Dienstag, 22. Juni 2010

Teufelskreis von Depression und anderen körperlichen Erkrankungen

Seit langer Zeit schon debattiert man in der medizinischen Forschung darüber, was zuerst kommt: Depression oder körperliche Krankheit?

Klar, körperliche Leiden führen zum persönlichen Rückzug, reduzieren unsere sozialen Kontakte und senken damit die Ausschüttung von glücksfördernden Substanzen im Gehirn. Was wiederum einen Teufelskreis aus schlechter Laune und Rückzug in Gang bringen könnte.

Andererseits: Dieser Teufelskreis könnte auch bei depressiver Stimmung beginnen. Denn diese, auch das ist seit Jahren bekannt, hat längst nicht nur psychische Auswirkungen, sondern bringt zudem unser Immunsystem durcheinander.

Den Streit um Henne und Ei haben jetzt US-Forscher zugunsten der Depression entschieden. Dr. Jesse Stewart, Klinischer Psychologe an der University of Indianapolis stellte zusammen mit seinen Kollegen ein 6-jähriges Forschungsprojekt auf die Beine, das den Zusammenhang von Depression und immunschwächebedingten Herz-Kreislauf-Erkrankungen klären sollte.

Seine Versuchsteilnehmer- zu Beginn der Studie zwischen 50 und 70 Jahre alt - wurden kontinuierlich zu depressiven Symptomen befragt und auf das entzündungsfördernde Protein Interleukin-6 hin untersucht. Dieses Protein kommt immer dann vermehrt im Körper vor, wenn das Immunsystem geschwächt ist - durch körperliche oder eben psychische Krankheiten. Sein vermehrtes Vorkommen hat gravierende Auswirkungen: Interleukin-6 ist einer der Hauptverantwortlichen für schwerwiegende Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Über die 6-jährige Studienzeit war der Zusammenhang nun eindeutig: Erst kam die depressive Verstimmung, dann folgte vermehrte Produktion des Proteins, anschließend wurden die Teilnehmer leicht bis ernsthaft krank.

"Die gefundene entzündungsfördernde Wirkung der Depression könnte ein wichtiger Weg sein, über den die Depression sozusagen 'unter die Haut' geht" sagt Dr. Stewart. "Diese Verbindung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Depression zeigt uns auch, dass es sowohl psychische als auch körperliche Gründe gibt, Depressionen nachhaltig zu behandeln."


gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer

Quelle: http://psych.iupui.edu/users/jstew/