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Dienstag, 14. Dezember 2010

Reichtum oder Vermögen?

Eine Studie der Princeton University (USA) zeigt, dass das Glück des Menschen zwar mit dem Einkommen steigt - aber nur bis zu einer gewissen Grenze. Ab einer gewissen Geldmenge macht also mehr auf dem Konto nicht automatisch glücklicher im Kopf. Wie kann man sein (überschüssiges) Geld dennoch sinnvoll nutzen? Was ist der Unterschied zwischen Reichtum und Vermögen? Wann verhilft Geld eigentlich zu Ansehen, und wann führt es zu Neid?

Ein Interview mit Dr. Stephan Lermer:







gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: NDR 2, 22. September 2010

Dienstag, 28. September 2010

"Ein großes Glas Wasser, bitte!" "Mhm, ein großes Glas Wasser."

Eine einfache Strategie, um beim Kommunikationspartner Sympathie hervorzurufen ist, seine Worte zu wiederholen. Das sollte natürlich unaufdringlich geschehen und letztlich einfach dem Partner signalisieren: Ich habe dich verstanden, ich weiß was du willst, wir sind auf einer Ebene.

Der niederländische Forscher Rick van Baaren hat dieses Phänomen anschaulich im Experiment untersucht: Er ließ Kellner die Bestellungen ihrer Gäste auf zwei verschiedene Arten aufnehmen: Die Hälfte der Bestellungen hörten sie sich kommentarlos an, bei der anderen Hälfte der Bestellungen wiederholten sie ganz einfach das Gesagte: "So, Sie bekommen den Rotbarsch mit Kartoffeln, dazu ein großes Wasser...."

Die "Sympathie" maß van Baaren mit der Menge des Trinkgeldes, die die Kellner am Ende erhielten. Und tatsächlich gaben die Gäste in der "Mimikry-Bedingung", in der ihre Bestellung wiederholt worden war, mehr Geld. Van Baaren zog aus seiner Studie den Schluss, dass unaufdringliches Nachahmen unserer Kommunikationspartner zu prosozialem Verhalten führt.

Übrigens: Carl Rogers, der Vater der klientenzentrierten Psychotherapie, nannte als einen seiner Grundsätze der Therapie das "Paraphrasieren", sprich: Das Wiederholen und Umschreiben der Dinge, die seine Klienten ihm erzählten. Aus zwei Gründen schuf er dadurch eine Atmosphäre der Sympathie und der gegenseitigen Akzeptanz: Erstens konnte er so selbst noch einmal überprüfen, ob er seine Klienten wirklich verstanden hatte. Und zweitens fühlten sich die Klienten besser verstanden oder konnten gegebenenfalls ihre Aussagen noch einmal relativieren.


gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: Van Baaren, RB et al. (2003). Mimicry for Money: Behavioral Consequences of Imitation. Journal of Experimental Social Psychology, 39, 393-398.

Dienstag, 21. September 2010

Macht Geld glücklich?

Geld macht glücklich - oder nicht? Glücksforscher haben herausgefunden, dass Geld nur bis zu einer gewissen Summe glücklich macht - in reichen Industrienationen sind das im Schnitt ca. 60.000€ Netto-Jahresgehalt.

Damit man sein Glück noch mehr steigert, muss man mit dem "überschüssigen" Geld sinnvolle Dinge anstellen -was das genau sein kann, muss letztlich jeder selbst herausfinden. Fest steht aber, dass bloßer Konsum jenseits der "Glücksgrenze" von 60.000€ nicht zu mehr Glück führt. Dr. Stephan Lermer im Video von RTL:







gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: RTL Television GmbH

Dienstag, 6. Juli 2010

"Früh übt sich, wer später einmal viel verdienen will"

Obwohl sich Mädchen bis zur neunten Klasse gegenüber ihren männlichen Schulkameraden einen Wissensvorsprung von durchschnittlich einem halben Jahr (!) herausgearbeitet haben, bekommen sie im Erwachsenenalter deutlich weniger Lohn und Gehalt. Woran liegt das?

An der Intelligenz und am Fleiß jedenfalls nicht. Vielmehr sei es die "Wettbewerbsscheu" deutscher Frauen und Mädchen, die sie im Berufsleben ins Hintertreffen geraten lässt - wenigstens finanziell. Das behaupten Forscher der Uni Innsbruck, die vor kurzem eine umfassende Studie mit Jungen und Mädchen im Alter von 3 bis 18 Jahren durchführten.

Im Auftrag des Bonner Instituts zur Zukunft der Arbeit untersuchten sie die Wettbewerbsneigung von Kindern und Jugendlichen. Die Teilnehmer der Studie mussten Rechenaufgaben lösen und Wettläufe absolvieren. Sie konnten sich dabei aussuchen, ob sie lieber allein oder gegen andere antreten wollen. Die zweite Variante stellte dabei ein höheres Preisgeld in Aussicht. Die erste Variante war dagegen sicherer.

Tatsächlich nahmen über alle Altersgruppen hinweg Jungen zu 40% den Wettbewerb mit Gleichaltrigen an - und nur magere 19% der Mädchen. Matthias Sutter, einer der verantwortlichen Forscher, vermutet, dass die Wettbewerbsscheu der weiblichen Teilnehmer deren Erziehung geschuldet sei und rät: Das Wettbewerbsverhalten junger Mädchen und Frauen sollte nicht etwa zu Gunsten einer sozialverträglichen Einstellung unterdrückt ("bleib brav und bescheiden!"), sondern im Gegenteil gefördert werden.

Allerdings: Über mögliche negative Folgen einer derartigen wettbewerbsorientierten Erziehung schweigt die Studie, die gegenwärtig von Experten überpüft wird, bislang...



gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: Sutter, M.,
Rützler, D. Gender differences in competition emerge early in life. June 2010. IZA Discussion Paper 5015.

Dienstag, 16. Februar 2010

Autsch! Verlust von Geld kann schmerzhaft sein

Wer sich noch an Walt Disney's Lustige Taschenbücher erinnert, hat jetzt vielleicht den guten alten Dagobert Duck vor Augen: Nach finanziellen Verlusten ist der wahlweise erst einmal 'krank', zieht sich zurück oder krümmt sich, als ob er Schmerzen hätte.

Was im Comic überzogen dargestellt ist, kommt in milderer Form in der Realität allerdings auch vor. Wissenschaftler vom University College London beobachteten Versuchsteilnehmer, die in einem Wett-Spiel Geld verloren. Sie benutzten dazu fMRI (funktionelle Magnetresonanztomographie). Mit diesem röntgenähnlichen Verfahren konnten Sie den Gehirnen der Probanden bei der 'Trauerarbeit" zusehen.

Sobald die Teilnehmer einen Verlust erlitten hatten oder einen drohenden Verlust kommen sahen, wurden Hirnregionen aktiv, die auch bei körperlichem Schmerz und psychischer Trauer vermittelnd eingreifen. Diese Areale sitzen tief im Gehirn und erkennen Schmerz und Verlust bereits bevor diese Zustände uns überhaupt als Gefühle bewusst werden, ja sogar bevor wir überhaupt einen Verlust erleiden. Die Forscher um Ben Seymour vermuten deshalb, dass wir Schmerz und Angst in diesem frühen Zustand unterdrücken können, so dass wir noch handlungsfähig bleiben. Eventuell sogar, um drohenden Verlust zu vermeiden.

In weiteren Studien erhoffen sich die Forscher Aufschlüsse über die Entstehung von Spielsucht und unkontrollierbarer Angst vor drohenden Verlusten.


gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: Ben Seymour, Nathaniel Daw, Peter Dayan, Tania Singer, Ray Dolan
(2007). Differential encoding of losses and gains in the human striatum.
Journal of Neuroscience. 27(18):4826-31.

Freitag, 29. Januar 2010

Um was streiten sich Paare am häufigsten?

Natürlich: Um das liebe Geld.
Das belegt eine Studie des Organisationspsychologen Prof. Dr. Erich Kirchler der Universität Wien. 40 Paare überzeugte er davon, 1 Jahr lang über ihr Privatleben Tagebuch zu führen, anonym und im Dienste der Wissenschaft. Nachdem er die umfangreichen Daten der Paare erhalten hatte, kategorisierte und zählte er die Themen, die regelmäßig Streit zwischen den Partnern auslösten. Eindeutiger Sieger waren Themen, die mit Geld zu tun hatten.

Meist wurde der Streit durch die Frage ausgelöst, wie viel Geld für welche Freizeitaktivitäten ausgegeben werden solle. Hier merkt man, dass die Kompatibilität der Partner bei der Freizeitgestaltung eine wichtige Rolle spielt. Wenn die Partner ähnliche oder gemeinsame Interessen in ihrer Freizeit verfolgen, gibt es kaum Beziehungststress. Schwierig wird es nur, wenn einer der Partner 'besondere' Hobbies hat, oder sich die Partner einfach nicht auf das Urlaubsziel einigen können. Oder wenn 'Sparfuchs' auf 'Verschwender' trifft: Da kann schon der Gang zum Supermarkt zum Stein des Anstoßes werden.

Warum aber streitet man so erbittert übers Geld? Professor Kirchler hat aus seinen Befunden eine einfache Lösung herausgelesen: Beim Geld weiß es einfach jeder besser! Männer wie Frauen sind überzeugt, dass sie besser mit Geld umgehen als der Partner und außerdem mehr darüber wissen. So muss man natürlich dem Partner mit durchschlagenden Argumenten seine Sicht der Dinge beibringen - was nicht zwangsläufig im Streit enden muss, es dennoch aber oft tut.

Akzeptanz für die Sichtweise des Partner zu erlangen ist beim Geld gar nicht so einfach, denn schließlich ist Geld wichtig - es bildet die Lebensgrundlage beider Partner. Dennoch ist vernünftige Akzeptanz lernbar. Oder zumindest vernünftiges, sprich konstruktives Streiten. Denn Streiten gehört zur Partnerschaft, genauso wie gegenseitiger Respekt und die anschließende Versöhnung.



gepostet i.A. von Dr.Stephan Lermer
Quelle: Kirchler, E. Liebe, Geld und Alltag. Göttingen: Hogrefe

Dienstag, 26. Januar 2010

The less I have, the more I am a happy man...

Warum sich Reiche mehr Sorgen machen

Geld macht kurzfristig glücklich, langfristig aber kann es auch zur Bürde werden. Und das aus zwei Gründen: Erstens zeigen wissenschaftliche Studien, dass sich relativ reiche Menschen in Deutschland mehr Sorgen machen, alles zu verlieren. Dieser 'Schickedanz-Effekt', benannt nach der Erbin des Quelle-Konzerns, ist umso größer, je weiter man es finanziell gebracht hat.

Zweitens findet mit steigendem Reichtum ein Wechsel des Bezugssystems statt: Hat man ein bestimmtes finanzielles Niveau erreicht, so orientiert man sich nicht etwa nach 'unten', sprich: an eben jenem Niveau, das man vor dem Reichtum hatte. Statt dessen - schade ums Ego! - orientiert man sich meist an Menschen, die noch reicher sind. Wer als Neureicher mit seiner Yacht in den Hafen von Palma de Mallorca fährt, wird feststellen, dass es dort eben noch wesentlich größere Boote gibt - und setzt damit sein Glück auf's Spiel.

Forscher der Harvard-Universität führten zu diesem Phänomen des 'sozialen Vergleiches' eine interessante Studie durch: Sie gaben College-Studenten zwei Szenarien vor: 1. eine Welt, in der sie 100.000$ jährlich verdienen (nicht schlecht für einen Studienabgänger), alle anderen aber mindestens 150.000$. und 2. eine Welt, in der sie nur 50.000$ verdienen, alle anderen aber höchstens 30.000$. Die Studenten entschieden sich fast unisono für die zweite Welt, obwohl sie dort nur die Hälfte an Einkommen in Aussicht hatten.

Nach oben gerichteter sozialer Vergleich und die Angst, alles zu verlieren sind zwei der größten Glückskiller. Betroffen sind davon vor allem Menschen, die ihren Reichtum noch nicht lange besitzen. Das erklärt auch, warum das individuelle Glücks-Niveau von Lotteriegewinnern ein Jahr nach ihrem Millionengewinn wieder auf das Niveau vor dem Lottogewinn gefallen ist - oder sogar noch wesentlich darunter liegt. Der einzige Schutz vor solchen Gedanken ist: Bewegen Sie etwas in Ihrem Leben - für sich und für andere. Geld allein macht natürlich nicht glücklich - aber die Dinge, die wir damit machen können.


gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer

Dienstag, 15. Dezember 2009

Lohn macht glücklicher als Gehalt

Eine Abrechnung nach tatsächlich gearbeiteten Stunden macht die Beschäftigten glücklicher als ein festes Angestelltenverhältnis, bei dem monatlich ein immer gleich bleibendes Gehalt gezahlt wird. Das behaupten Forscher der Universitäten von Toronto, Los Angeles, London, Neu Delhi, Singapur und Washington DC in einer weltweiten Studie.

Für viele mag das seltsam klingen - verlangen wir doch gerade im sicheren Deutschland nach sicherem Gehalt, sicheren Renten und sicheren Anlagen. Doch die Daten der Studie "The Effect of Hourly Payment on the Money-Happiness Connection" sind nicht nur akribisch aufbereitet, sondern zudem konform mit psychologischen Theorien:

1) Einen Lohn für ihre tatsächlich geleistete Arbeit zu erhalten, gibt den Menschen ein Gefühl von Autonomie: Die Dinge in der Hand zu haben und selbst zu bestimmen, wieviel von seiner Arbeitskraft sie wem zu welchem Preis verkaufen. Damit einhergehend Gefühle von Stolz und Selbstwirksamkeit, wenn sie ein gutes monatliches Ergebnis erzielt haben.

2) Arbeitet man auf Stundenbasis, richtet man automatisch mehr Aufmerksamkeit auf die Bezahlung und das Verhältnis von Input (Arbeitskraft) und Outcome (Lohn). Damit bekommt man ein ganz anderes Verhältnis zur Entlohnung: Bei der Arbeit fokussiert man seine Bemühungen auf die wirklich wichtigen Dinge und die Zeit, die man dafür investiert. Auf Dauer bekommt man dadurch besser die individuell benötigte Work-Life-Balance hin.

Natürlich kann man nicht pauschal sagen, dass Löhne und Honorare immer zu mehr Produktivität und Glück führen als Gehälter. Für (nicht wenige) manche mag die Sicherheit im Vordergrund stehen, die mit einem monatlichen Gehaltseingang in fester Höhe verbunden ist. Viele Menschen werden aber offensichtlich erst so richtig glücklich, wenn sich ihre Entlohnung unmittelbar an das Geleistete knüpft. Ist es nun im Einzelfall sinnvoll, zum festen Gehalt einen flexiblen Lohn hinzuzufügen oder sämtlich auf Honorarbasis zu arbeiten? Im Zweifelsfall ist es wohl am besten, einfach einmal nachzufragen.



gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: DeVoe, SE, & Pfeffer, J (2009). When is Happiness About How Much You Earn? The Effect of Hourly Payment on the Money-Happiness Connection. Personality and Social Psychology Bulletin

Mittwoch, 26. August 2009

Psychologische Begriffe: "Wohlstandsparadox"

"The best things in life are free" lautet ein bekanntes Sprichwort. Was kümmert uns also das Kapital, das wir täglich anhäufen, umschichten, gewinnen, verlieren, vermehren, anlegen und ausgeben? Natürlich brauchen wir "genug zum Leben". Und dieses "genug" wird eben objektiv in Euro, Dollar oder Rubel gemessen. Wie steht es aber mit dem subjektiven "Genug", der Lebenszufriedenheit und dem Glück, das wir uns in unserer halb sozial, halb marktwirtschaftlich orientierten Kultur scheinbar oft kaufen müssen?




Die Gretchenfrage "Macht Geld glücklich?" wird von unseren Forschern mit einem klaren "Es kommt darauf an!" beantwortet. Als Wirtschaftswissenschaftler Mitte des vergangenen Jahrhunderts erstmals systematisch den Zusammenhang von Einkommen und subjektivem Glücksempfinden untersuchten, stießen sie bei ihren Langzeitstudien auf einen unerwarteten Befund: Obwohl sich die Kaufkraft der Menschen innerhalb von 50 Jahren durchschnittlich verdoppelte, wurden sie NICHT glücklicher. Dem Phänomen gaben die Forscher den Namen "Wohlstandsparadox".

Sie nahmen an, dass nicht unser absolutes Einkommen über unser Wohlbefinden entscheidet, sondern vielmehr das relative Einkommen, also die materiellen Güter, die wir in größerem oder kleinerem Umfang besitzen als relevante andere Menschen. Ein Experiment der Universität Harvard illustriert das anschaulich: Studenten sollten sich dort entscheiden, ob sie lieber in einer Welt leben wollten, in der sie 50.000$ im Jahr verdienten und alle anderen nur 25.000$ oder in einer Welt, in der sie 100.000$ verdienten, alle anderen aber 250.000$. Wie würden Sie entscheiden. Die Studenten waren sich jedenfalls relativ einig und entschieden sich für die erste Welt.

In Europa liegt die Einkommensgrenze, ab der wir nicht mehr glücklicher werden, derzeit bei 2000€ netto pro Monat. Wer lediglich 1000€ netto verdient, wählt auf der Glücklichkeitsskala druchschnittlich einen Wert von 66%. Bei 2000€ sind es bereits 79%, danach erhöht sich das Glück offensichtlich nicht mehr. Die Wirtschaftswissenschaftler folgern: Materieller Wohlstand besitzt einen abnehmenden Grenznutzen. Und sie überlassen das Feld einer neuen wissenschaftlichen Disziplin: Der Empirischen Glücksforschung.

Diese ist nun in der Lage, das Wohlstandsparadox weitgehend aufzuklären: Jeder Mensch besitzt zunächst einmal einen "Sollwert" seines individuellen Glücksempfindens und eine gewisse individuelle Bandbreite, innerhalb derer sich der momentane Glückswert befindet. Sollwert und Bandbreite sind weitgehend neurophysiologisch und damit genetisch festgelegt. Herr Müller hat z.B. einen Sollwert von 75% und befindet sich (vorausgesetzt es fanden keine wirklich gravierenden Lebensereignisse statt, wie Krieg, schwere Krankheit oder Verlust einer geliebten Person) zum Zeitpunkt X irgendwo in seiner persönlichen Bandbreite, zwischen 65% und 85%. Es ist also möglich, dass sich Herr Müller dauerhaft auf durchschnittlich 85% des maximalen Wohlbefindens aufhält, er wird aber niemals dauerhaft 100% erreichen, denn darauf ist sein Gehirn nicht ausgelegt. Unterstützt wird diese "Solllwert-Theorie" durch Ergebnisse aus der Zwillingsforschung.

Forscher wie der Linzer Professor Dr. Brandstätter und der Harvard-Psychologe Tal Ben-Shahar setzen sich seit Jahren dafür ein, den Wohlstand eines Landes nicht länger mit Bruttoinlandsprodukt oder Pro-Kopf-Einkommen anzugeben. Statt dessen sei es sinnvoller, einen Befindlichkeitsindex zu verwenden, der Glück, Wohlbefinden und Lebenszufriedenheit der Mitglieder zuverlässig zusammenfasst. Ben-Shahar spricht im Zusammenhang mit Glück von der "grundlegenden Währung" - alle anderen materiellen Bemessungsgrundlagen seien zweitrangig und nur Mittel zum Glück.

Zudem sind sich Wirtschaftswissenschaftler und Glücksforscher einig: Menschen gewöhnen sich sehr schnell an höhere materiellen Standards. Lottogewinner sind beispielsweise nach circa einem Jahr wieder so (un-)glücklich wie zuvor. Dieses Phänomen wird als "hedonistische Tretmühle" bezeichnet und impliziert, dass wir immer mehr brauchen, um unser Glücksniveau zu halten. Nach dem Luxusauto brauchen wir sozusagen die Luxusyacht, um uns noch einmal einen ähnlichen Glücksschub zu verpassen wie beim Autokauf.

Fazit: Reich werden macht nicht glücklich. Reicher werden aber sehr wohl. Zumindest kurzfristig.


gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer