Donnerstag, 3. September 2009

"Zwei Dinge zur selben Zeit zu tun heißt, nichts zu tun"

Das wusste Publilius Syrus schon über 2000 Jahre bevor wir am Steuer telefonierend den Verkehrsfunk abhörten und gleichzeitig unsere Kinder sanft darauf hinwiesen, endlich ruhig zu sein.

Ganz so dramatisch ist es zwar nicht, aber das viel beschworene Multitasking ist kürzlich wieder etwas in Frage gestellt worden - durchStudien der renommierten Professoren David Meyer von der University of Michigan und Marcel Just von der Carnegie Mellon University.

Professor Meyer ließ seine Studenten verschiedene Kopfrechen-Aufgaben bearbeiten. Für eine Zeit lang sollten sie dabei nur dividieren, danach kamen Multiplikationsaufgabem, anschließend Subtraktion und Addition. Zwischen diesen 'Blöcken', in denen jeweils nur eine Grundrechenart vorkam, befanden sich Serien von gemischten Aufgaben - das heißt, Meyer wechselte eine Zeit lang ständig die Aufgabenart (von Addition zu Division zu Subtraktion usw.). Bei diesen Wechseln brauchten die Studenten länger zur Lösung der Aufgaben: Durchschnittlich 1 Minute für 10 Multiplikationsaufgaben am Stück, aber 1 Minute und 20 Sekunden für gemischte Multiplikations- und Divisionsaufgaben von gleicher Schwierigkeit.

Interessant wurde es im zweiten Teil des Experiments: Professor Just benutzte fMRI (funktionelle Magnetresonanztomographie), um den Gehirnen seiner Probanden beim Arbeiten zuzusehen. Er zeigte ihnen komplizierte Sätze, während sie gleichzeitig geometrische Objekte mental rotieren lassen mussten - beispielsweise einen Würfel in Gedanken um mehrere Achsen drehen. Das Verstehen komplizierter Sätze und das Rotieren komplizierter Objekte beanspruchen verschiedene Hirnareale. Und so ging Just eigentlich davon aus, dass sich die beiden Aufgaben nicht gegenseitig behindern, oder zumindest: Jedes der beiden Hirnareale sollte härter arbeiten und insgesamt sollte die Anstrengung zunehmen.

Das überraschende Ergebnis: Die Hirnareale fürs Verstehen und Rotieren arbeiteten beide ineffizienter, wenn sie gemeinsam gebraucht wurden. Fazit: weniger Brainpower für jede einzelne Aufgabe bei Multitasking!

Die gute Nachricht: Multitasking ist trainierbar. Professor Meyer hat Trainingsstudien durchgeführt, die demonstrieren, dass man mit einiger Übung ein oder mehrere simultane Tätigkeiten soweit routinieren kann, dass weniger Ressourcen dafür notwendig sind. Meyer betont allerdings: "Man kommt relativ schnell an die Grenzen der Trainingseffekte." Sein Rat deshalb: "Wenn Sie es vermeiden können: Multitasken Sie nicht."


gepostet i.A. von Dr. Stephan Lermer