Dienstag, 6. Juli 2010

"Früh übt sich, wer später einmal viel verdienen will"

Obwohl sich Mädchen bis zur neunten Klasse gegenüber ihren männlichen Schulkameraden einen Wissensvorsprung von durchschnittlich einem halben Jahr (!) herausgearbeitet haben, bekommen sie im Erwachsenenalter deutlich weniger Lohn und Gehalt. Woran liegt das?

An der Intelligenz und am Fleiß jedenfalls nicht. Vielmehr sei es die "Wettbewerbsscheu" deutscher Frauen und Mädchen, die sie im Berufsleben ins Hintertreffen geraten lässt - wenigstens finanziell. Das behaupten Forscher der Uni Innsbruck, die vor kurzem eine umfassende Studie mit Jungen und Mädchen im Alter von 3 bis 18 Jahren durchführten.

Im Auftrag des Bonner Instituts zur Zukunft der Arbeit untersuchten sie die Wettbewerbsneigung von Kindern und Jugendlichen. Die Teilnehmer der Studie mussten Rechenaufgaben lösen und Wettläufe absolvieren. Sie konnten sich dabei aussuchen, ob sie lieber allein oder gegen andere antreten wollen. Die zweite Variante stellte dabei ein höheres Preisgeld in Aussicht. Die erste Variante war dagegen sicherer.

Tatsächlich nahmen über alle Altersgruppen hinweg Jungen zu 40% den Wettbewerb mit Gleichaltrigen an - und nur magere 19% der Mädchen. Matthias Sutter, einer der verantwortlichen Forscher, vermutet, dass die Wettbewerbsscheu der weiblichen Teilnehmer deren Erziehung geschuldet sei und rät: Das Wettbewerbsverhalten junger Mädchen und Frauen sollte nicht etwa zu Gunsten einer sozialverträglichen Einstellung unterdrückt ("bleib brav und bescheiden!"), sondern im Gegenteil gefördert werden.

Allerdings: Über mögliche negative Folgen einer derartigen wettbewerbsorientierten Erziehung schweigt die Studie, die gegenwärtig von Experten überpüft wird, bislang...



gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: Sutter, M.,
Rützler, D. Gender differences in competition emerge early in life. June 2010. IZA Discussion Paper 5015.