"Frau natürlich!", so die gängige Meinung in Forschung und Wissenschaft: Die Frau hat aufgrund ihrer höheren Investitionen in den Nachwuchs bei einer fehlerhaften Partnerwahl mehr zu verlieren und ist daher von "Natur aus" kritischer bei der Partnerwahl.
Eine neue Studie widerspricht nun dieser evolutionären Hypothese.
Die Psychologen Eli J. Finkel und Paul W. Eastwick von der Northwestern University in Evanston, Illinois hatten Zweifel an den Ergebnissen zahlreicher Speed Dating Studien. Diese scheinen zu belegen, dass Männer rund 50% der anwesenden Damen wiedertreffen wollten, die Frauen dagegen nur gut ein Drittel der Männer.
Finkel und Eastwick veranstalteten daraufhin selbst eine Studie in Form eines Speed Dating Events mit 350 Teilnehmern. Der Ablauf glich dem eines klassischen Speed Datings: Die Teilnehmer hatten die Möglichkeit sich mit jedem anwesenden, potentiellen Partner einige Minuten zu unterhalten. Danach bewerteten die Probanden die Gesprächspartner und gaben an, ob sie sich vorstellen könnten, den- oder diejenige wieder zu treffen.
Allerdings gab es eine pikante Variation im Vergleich zu den traditionellen Speed Datings: In der Hälfte der Fälle war es der Mann, der von Platz zu Platz rückte, so wie es der Standard in jedem konventionellen Speed Dating ist. Doch genau hier vermuteten die Forscher den Fehler. Daher war es in der anderen Hälfte der Fälle die Frau, die nach jedem Gespräch den Partner wechseln musste, während der Mann auf seinem Platz verweilte.
Das Ergebnis dieser kleinen Variation war verblüffend: Wenn die Männer den Platz wechseln mussten, waren die Ergebnisse identisch mit der gängigen Annahme. Die Männer wollten die Hälfte aller Frauen wiedersehen und die Frauen nur ein Drittel der Männer. Doch wechselten die Frauen die Plätze, verkehrte sich das Ergebnis. Plötzlich waren es die Männer, die nur ein Drittel der Frauen wiedertreffen wollten und die Frauen, diejenigen die 50% der Männer wiedersehen wollten.
Wer wählerischer war, lag also nicht am Geschlecht, sondern daran, wer sitzen blieb und wer den Platz wechselte! Die Gruppe, die rotierte, hatte das größere romantische Interesse am Partner und wollte ihn auch eher wiedersehen.
Für Finkel und Eastwick gibt es zwei mögliche Erklärungen für dieses Phänomen. Die eine ist, dass alleine das aktive Annähern an einen potentiellen Partner diesen attraktiver macht. Nach der 'Dissonanztheorie' (siehe Blog-Beitrag vom 01.07.09) mögen wir nämlich Dinge und Menschen lieber, für die wir etwas getan haben - wie den Platz zu wechseln und nicht einfach nur zu warten!
Die andere Erklärung zielt auf die physische Erscheinung einer Person ab. Die Annahme dabei ist, dass Männer, wenn sie sitzen bleiben und nur die Frauen beim Platzwechsel beobachten, deren physische Attraktivität besser einschätzen können.
Was lernen wir daraus? Frauen und Männer sind sich doch etwas ähnlicher, als wir vielleicht angenommen haben, zumindest wenn es um die Partnerwahl geht. Aber die Studie hält auch einen guten Tipp bereit: Beim nächsten Date sollten unbedingt wir es sein, die schon am Platz auf unsere Abendbegleitung warten! Denn dann findet er/sie uns attraktiver, da er/sie sich uns nähert.
Wer sich für wählerisch hält, der sollte selbst einmal auf andere zugehen. Und wer immer an die Falschen gerät, sollte lieber einmal abwarten...
gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: www.psychologicalscience.org/media/releases/2009/finkel.cfm, Homepage der Association for Psychological Science