Montag, 5. Oktober 2009

Wann macht uns Arbeit glücklich?

Kaum ein Lebensinhalt weckt so gemischte Gefühle wie die Aktivität, mit der wir die zweitmeiste Zeit unseres Lebens verbringen: Arbeit.

Wann fühlen wir uns bei der Arbeit gut, empfinden dabei Stolz und Freude und können längerfristig Glück schöpfen? Der US-Glücksforscher Mihaly Csikszentmihaly hat diese Fragen zum Hauptinhalt seiner eigenen Forschungs-Arbeit gemacht. Und er lebt damit vor, was er in seinen Studien über das Verhältnis von Glück und Arbeit während der Jahre seines Schaffens herausgefunden hat.

  1. Arbeit macht uns dann glücklich, wenn wir fühlen, dass wir eine Mission haben, die wir mit unserer Arbeit verfolgen können. Fragen Sie sich einfach einmal: Welches gesellschaftliche Bedürfnis wird durch die Ergebnisse meiner Arbeit befriedigt (z.B. Kranke heilen, Gerechtigkeit gewährleisten, Wissen weitergeben, ...)? Und: Warum sollte die Gesellschaft die Art von Arbeit, die ich tue, mit Status oder Privilegien belohnen? Vergegenwärtigen Sie sich also, welchen gesellschaftlichen Nutzen Ihre persönliche Arbeit hat.
  2. Ein guter Weg zum Glück im Job besteht darin, sich Vorbilder zu suchen, die "gute" Arbeit leisten ('gut' im Sinne von 'sinngebend' und 'qualitativ hochwertig'). So findet man nicht nur heraus, welche Art von Arbeit am besten zu einem passt, sondern auch, auf welche Art die eigene Arbeit am besten und am sinnvollsten gelingt. Fragen Sie sich also: Welche Kollegen werden ihrem Beruf oder ihrer Berufung am besten gerecht und warum? Und: Welche "Qualitätsnormen" gibt es innerhalb meiner Berufssphäre?
  3. Wahrscheinlich am wichtigsten ist aber, ob man den eigenen Beruf und die damit verbundenen Tätigkeiten mit sich selbst moralisch vereinbaren kann. Fragen Sie sich deshalb: Bin ich auf mich und meine Arbeit stolz, wenn ich morgens in den Spiegel schaue? Würde ich in einer Welt leben wollen, in der sich jeder so verhält wie ich? Und: Welche moralischen Grenzen möchte ich in meiner Arbeit nicht überschreiten und warum?
Diese Fragen helfen, den eigenen Beruf und die damit verbundenen Tätigkeiten darauf hin zu untersuchen, ob man als Mensch und Person damit einverstanden ist. Lassen Sie sich dabei ruhig auch von Ihren Gefühlen leiten. Sie sind ein in persönlich wirklich wichtigen Dingen oft (aber nicht immer, siehe unsere Donnerstags-Reihe!) ein besserer Ratgeber als kühle Kalkulation. Und scheuen Sie nicht davor zurück, etwas neues zu wagen, wenn Sie ein besseres Gefühl dabei haben. Fragen Sie sich einmal ganz grundsätzlich: Wollen Sie wirklich einen Großteil Ihres Lebens mit etwas verbringen, das Sie nicht mit Ihren innersten moralischen Standards in Einklang bringen können?


gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer
Quelle: http://www.goodworkproject.org/