genaue Analyse der Ursachen der niedrigen Geburtenzahlen in Deutschland zu. Hier die wichtigsten sechs Ergebnisse auf einen Blick:
1. Für die niedrige Geburtenrate ist momentan vor allem die hohe Kinderlosigkeit verantwortlich
Die Geburtenrate wird durch die durchschnittliche Kinderzahl pro Frau beeinflusst und durch die Zahl der Frauen, die gar keine Kinder bekommen. Die Ergebnisse des Mikrozensus zeigen, dass das der momentan entscheidende Faktor für die Kinderlosigkeit ist.
2. Im Westen Deutschlands ist die Kinderlosigkeit höher als im Osten
16% der 40- bis 75-jährigen Frauen im Westen haben keine Kinder, im Osten sind es nur 8%. Auch bei den jüngeren Frauen zeigt sich diese Tendenz: Von den 35- bis 39-jährigen haben in den neuen Ländern 16% keine Kinder, in den alten Ländern sind es sogar 28%.
3. Die Kinderlosigkeit ist in Städten höher als in ländlichen Gebieten
Von den Frauen der Jahrgänge 1974-1983 (25-34 Jahre) sind 62% der Frauen, die in Städten leben, kinderlos; und nur 47% der Frauen, die in ländlichen Gebieten leben. Unterteilt wurde in urbane, semiurbane und ländliche Gemeinde. Vor allem Stadtstaaten wie Hamburg zeigen eine besonders hohe Kinderlosigkeit.
4. Frauen mit Migrationserfahrung sind seltener kinderlos
Von den 35- bis 44-jährigen zugewanderten Frauen sind 13% kinderlos, während von den in Deutschland geborenen Frauen 25% keine Kinder haben. Bei den 25- bis 34-jährigen Zuwanderinnen haben 39% bisher noch keine Kinder und bei den hier geborenen sind es ganze 61% der Frauen, die bis zum jetzigen Zeitpunkt noch kinderlos sind.
Auch interessant ist der Unterschied in der Anzahl der Kinder: Frauen mit Migrationserfahrung haben im Vergleich zu den in Deutschland geborenen Frauen seltener nur ein Kind und sehr viel häufiger 4 oder mehr Kinder.
5. Für Westdeutschland gilt: Hochgebildete Frauen sind häufiger kinderlos
Bei Frauen ab 40 Jahren mit einer hohen Bildung hatten 26% keine Kinder. Bei Frauen gleichen Alters mit mittlerer Bildung waren es nur 16% und bei Frauen mit niedriger Bildung sogar nur 11% der Frauen, die kinderlos blieben. Allerdings gab es diesen Zusammenhang nur im Westen!
Interessant dabei: Vor allem westdeutsche Akademikerinnen waren überdurchschnittlich häufig kinderlos!
6. Immer mehr Mütter unverheiratet
Zwar überwiegt bei den 40- bis 75-jährigen Frauen das klassische Zusammenleben in der Ehe bis heute, doch der Anteil der ledigen Frauen mit Kindern steigt. Während es bei den 60- bis 75-jährigen ledigen Frauen nur rund ein Viertel war, das Kinder bekam, so war es bei den 40- bis 49-jährigen schon ein Drittel! Jedoch muss man gerade bei den jungen ledigen Frauen beachten, dass sie ja noch die Möglichkeit zur Heirat haben.
Zu diesen Ergebnissen kam die größte jährliche Haushaltsbefragung in Europa - der Mikrozensus. Befragt wurden dabei 2008 erstmals alle Frauen zwischen 15 und 75 Jahren danach, ob sie Kinder haben und wenn ja, wie viele.
gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/, Homepage des statistischen Bundesamtes Deutschland